Bulletin Nr. 8 – Great Ocean Tour mit Felix

Bulletin Nr. 8 – Great Ocean Tour mit Felix
(Inhalt: der Einfachheit halber Originaltagesberichte ohne Grob- und Feinschliff)

„Wer fliegt ist schneller, wer fährt sieht mehr“
27.12.17 – 9 Uhr Wilfried Abfahrt in Brisbane nach Melbourne mit dem Zug
27.12.17 – 19 Uhr Felix Abflug in Brisbane

27.12.17 – 22,30 Felix Ankunft im Hotel in Melbourne
28.12.17 – 7,30 Wilfried Ankunft in Sydney – umsteigen 900km
28.12.17 – 18,30 Wilfried Ankunft in Melbourne 700km

29.12.17 1. Tag G.O.T Melbourne – Colac – aus 4-Akt-Drama wird Murphys Day
Der Tag wird in die Geschichte eingehen als Europcar-Paps-Felix-Drama in mehrere Akten.
Akt 1
Frohgemut fahren wir mit dem Taxi und Gepäck zu Eurocar-Melbourne und stellen uns in die Reihe der Wartenden. Am Schalter angelangt lehnt Mr. Adam ab, meine Papiere anzuerkennen, weil ich neben dem Pass und dem Original Int. Führerschein den deutschen Führerschein nur als Kopie dabei habe. Wie immer und auch wie in Sydney, als ich lediglich darauf hingewiesen wurde, dass ich Probleme mit der Polizei bekommen könnte. Das wären aber meine und nicht die von Europcar.
In Melbourne ticken die Uhren anders – sprichwörtlich wegen einer anderen Zeitverschiebung. Das Auto könne nur von Felix ausgeliehen werden.
Akt 2
Es stellt sich schnell heraus, dass der salopp gekleidete Typ auf Vorschriften sitzt und seinen Arsch sonst wo abgegeben hat. Mein Führerschein könne ja eingezogen worden sein, weshalb die Kopie nicht mehr gültig sein muss. Dass dann der Original Internationale auch eingezogen worden wäre, kapiert er nicht, trotz Klimaanlage im Raum. Felix ist bereits auf 150, weil klar wird, er muss fahren und er schon weiter denkt, dass ich dann von Adelaide mit dem Zug zurückfahren muss. Lösungen bietet ADAM nicht an, eine Eva wäre vielleicht flexibler gewesen. – Wir schlagen vor, dass wir vom Konsulat Melbourne eine Bestätigung besorgen, dass die Papiere gültig sind. Aber das Honorarkonsulat hat über Weihnachten/Silvester geschlossen und verweist mit einem Papier an der Tür nach Sydney. Felix ruft an und tatsächlich wäre es möglich, wenn wir die Kopien der Papiere als PDF dorthin mailen, etwas zu tun. Allerdings, bis 12 Uhr. Dann ist auch dort Schluss.
Wir tun es und gehen wieder zum Europcar um den Autopapst nochmals zu beackern, sich einen Service-Ruck zu geben. In meinem besten Badenglisch mache ich ziemlich deutlich, wie verärgert ich bin, aber der Typ würde eher in den Apfel von Eva beißen, als sich nur einen mm zu bewegen. Eine Chance wäre, dass ich einen Antrag auf Ausstellung eines neuen Führerscheins in Deutschland stelle und die Kopie des Antrags vorlege. Am Freitag 31.12.17 um 13 Uhr schlafen die Sachbearbeiter noch, denn in Deutschland ist es gerade 3,30 Uhr. Es gibt bessere Witze. Felix ist bei 190 angekommen, unterdrückt aber seinen Frust immer noch sehr gekonnt als Businessman.
Akt 3
Wir sitzen im Auto vor dem Europcar Büro und kurz nach 12 bekommt Felix die Meldung vom Handy, dass sein Mail an die Botschaft wegen Überschreitung der Datenmenge um 1 MB nicht zugestellt wurde. Schlagartig verdoppelt sich das Fieber des Wutthermometers auf 380°. Gut, dass unser Auto eine passable Schallisolierung hat und so die Fußgänger nicht in Panik geraten oder die grüne Minna anrufen. Die Wut ist verständlich und richtet sich jetzt gegen das Handy bzw. der dahinterstehenden Digital-World-Company und natürlich auch gegen mich, da der fehlende Originalführerschein tatsächlich ursächlich zu dieser Situation geführt hat.
Für mich ist längst klar, dass diese Situation zwar in meinem Fall auf meinen bewussten Verzicht auf das Mitnehmen des Originals zurückzuführen ist, aber sich eine ganz andere Frage grundsätzlicher Art stellt. Wenn ein Urlauber seinen Führerschein verliert oder er wird geklaut – beide Gründe waren der Anlass diesen zuhause zu lassen – was macht er dann? Ich habe noch eine Kopie vom Original, aber selbst bei meinen Papieren gibt es solche Probleme und keinen vernünftigen Vorschlag des Vermieters. Ab jetzt ist klar, Mr. Adam ist ein Korinthenkacker und kein Korinthenesser.
Es hilft alles nichts. Nach dem Abflauen des ersten Orkans wird klar. Wir müssen fahren, weil wir sonst die Great Ocean in Melbourne im Internet mit Google Street View fahren müssen. Geht auch, ist aber ziemlich anstrengend.
Akt 4
Felix fügt sich in sein Fahrerschicksal und fährt lost im Linksverkehr in einer Millionenstadt. Und siehe da, in kurzer Zeit läuft alles ganz normal und die Seele beruhigt sich nach der Auffahrt auf die Autobahn Richtung Torquai, dem eigentlichen Beginn einer der schönsten Straßen der Welt.
Der aufkommende Regen und das dunkle Wetter stören zwar die aufkommende Verbesserung des Stimmungsbarometers, aber der Start ist geschafft. Die Great Ocean Tour hat mit der Aufführung eines großartigen Sommertheaterstückes begonnen und wir durften zwei der 3 Hauptrollen spielen.

Die ersten Städtchen am Anfang der Tour sind breitflächige Feriendörfer mit geparkten Autos ohne Ende. Auch der Verlauf der Straße normal und unspektakulär. Den ersten Aussichtpunkt „Bells Beach“ verlassen wir bei Regen, denn das Farbenspiel des Ozeans trägt heute die Farbe „grau in grau“ und passt sich der Stimmung an, anstatt sie mit „blau in blau“ zu ändern.
So bleibt das auch bei weiteren Aussichtpunkten, aber inzwischen fährt Felix wie ein Profi die Kurven und regt sich auf, wenn die Sonntagsfahrer seinen Stil bremsen. Die Straße wird zum Aufheller und zum Schluss geht es noch zu Teddys Lock Out – einem wirklich wunderbaren Platz hoch oben über dem Meer mit tollem Blickfenster – aber dunkle Wolken und Regentropfen können kein Türkis produzieren. Auf dem Weg nach Colac – 60km im Inland gebucht, da keine Zimmermehr am Meer frei waren – die Überlegung evtl. bei gutem Wetter nochmal am nächsten Tag vorbeizukommen. Der Punkt in blau wäre eine echte Sau.
Da Appartement in Colac ist ok, wenn auch nur ein Zimmer mit 3 Betten mit dem üblichen nächtlichen Problem. Wer aber Mr. Korinth überlebt, überlebt auch eine Schnarch Nacht.
Ich rufe um 20 Uhr das Landratsamt in Offenburg an – die Zeitverschiebung macht es möglich – und erreiche eine Frau Schweiger. Sie ist zunächst über den Anruf aus Australien völlig platt, verspricht aber, mir die Führerscheinauskunft als PDF zu mailen. Nach 15 Minuten ist diese auch da. Leider nur ein Computerauszug, aber andere Bestätigungen werden nicht ausgestellt. Felix leitet das Originalmail mit einigen erklärenden Sätzen an Mr. Korinth. Dann gehen wir essen.

Statt Steak gibt´s Thai Food, was sich bei Felix eher als zerstörender Taifun herausstellt, was den Geschmack angeht. Mit dem Essen war endgültig klar, dass uns heute Mr. Murphy persönlich begleitet hat. Mein Essen war ok, aber sicher kein Schlemmergenuss. Die Wetteraussichten für die nächsten Tage hellten die Gedanken nicht auf. – Vielleicht ein guter Traum oder eine durchschlafene Nacht trotz meiner nächtlichen Weckrufe.
Ich bin mir sicher, dass sich bis Adelaide alles geklärt hat. Felix ist überzeugt, dass sich nichts klären wird. So verschieden kann man Situationen beurteilen. Und am Ende? – so viel wird nicht verraten. Es wird in vielen tangierten Bereichen eine richtige Überraschung.

30.12.17 2. Tag G.O.T. – Colac – Port Fairy – die Sensationen
Um 7 Uhr brummt das Handy „Guten Morgen“. Draußen Wolken und Nieselregen. Gerade heute am Tag der Tage, an dem „The verry biggest ones of Great Ocean Road“ warten.
Ein Hammertag also und es sollte einer werden in vielerlei Richtungen. – Beim Auto einsteigen waren es nur noch Wolken, aber kühle 14 Grad. – Vor der Abfahrt mussten noch die Vorsorgemaßnahmen gegen die Zuckerlöcher des Tages getroffen werden, d.h. Mrs. Woolworth war die erste Frau des Tages, der wir einen Besuch abstatteten. Scheibenkäse, Türkisch Brot, Schinken, Trauben, Äpfel, Wasser. Alle Märkte gleich eingerichtet, also schneller Durchmarsch.

Das Wetter wird nicht besser, die Laune von Felix dementsprechend. Trotzdem entscheiden wir, nochmals Teddys Look Out anzusteuern. Ein Umweg von 50km, aber falls dort Sonnen scheinen würde, dann wäre der Start in den Tag gerettet. „No risc, no fun“. Felix fährt schon wie der Teufel, oft etwas knapp am linken Fahrbahnrand entlang, aber nur knapp, nicht daneben. Das hat er von mir übernommen, weil ich beim Fahren auch den linken Rand bevorzuge. Das hat Vorteile, wenn einem die an der Mittellinie orientierten Angstfahrer entgegenkommen.

Wir kommen bei Teddy an und sind alleine auf der Plattform und…. die Sonne bricht in diesem Moment durch und ein Stück blauer Himmel wird sichtbar. Das Meer verfärbt sich binnen Sekunden in alle Bau- und Türkistöne und der Himmel hatte ein Machtwort gesprochen. Ungläubiges Staunen bei Felix, ich war mir irgendwie sicher, dass es nach dem Murphy-Tag von gestern heute einen Ausgleich geben würde. Heller Sonnenschein und helles Gesicht des Zweiflers. Jetzt konnten die anderen Hämmer kommen. Ich prophezeite, dass auch die Sonne bei unserem Eintreffen scheinen wird und erntete natürlich ein Kopfschütteln über so viel Optimismus mit so wenig handfestem Argumenten.

Und es war beim ersten Punkt, dem Otway Lighthouse, einem alten Leuchtturm genauso. Wir waren vor dem ersten Ansturm auf dem Turm und konnten 3 Minuten die Umgebung genießen und die Sonne knallte, als wenn sie uns auf dem Turm sagen wollte, auf euch habe ich schon Stunden gewartet. – Der Wind auf dem Rundgang war so stark, dass man sich schief legen konnte und nicht umfiel. Minuten, die man nie vergessen wird. – Ein 3-Minuten Film von der Plattform sollte den Moment festhalten für zuhause. Und dann war es soweit, wie angenommen. Die Flurprozession zum Turm hatte begonnen Die ersten Busse waren gekommen und ab jetzt hieß es für den Turm nur noch. Rummel, Bummel, klick, klick, klick – die Busse von gestern sind zurück.
Bei den Flurprozessionen in meiner Kindheit, mussten wir beten und singen, damit meiner Erinnerung nach die Früchte des Feldes gut gedeihen und mit der Erntedankprozession der Saat-Ernte-Ring mit Gottes Hilfe und alle ernährend geschlossen werden konnte.

Während der Turm zu ächzen begann, saßen wir im Auto und fuhren zum nächsten Punkt, den Gibson Stepps. In den Stein gebaute Treppen, die ca. 40m an einer senkrechten Wand an den Strand führen. Imposant und beeindruckend, wenn man als kleiner Punkt am Strand steht vor den übermächtigen Wänden und die ersten Blicke zu den ersten Aposteln werfen kann, die sich um die Kurve rum am Strand rumlümmeln. –

Ein erster Blick auf den Look Out-Point der 12er-Bande vorhersagt eine Verheißung in Sachen Völkerverständigung über alle Steine hinweg.
Als wir mit unserem Auto ankommen, werden wir bereits auf einen Ausweichparkplatz – einem Grasacker – geleitet. Dort stehen bereits ca. 200 Autos und auf der Wiese daneben starten unablässig Hubschrauber zum 12-Apostel-Flug. Vermutlich 12 Minuten. Mehr auf keinen Fall.
Wir marschieren einen Weg zur Apostelbasilika, dem Touristenzentrum für die 2 Mio. Besucher jährlich. Entspricht einem Tagesbesuch von ca. 5500 Menschen im Schnitt. An Tagen wie unserem in den Sommerferien Australiens, dürften über den Tag verteilt ca. 30 bis 40000 Menschen den Aposteln die Aufwartung machen. – Nach Gefühl und Autos geschätzt waren mit uns 2000 bis 3000 Menschen im Auf- und Abmarschgebiet.

Nur der Uluruh wird noch häufiger besucht!!!! – Nach der Wanderung auf dem 2m breiten Steg zum Apostel-Look Out, bei der wir natürlich auch zu denen gehören, welche letztendlich die Massen bilden, flog mir ein ganzer Berg vom Herzen, dass ich mich gegen einen Besuch des roten Felsens entschieden hatte. – Solche Massenaufläufe muss man vertragen oder sogar lieben im Sinne der Völkerverständigung. Für mich habe ich bei den 12 Aposteln endgültig entschieden, dass ich auf solche Spektakels verzichten kann. – Nicht nur ich. Auch 4 Apostel sind inzwischen im Meer versunken, weil ihnen wahrscheinlich beim Anblick der täglichen Menschenkolonne schwindelig wurde, was in dem tosenden Ozean das Ende bedeutet.
Diese Abtrünnigen zählen aber auch in zusammengesunkenem Zustand noch mit, weil sonst die Zahl 12 nicht erreicht wird, die nun mal bei diesem Ensemble sehr wichtig ist. 8 Apostel ließen den Schluss zu, dass vier aus der Truppe vorzeitig den Herrn verlassen haben.

Einer der 8 wird nach meiner Einschätzung auch bald die Schnauze voll haben von den vielen Blicken und dürfte fallen. Dann könnte man die Felsen als „Sieben Schwaben“ bezeichnen, die als Tölpel für sieben Charaktertypen durchs Leben gehen und am Ende gegen ein Untier kämpfen, das sich als Hase herausstellt. – Das wäre auch eine Anerkennung der deutschen Siedler, die einst nach Australien kamen um das Cooksche Erbe europäisch zu verwalten. Es waren zwar nur wenige Schwaben – denen war die Reise zu teuer – aber bezüglich der Sparsamkeit wesensgleich.

Aus Wiki: Die 12 Apostel in Australien (The Twelve Apostles) befinden sich direkt an der legendären Great Ocean Road in der Region Süd Westen (Victoria) und sind eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten des roten Kontinents. Im Port Campbell National Park kann man die zwischen Princetown und Port Campbell entstanden Naturphänomene bewundern. Knapp 12 km fährt man vom Zentrum Port Campbells und etwa 6 km sind es von Princetown zu den 12 beziehungsweise nur noch 8 verbliebenen Kalksäulen im Südpolarmeer. Man sagt den 12 Aposteln nach, dass sie direkt nach dem ULURU (früher Ayers Rock) die am zweithäufigsten fotografierte Touristenattraktion in Australien sind. Schätzungen zufolge schauen sich jährlich circa zwei Millionen Besucher die Twelve Apostles in Victoria an.

Nach dem Schock bei den Heiligen kam dann am Lorch George der nächste und außerdem ein weiter Fußmarsch, da die Parkplätze überfüllt waren. Es handelt sich dabei um einen wirklich wunderschönen Einschnitt in die Klippenwand mit einer Bucht mit Sandstrand. Hierher fuhren noch noch ca. 30% der Apostelfans, was bedeutet, dass der Wendepunkt der Busse spätestens hier angesiedelt ist. – Der Rückweg nach Melbourne muss am gleichen Tag geschafft werden.

Wenige km später kommt bereits der Arch, ein Felsbogen im Meer mit kleinem Parkplatz und überschaubarer Besucherzahl, was sich bei der London Bridge wiederholt. Hier hat die Natur 1990 dafür gesorgt, dass eine Felsbrücke zum großen Felsen im Meer abgestürzt ist. Die Leute auf dem Felsen mussten mit dem Hubschrauber geborgen werden. Mit etwas Pech wäre dieser Flug bereits beim Einstürzen fällig geworden, allerdings in eine andere Richtung im Dauerflug.
Die Felsenformation De Grotto kann man nur sehen, wenn man Stufen bis zum Meeresspiegel hinabsteigt. Eine wunderschöne Felsengrotte mit Durchgangsloch ins Meer . Beim Hinabsteigen erwartet man automatisch eine Marienstatue an der Wand. Kommt aber nicht. Muss man sich vorstellen. Bei den beiden letzten Sehenswürdigkeiten geht es um die Bay of Martyrs, einen großen Fels im Meer mit großem Naturstrand daneben und dem Bay of Island, einer großen Bucht mit einer sehenswerten Felsformation

Ein lange Tag mit vielen wirklich wunderschönen Naturmotiven, die meisten mit Sonne, die uns fast bei allen Punkten den Himmel öffnete. Aber auch die Einsicht, dass alleine das Sehen dieser Punkte nicht das Feeling bringt, was hängen bleibt. Das intensive Wahrnehmen ist an Punkten schwer, wo viele Menschen auch das Naturwunder sehen und fotografieren möchten. Man nimmt wahr, versucht zu verinnerlichen und fährt weiter. Am Abend ist man voll von Eindrücken. Hängen bleibt wohl Teddys Look Out und der Leuchtturm. Die anderen Punkte waren mehr oder weniger Felsen und Klippen am Ozean mit wunderbaren Ausblicken. Hängen bleibt leider auch der Apostel-Horror-Event. Sowas zu vergessen geht gar nicht.

An Ende der Fahrt kommen wir nach Port Fairy – einer eigentlich schönen kleinen Stadt mit ca. 50 erhaltenen Viktorianischen Häusern, aber fast alle beklebt mit Werbetafeln der Geschäfte. Hier dürfte mit der Zeit ein Umdenken stattfinden und der historische Stadtkern wieder rückgebaut werden. Aber dieses Bewusstsein muss sich erst noch im Land und in den Köpfen vieler entwickeln. Ein Spaziergang durch den ruhigen Hafen rundet den Tag in Ruhe ab und die Mitnehmpizza im guten Motel Zimmer macht satt und müde. Die Great Ocean Route wäre geschafft, von Felix gefahren, von mir fotografiert als Beifahrer.

Von hier aus geht es immer der Straße nach Richtung Adelaide, aber zuallererst nach Kingston, unserem Silvesterort. Und unterwegs noch zu einem blauen Vulkansee, der nur im Sommer blau scheint und im Winter wieder grau wird, was mit den Wassertemperaturen zusammenhängen soll.

31.12.17 3. Tag – G.O.T. Port Fairy – Kingston – am indischen Ozean entlang
Eine schöne Fahrt ohne viel besuchte Looks von Port Fairy über Portland, Nelson nach Mount Gambier. Bekannt wegen des blauen Vulkansees, der wirklich mehr als eindrucksvoll aus dem Krater hoch schaut und uns fixiert mit seinem tiefblauen Auge. Wir fahren eine Runde um den See und ich bekomme meinen 11 Uhr Cappu fast pünktlich.
Danach geht es weiter an der Küste entlang an verschieden kleineren Orten vorbei mit Looks auf den indischen Ozean – und immer wieder Sonne genau dann, wenn wir am Wasser sind. In Portland sehe ich Containerschiffe auf dem Meer, einen Moment denke ich an den Abschied von Australien, der am 11.1.18 in Melbourne zelebriert wird. Danach sehe ich die ganze mit dem Auto gefahrene Küste vom Meer aus, soweit die Sicht das ermöglicht.
Am Silvesternachmittags treffen wir in Kingston einem, einem 1200 EW-Dorf mit etwas Tourismus. Total ruhig, kein Verkehr, direkt am Strand mit einigen alten Häusern aber vielen neuen Häusern als Ferienwohnungen. Alles sehr gepflegt Das Motel liegt in der 1. Reihe, kein Meerblick aus dem Innenhof, aber eine sehr gepflegte Anlage. Felix hat zwei Wohnungen genommen, damit die Silvesternacht kein Schnarchtrauma für 2018 auslöst. Und die Zimmer haben die Nr. 24 und 25, was auch die Verteilung über den jeweiligen Geburtstag einfach macht.
In diesem Ort soll Frau Cook, Ehefrau von James, einmal an Land gegangen sein auf einem Steg, der 300m in den Ozean gebaut ist, damit die Segelschiffe anlegen konnten. Angeblich hat sie hier in der noch bestehenden Fischbude gegessen, vermutlich einen Fischburger. Sushi gab es damals noch nicht.
James war wohl nicht dabei, weil sonst mindestens ein Denkmal hier stehen würde. Überall wo er in Australien an Land ging oder gegangen sein soll, gibt es einen Look Out. Dort stehend, kann man sich mit geschlossenen Augen durchaus die Endeavour (Expeditionsschiff von James Cook) vorstellen, wie sie in tosender See vor der Küste liegt und sich James, stehend mit dem Fernrohr am Auge, von seinen Mannen an Land rudern lässt. Dort verkündet er den Ureinwohnern, dass sie nun englische Staatsbürger 4. Klasse sind und unter dem Begriff „Wilde“ geführt werden.
Die Frage ob gute oder böse Wilde, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht entschieden, hatte aber in der Folgezeit entscheidenden Einfluss auf den Umgang mit dem eroberten Volk, das selbst aus hunderten von Stämmen bestand mit unterschiedlichen Sprachen und Kulturen. Ein interessantes Buch zu den Aborigines, ihren Sprachen, ihrem Leben und Ihrem Glauben gibt viele Informationen, die als Grundlage dienen können, die Geschichte Australiens besser zu verstehen. (Die Aborigines Australiens (Beck’sche Reihe))
Kleiner Einwurf: Der Geschichte nach, hat sich Mrs. Cook in England später sehr negativ über die „Wilden“ geäußert und so das Denken der Engländer über die Aborigines in jener Zeit mitgeprägt. Ich kann mir vorstellen, dass dieses negative Reden durchaus persönlichen Gründen und Erfahrungen geschuldet sein könnte:
Meine beiden Thesen dazu:
These 1: James Cook hatte ein Verhältnis mit einer Aborigine und die Eifersucht trug zu dem falschen Reden über das Volk bei. Man weiß ja, wie über solche Frauen gelästert wird.
These 2: Frau Cook hatte ein Auge auf einen stolzen Aborigine geworfen, aber der machte sich nichts aus der Dame, was wiederum den gleichen Effekt gehabt haben könnte. In diesem Falle wäre der verletzte Stolz der Lady die Antriebsfeder.
Leider haben keine Untersuchungen in dieser Richtung stattgefunden und die beiden Thesen werden deshalb für immer Thesen bleiben.
Silvester 2017
Um Silvester zu feiern haben wir beim Einkauf des Pica-Pica-Silvestermenues im daneben liegenden Alkoholladen auch eine Flasche Wein (die billigste für 10 Euro, aber trotzdem sehr gut) zwei Dosen Bier zum Anstoßen und 4 kleine Cola in original Glasflaschen gekauft. – Damit sollte der Abend in Kingston einen würdigen Silvesterbrauch von zuhause ersetzen können. Raclette hätten wir eh nicht zelebrieren dürfen wegen der möglichen Beweihräucherung aller Motel Zimmer mit Käse aus der Schweiz.
Bevor die Sonne um 20,33 sich in den Ozean baden legte ging es noch bei herrlichem Sonnenschein zum alten Leuchtturm bei angenehmen 20°. Und einmal auf den langen Mrs. Cook-Steg, der 300m auf den Indischen Ozean hinausführt und der uns um Mitternacht in das neue Jahr führen sollte.
Von 19 bis 20 Uhr gab es dann wegen dem aufkommenden Zuckerloch bei Felix das Silvester-Schlemmer-Pica-Pica wie zuhause. – Schinken, Salami, Oliven, Käse, Toastbrot, Tomaten und Reste. Eigentlich war ein fürstliches Essen im Gasthaus des Motels geplant, aber die hatten geschlossen. Der mögliche Ersatz waren zwei dunkle Pubs, die wir uns auch angeschaut hatten. Aber lieber Wasser und Brot im eigenen Heim, als mit biertrinkenden Silvesterbrüder und Schwestern in einem muffigen, dunklen Pub etwas zu essen, dessen Zubereitung unter Umständen in einer dunklen Küche stattfindet, wo die Essenszutaten ertastet und deren Verwend- und Haltbarkeit durch Drücken und Schnüffeln erraten wird.
Um 20 Uhr war das Zuckerloch gefüllt, die Bäuche voll und das erste Glas Wein getrunken. Skyp mit der Heimat stand an, aber die Verbindung war so schlecht, dass es irgendwann besser war zu beenden, als stehende Bilder zu betrachten und Wortfetzen falsch zusammenzuflicken um damit bereits den ersten Streit im neuen Jahr zu konstruieren.
Um 23,50 Uhr ging es dann zum Steg und um 0,00 Uhr hatten wir es gerade noch so geschafft, weit draußen zu sein. Um 0,00 gibt es die Silvesterumarmung auf dem Indischen Ozean. Ein unvergessliches Erlebnis wird es bleiben. Mit Wasser unter den Füßen habe ich noch nie Silvester gefeiert. Im indischen Ozean wird das wohl auch eine Ausnahme bleiben.
Die Krönung des Tages war das Mail von Europcar aus Melbourne, dass ich mit den vorgelegten Papieren die Fahrerlaubnis hätte. Eine gute Nachricht am 31.12.17 und für Felix auch eine Erfahrung, dass man bei solchen Dingen kämpfen muss und an den Erfolg glauben. – Bis zu diesem Mail hatte er starke Zweifel, ob ich das durchsetzen werde. Silvestersieg im Europcarkrieg. – Ein guter Abschluss des Jahres 2017 mit einer einzigen Botschaft: wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt. – Ein Satz den ich seit den 68-iger Jahren mit sturer Verlässlichkeit befolge, auch wenn ich deshalb oft belächelt werde.
Zum Schluss noch mit Wein angestoßen und um 1 Uhr war Silvester vorbei. Das neue Jahr hat angefangen und in Deutschland warten alle noch darauf.

1.1.18 4. Tag – G.O.T. Kingston – Adelaide – Abflug von Felix nach Brisbane
Nach dem Frühstück um 9 Uhr losgefahren. Eine wunderbare Fahrt durch Weide- und Buschlandschaften, vorbei an Binnengewässern, die vom Ozean gespeist werden.
Ein großer Salzsee mit einer Spiegelfläche war einer der Höhepunkte. Dazu zig tausende Vögel in einem als Vogelschutzgebiet ausgewiesenen Gelände. Vermutlich wäre Agrarnutzung nicht möglich. Nach dem Besuch einiger herrlicher Aussichtspunkte ging es dann Richtung Adelaide. Die Landschaften hügelig, trocken und immer breitere Straßen mit mehr Verkehr. Bekannte Zeichen, dass man aus einer anderen Welt in die normale zurückkehrt. Das Motel in Adelaide wie alle bisher, eher älter aus den 70/80igern, aber ok und gut ausgestattet.

Von 14 Uhr bis 16,30 Wanderung durch die Stadt am Neujahrstag. Wenig Verkehr und relativ wenig Leute. Allerdings fällt in Adelaide auf, dass diese Stadt auf dem Reißbrett geplant wurde und zwar großzügig. Breite Straßen mit Parkstreifen, Grünflächen, Stadtkarrees mit ca. 400m Länge lassen im Inneren der Karrees Parkplätze und Grünflächen zu. Knallblauer Himmel und 26° – der Sommer hat uns wieder.
Zum Schluss noch ein kurzes gemeinsames Resümee zusammengefasst von beiden Seiten: ES WAR EINE TOLLE ZEIT, alle 4 Abschnitte.
• 5 Tage Brisbane nach der Ankunft
• 14 Tage Ostküstentour
• 5 Tage Brisbane nach Outbacktour
• 5 Tage Great Ocean Tour
Runde 20 Tage, die einem niemand mehr wegnehmen kann. Voller Eindrücke und Erlebnissen, die man nicht alle planen kann , sondern auf sich zukommen lassen muss.

Zufälle und Zufallsentscheidungen waren tägliche Wegbegleiter, auf die man durchaus vertrauen kann und sollte. Genaues Planen erreicht vielleicht das Durcharbeiten eines Programmes, aber sich an geplanten Fixpunkten entlanghangeln mit vielen kleinen Nebenentscheidungen bringt mehr, viel mehr. Auf jeden Fall befreit es von der Abhängigkeit eines Fixprogrammes, das einem den Tag zum Stress werden lässt.
Um 16,45 Uhr verabschieden wir uns mit zwei herzlichen Umarmungen und Felix steigt in das Taxi. Beim Wegfahren salutiere ich Spaßes halber. Schließlich war er in dieser Zeit der General und ich der Offizier. Einer meiner letzten Empfehlungen an ihn: Sparen muss man lernen, aber ausgeben auch! Und dann den Mittelweg finden. – Getreu dem Spruch meiner Mutter: Wenn man sich etwas angespart hat, dann muss man es auch ausgeben können, um sich eine Freude zu bereiten. Man wird dadurch um ein paar oder ein paar mehr /DM) Euro ärmer, aber man wird reicher, viel reicher in der Seele.

Rückblick auf den Tag 1. Der Tour mit dem Europcar-Drama:
Das Drama in Melbourne mit dem Auto hat sich im Nachhinein als Schicksalsfügung herausgestellt. Felix hat gelernt in Australien den Linksverkehr zu beherrschen und fuhr insgesamt 1200 km in der Stadt, auf der Landstraße und auf der Autobahn. Mehr km bekommt auch kein ährt man auch nicht, wenn man den Führerschein macht.
Ich denke, der Herr in Melbourne war instruiert von einer anderen Stelle. Eben einer dieser Erlebnisse, die sich am Anfang so was von Scheiße anfühlen und im Nachhinein zum Glücksfall werden. Mit den jetzigen Fahrfertigkeiten kann Felix bei Bedarf jederzeit ein Auto mieten und eine vollkommen flexible Tour unternehmen mit einer Auflage, auf jeden Fall Motels zu mieten und sich von der Zeit der Bag-Packer-Motels in Mehrzimmerschlafräumen zu verabschieden.
Für mich war es ein Genuss, als Beifahrer mir die Gegend anzuschauen und Fotos zu machen und Felix hat nach den ersten 200km gelernt, nicht nur die Straße sondern auch die Umgebung bewusst zu sehen und zu genießen. Win-Win für uns beide.

Ein gutes neues Jahr wünschen wir aus Adelaide
Felix + Wilfried
1.1.2018