Bulletin Nr. 11  –  Singapur  – Genua     Kurzbericht
Die Reise neigt sich dem Ende entgegen. Ich bin bereits im Hafen von Fos sur Mer, dem Containerterminal von Marseille. Entstanden auf der grünen Wiese zwischen 1990 und 2000. Die nächste Station ist zugleich die letzte: Genua.

Der letzte Bericht endete in Singapur und von dort gab es eine lange Schiffsreise vom 1.2. bis heute 26.2.18 auf der CENTAURUS, einem 380m langem und 45m breiten Containerschiff, das 10.400  Stück 20-Fuß Container befördert. Also das 2,5-fache von meinem ersten Containerschiff . 39.000.000 weltweit vorhandene Container wollen befördert werden und die neuen Schiffe befördern inzwischen 20.000 davon. Allerdings können sie weltweit nur die ganz großen Häfen anlaufen.
Die Weiterverteilung erfolgt dann mit den kleineren Schiffen mit zwei- bis fünftausend Containern.

Die Reise führte durch die Meerenge bei Malaysia über den indischen Ozean  an Sri Lanka vorbei ins Arabische Meer und von dort in den Golf von Aden.  Immer noch ein Hoch-Risiko-Gebiet für Schiffe, da Piraten versuchen Sicherheitslücken zu nutzen. Das waren dann zwei Tage zweit-höchste Sicherheitsstufe auf dem Schiff, d.h. Verbot von Schiffswanderungen, alle Außentüren verschlossen und verriegelt und das Betreten von Außenterrassen nur mit Genehmigung der Brücke. Die Ferngläser auf der Brücke wurden an diesen beiden Tagen nicht kalt.  – Das Schiff hatte alle 50m eine  Hochdruck-Feuerwehrspritze an der Reling montiert,  die von der Brücke zentral gesteuert werden. An kritischen Stellen waren überstehende Plastikkeile montiert, über die ein Hochklettern nicht möglich ist.

Bei einem Angriff  haben die  Piraten bei solch hohen Schiffen kaum Möglichkeiten. Der Wasserstrahl bewirkt nicht nur eine Ganzkörperreinigung am Seil  sondern auch ein anschließendes Bad im Meer mit ziemlich hohem Risiko, bei einem Würdenträger der jeweiligen Religion ein paar Stufen höher zu landen. Aber gewaschen, immerhin.  Gefährdet sind Tanker und flache Schiffe.
Wir wurden jedenfalls nicht gekapert und schifften bei Dschibuti  unbehelligt ins Rote Meer und von dort in den Sueskanal.  Also nicht wir, das Schiff.

Zwischendurch gab es an einem 25° lauen Abend im Roten Meer ein Kapitäns Barbecue, das sich sehen lassen konnte. Fleisch und Fisch in rauen Mengen, Wein und Bier genauso. Von 18 bis 23 Uhr war Hally Gally. Gefehlt haben die Mädels mit den Eistorten und den sprühenden Kerzen. Einer der entscheidenden Unterschiede zwischen Containerschiff und Kreuzfahrt. Der zweite noch größere Unterschied, weder Kapitän noch Offiziere noch Crew hatte schöne Seemannskleidung angezogen. Also keine Chance, Anzug und Krawatte zu tragen und den kleinen Finger beim Trinken abstehen zu lassen.

Wegen eines festgefahrenen Schiffes war der Sueskanal für 7 Stunden gesperrt,  d.h. da sammeln sich dann die Container- und sonstigen Schiffe und warten am Anker, bis die Freigabe erfolgt. Zeit zum Fotografieren, aber vor allem um zu wandern und die Außenterrassen  zum Sonnen und Lesen zu nutzen.  Nach dem Sueskanal war das Mittelmeer mit weniger erfreulichen Temperaturen und Regenschauern angekündigt. – Jedenfalls ging es statt um 6 Uhr erst um 14 Uhr in den Kanal und zwar mit 10 Knoten, d.h. ca. 18kmh.  5 Stunden Tagesfahrt durch Wüstenlandschaft  mit einer intensiven Bebauung auf der ägyptischen Seite und ziemlicher Einöde auf dem Sinai. –  Ab 19 Uhr war es zabenduster und außer dem Lichtermeer einiger Städte war nicht mehr viel zu sehen. Schade, aber nicht zu ändern.  Die Verzögerung sollte sich auf dem Rest der Reise in Form von Terminverschiebungen bemerkbar machen, da alle gebuchten Kaizeiten nicht mehr eingehalten werden konnten, was automatisch zu Wartezeiten vor oder in den Häfen führte.

In Singapur auf dem Schiff habe ich erfahren, dass  nach dem Sueskanal noch eine Mittelmeer-Kreuzfahrt  ansteht, was ich wohl übersehen hatte.

Malta, Valencia, Barcelona, Marseille als Stationen mit jeweils einem oder zwei Tagen Standzeit. In Malta war gerade der Karneval, aber wie. Da sind die Straßen voll, Umzüge, Tanzen, südliche Ausgelassenheit und natürlich ganz  La Valletta voller Menschen.  Am zweiten Tag war es ruhiger und man konnte die Stadt genießen, wobei die ganzen Gassen und  historischen Gebäude auch in anderen alten Städten am Mittelmeer zu sehen sind. Vom Hocker hat mich Malta nicht gerissen, was allerdings mit  vielen alten und mir bekannten Städten zusammenhängt. – Schön, interessant, gemütlich – eine mediterrane Stadt eben, die aufgrund ihrer Geschichte noch den arabischen Einfluss einiger Jahrhunderter arabischer Herrschaft spüren lässt.  1,7 Mio. Touristen landen hier jährlich, 650.000 davon mit Kreuzfahrschiffen, bei denen die Deutschen mit 130000 die Mehrheit stellen.  Die hier lebenden 10.000 Bootsflüchtlinge fallen durch ihre Hautfarbe auf. Fast alle kommen aus Somalia, gestrandet auf einer Insel ohne legale Möglichkeit, von hier wegzukommen. Wirtschaftlich verkraftet Malta die Flüchtlinge problemlos. Der Staat gilt als Steueroase, der Großfirmen mit Steuersätzen anlockt, von denen ein deutscher Handwerker nur träumen kann. Geschickte Regelungen ermöglichen es, die zunächst hohen Steuersätze am Ende effektiv auf 5% bis 0% zu drücken. Der Vorteil für Malta liegt in der Schaffung von Arbeitsplätzen und den sich daraus ergebenden steuerlichen Vorteile bei Einkommens- und Verbrauchssteuern.

Ein mir bisher unbekanntes Geschichtsdetail: Auch wenn man es kaum glauben kann, spielte Malta im zweiten Weltkrieg eine entscheidende Rolle im Kampf in Afrika zwischen England und  Deutschland. Malta war Versorgungsstation für England und war deshalb Ziel von Bombenangriffen  der Italiener unter Mussolini.

Valencia mit seinem südlichen Charme und  einem 19° Sonnentag war für mich angenehmer. Auch hier gibt es eine herrliche Altstadt, aber diese Stadt strahlt mehr Offenheit aus und nicht die enge Festungsatmosphäre von Malta.  Gut gegessen,  den großen Markt besucht und Kaffee besorgt. Beim zweiten Ausgang klingelte allerdings das Mobil  mit der Info, dass ich wegen einer Fahrplanänderung 3 Stunden früher an Bord sein müsste. – Die Regel, immer die  Mobil-Nr. zu hinterlassen, hatte mir eine Fahrt mit dem Zug von Valencia nach Barcelona erspart und vor allem eine komische Situation, wenn ich in den Hafen gekommen wäre und  das Schiff wäre womöglich noch in Sichtweite.

Barcelona wartete mit Sonnenschein und kühlen 9 Grad. Da schmeckt  der Café solo vor dem Café Zürich nur an der Hauswand.  Trotzdem ist es immer wieder sehr angenehm in dieser weltoffenen Stadt mit den im krassen Gegensatz dazu hier lebenden engstirnigen Katalanen ein paar Straßenzüge zu durchwandern, um am Ende im Hafen mit seinen weitläufigen Anlagen anzukommen.  Wenn dann noch das Essen und der Wein in einem Lokal in Barcelonetta schmeckt, kommt der Tag als weiteres Plus zu den vielen Plustagen der Reise hinzu.

Heute schreibe ich aus Fos sur Mer, einem kleinen Dorf an einem Hügel, wie sie überall dort  zu finden sind, wo Alt-Italien, auch Rom genannt, in seiner großen Zeit seine Burgen aufgeschlagen hat. Nicht besonderes, aber als Urlaubsort wohl sehr beliebt, wenn man den Boots- und Jachthafen , die dort ansässige aber zur Zeit geschlossenen Verköstigungslokale und die Parkplätze sieht.  Immerhin, einen schlechten Kaffee habe ich direkt am Strand bekommen, so schlecht, dass ich ihn stehen lassen musste.  Heißes Wasser mit drei Kaffeebohnen  und Sahnesteif geben halt keinen Cappuccino, auch wenn das Lokal sich als italienisches Feinschmeckerrestaurant ausgibt. Unter 10 Bohnen bleibt es trübes Wasser, ab 20 wird´s Kaffee.

Heute oder morgen soll es weitergehen, wenn nicht ein heraufziehender Sturm auf dem Mittemeer für eine Verzögerung sorgt. Die Rückkehr nach 57000 km zur Mattenmühle ist auf jeden Fall diese Woche geplant, eine Festlegung gibt es aber nicht. Noch sind auf den letzten km 850km zwischen Genua und Oberachern einige Zugwechsel erforderlich und bei Bahnverzögerungen kennt jeder das Problem mit den Anschlusszügen.

Das war´s dann mit der Reise von Oberachern-Hanfwerke nach Oberachern-Hanfwerke. Nach 132 Tagen endet die Bahn-Schiffs-Auto-Traum-Reise in der Mattenmühle. Viel gesehen, viel erlebt, viel gefahren und viel Zeit für mich. Der Ausstieg aus dem Tagestrubel war für mich das Beste, was ich tun konnte. Aber eine solche Reise ist sicher nicht für jedermann etwas Schönes. Viel Zeit mit sich zu verbringen,  sollte man nicht nur können, sondern auch genießen können.  Sonst wird aus der Zeit Langeweile und deshalb auf Reisen zu gehen halte ich für wenig sinnvoll, höchstens für ausgemachte Masochisten. Wenn der Weg das Ziel darstellt, passt es. Wenn nicht,  geht es wie einer Mitreisenden von Singapur bis Fos sur Mer, deren Ziel ein mehrwöchiger Aufenthalt in Neuseeland war. Als Rückweg hatte sie das Abenteuer Containerschiff gebucht. Wie gesagt als Weg. Irgendwann wurde dieser auf der langen Fahrt sehr steinig.

Nach dem Eintreffen auf der Mattenmühle kommen  ca. 17500km Zug, 6300km Mietauto und 33000km Schiff zusammen.  Die Fußmärsche, Wanderungen etc. habe ich nicht berechnet, aber da kommen sicher nochmal  drei  bis vierhundert km dazu.  Für einen erklärten Nichtwanderer eine geradezu gigantische Zahl, für die sonst mehrere Jahre notwendig wären. Die Zahl der gestiegenen und hinuntergegangenen Treppenstufen liegt bei ca. 20000, vornehmlich auf den Schiffen.

Fotos zum Bericht gibt es nur wenige, da dem Versand über das Internet des Schiffes mit dem Begriff LANGSAM geschmeichelt wäre. Es würde Stunden dauern mit vielen Unterbrechungen. Auf der Mattenmühle lade ich noch einige interessante  Fotos nach, damit die Reisefotos komplett sind.

Zusatz: seit 27.2.18 stehen wir vor Genua und warten auf die grüne Ampel. Der Hafen ist wegen dem Sauwetter geschlossen.
Öffnung ungewiss. Eine Woche mehr Urlaub auf dem Kreuzfahrschiff. : ))))))))))

Ein letztes Ahoy von der CENTAURUS und Tschau bis zur nächsten Reise
Wilfried

Wer sich dafür interessiert, wie die CENTAURUS zum Kran-Killer wurde, kann mit folgendem Link ein schönes Video anschauen. Es gab – einem Wunder gleich – keine Toten und Verletzte, nur einen kräftigen Millionenschaden. www.de.engadeget.com/…/port-dubai-monsterfrachter-plattet-nagelneue-containerbrucke

Bulletin Nr. 10 – von Melbourne bis Singapur auf der CHOPIN

Tagesberichte (Erlebnisse, Erfahrungen, Begebenheiten, Lustiges, Tipps)
81 Mo 8.1.18 Melbourne – noch mal Landluft tanken
Zimmer gut, Wetter bewölkt mit sonnigen Abschnitten am Mittag, kühl, 20° um 12 Uhr. Morgens leichte Regenschauer, die es mir einfach machen, einige Mails zu erledigen, mich um das Zusammenstellen meiner Reisepapiere zu kümmern, Daten zu den Schiffen Chopin und Centaurus einzuholen.
Statt Flußwanderung wende ich mich in Richtung Infozentrum der Stadt Melbourne und erlebe so das ganz normale Leben eines Touristen in einer Millionenstadt. Gehwege voll, Fußgängerüberwege voll, alles voll., auch das Touristenzentrum. Dann eben Selbststudium der Melbourne Karte und Punkte für den nächsten Tag markiert ohne Schlange stehen zu müssen. Diese Tätigkeit ist ein absolutes Trauma bei mir. Kommt vom Tage lang warten an den Grenzen mit dem LKW. Wahrscheinlich durch irgendeine Therapie heilbar, aber ich bin bis jetzt gut damit klar gekommen, auch wenn ich damit manches Schnäppchen verpasst habe.

82 Di 9.1.18 Melbourne – Landluft tanken – Stadt anschauen
Da die Reiseleitung ausfällt, stehe ich um 8 Uhr als mein eigener Reiseleiter auf. Draußen blauer Himmel, Sonnenschein, 20° – beste Voraussetzungen für eine Stadtrundfahrt. Ich entscheide mich für den Circle mit der Oldie Tram, welche die gesamte Innenstadt umkreist und alle 200 bis 300m stoppt und obendrein kostenlos genutzt werden kann. Tolles Angebot der Stadt. Wäre ein gutes Beispiel für den öffentlichen Nahverkehr. Natürlich eine riesige Konkurrenz für die Sightseeing Busse, wie man an deren vielen leerer Sitze sieht. In der Tram gibt es allerdings an vielen Stationen keine Sitze mehr. Körperkontakt ist gefragt und damit auch der Hemdentest. – Niemand verlässt die Bahn, also bestanden.
Ich steige 6 Mal aus, um mir die baulichen Sehenswürdigkeiten Melbournes anzuschauen, also wie überall das Rathaus, das Parlamentsgebäude, das Edelhotel Windsor und den Central-Viktoria-Market. Dazu noch zwei Parkanlagen, die wirklich wunderschön sind. Den 3. Park passiere ich mit der Straßenbahn, da sich dort die Bäume, die Wege und der Rasen wiederholt. Was sonst? Nur die auf dem Rasen sich lümmelnden Menschen sind tatsächlich andere.
Während das Menschenaufkommen in den Parks sehr überschaubar bleibt, ist die Stadt dagegen prall gefüllt. Wo viele sind, scheinen alle hinzuwollen. Den Cappu trinke ich in der fast menschenleeren Parallelstraße, um mich danach im Viktoriamarkt in der Menge schieben zu lassen. In den offenen Markthallen verkaufen vor allem asiatische Händler alles was man braucht und nicht braucht. Im geschlossenen Markt bieten die Handwerker der Fische, des Fleisches und der Milch jeweils in ihren Bereichen alles an, was man aus diesen Grundsubstanzen herstellen oder gleich roh essen kann. Immer gleich mehrere Stände mit ähnlichem Angebot bewerben ihre Produkte. Einige mit Marktschreiern, die geschickt Fische in eine Tüte packen und einen hohen Preis nennen und dann immer noch einen weiteren Fisch reinpacken oder wieder rausnehmen, bis ein Kunde zuschlägt. Wer hier nicht aufpasst macht kein Schnäppchen, sondern wird geschnappt.

Zum Schluss lande ich im neuen Jachthafen und sehe von hier auch bereits die Ladekräne des Containerhafens. Hier wurde in den vergangenen 20 Jahren alles neu gebaut. Vor allem Luxuswohnungen an den Hafenanlagen entlang. Der Fußweg für die Jachtbesitzer wird kürzer und von ihren Loggias können sie immer wieder auf ihre Jacht schauen und sich daran erfreuen. Hier stehen glitzernde Hochhaus-Fassaden neben kleineren kubischen Wohneinheiten, deren Wände ausschließlich aus Glas bestehen. Wie in allen neunen „Doc-Lands“ gibt es hier nur eine Richtung: Luxus pur. Dazu kommen weitläufige Promenaden und viele leer stehende bzw. aufgegebene Lokale in den Erdgeschossen. Die Verlierer im Spiel um das große Geld. Wer sich in einer solchen Gegend ein Ladenlokal mietet, der braucht vor allem eine Geschäftsidee, mit denen er die Kunden in dieser Gegend melken kann. Deren Bedürfnisse bewegen sich weit weg von dem, was der Otto-Normal-verbraucher benötigt. Einige Geschäftsräume haben sich auf Events spezialisiert, wobei das durch die abgedunkelten Scheiben sichtbare Interieur auf Events der oberen Schichten schließen lässt. Unter goldenen Handläufen geht hier nichts. Am Dienstagnachmittag jedenfalls scheinen die Melbourner nicht in diese Gegend zu kommen. Möglicherweise sind das Abendtreffpunkte oder Wochenend-ausflüge.
Während meines Rundganges auf den breiten Holzstegen stoße ich innerhalb einer Stunde auf maximal 10 Personen, davon 5 Backpacker aus Deutschland (man hört´s halt). Zwei davon spreche ich an und frage sie nach ihren Gründen, nach Australien zu kommen – sowie weitere 60000 Backpacker aus Deutschland. Die Antworten sind einfach. Weil das Land am anderen Ende der Welt liegt und man hier durch das Land ziehen kann, auch mit Wohnmobil. Und was wurde besucht: es kommen alle Hot-Spots als Antwort, wie Fraser-Island, White Sunday, Cairns, Airli Beach, Noosa, Stratebroke Island etc.. Eben alle Punkte, die in den Communities geliket werden.
Outback ist zu uninteressant, weil die Strecken so weit sind und man nichts zu sehen bekommt. Umweltprobleme – welche? Falls welche bekannt sind, wird Amerika als viel schlimmer angesehen, aber auch Deutschland mit dem Dieselskandal. Eine Antwort war, dass in Australien die Mülltrennung (!) eingeführt wurde und ganz gut klappen würde. Nun ja, immerhin ein Grundwissen scheint vorhanden zu sein. Zur Geschichte Australiens befragt, kommen nicht viele Detailkenntnisse. Und wenn man die Vernichtung der Aborigines anspricht, wird Amerika mit den Indianern dagegen gehalten. Der Vergleich dient fast schon als Rechtfertigung nach dem Motto, „wenn die anderen das getan haben, dann muss Australien kein schlechtes Gewissen haben, wenn hier das Gleiche passiert ist.“ Das Wissen beschränkt sich vor allem auf die Treffpunkte und den Fun, der in den sozialen Medien kommuniziert wird. –
Allerdings: es dürfte heute wahrscheinlich normal sein bei jüngeren Reisenden, die vor allem eines wollen: Spaß haben an der Reise, sich treffen, sich vergnügen und hinterher einen tollen Aufenthalt in Australien gehabt zu haben. Durchschnittlich beträgt der Aufenthalt von Backpackern aus Deutschland 70 Tage. Eigentlich Zeit genug, um sich mit dem Land näher zu beschäftigen. Irgendwie hat man den Eindruck, dass man sich als Backpacker die zuhause geschürten Illusionen über das Traumland Australien nicht wegnehmen lassen will. – Also Vorsicht: hier wird man schnell zum Miesepeter, wenn man andere Wahrheiten anspricht, wie die der Backpackerwerbung. Andererseits: es war schon immer das Recht der Jugend, spontan und frei von irgendwelchen „schwereren“ Überlegungen loszulegen und Erfahrungen zu sammeln. Das passiert hier auf jeden Fall und ist allemal besser, als zuhause zu bleiben. Der eine oder andere wird später die Erfahrungen der Reise mit der Realität ergänzen. Ein Klick auf sein Magnifikat informiert in Sekunden.
Er Rückweg führt am träge fließenden Yarra-River entlang bis zur Schneckennudelbude. Um 17 Uhr steht der frisch gebrühte Kaffee und Orlemanns Beste auf dem Tisch. Insgesamt ein guter Tag.
Melbourne ist tatsächlich eine schöne Stadt, die mit ihrer Offenheit in der Gestaltung und ihrer Weitläufigkeit durchaus Charme hat, ähnlich Adelaide, nur insgesamt größer und durch den Hafen in der Stadt auch attraktiver. Dass auch hier wie in Moskau, Peking, Shanghai, Hongkong, Brisbane und Sydney die jeweiligen Skylines das Stadtbild von weitem prägen, war klar. Damit möchte ich nicht die Architekturkunst und die Ideen schmähen, die hinter diesen Gebäuden stecken. Aber es sind und bleiben Protzbauten für mich, die sich weltweit gegenseitig hochschaukeln bis es einem Architekten gelingt, ein schwebendes Hochhaus zu konstruieren, das ohne Fundamente auskommt und nur auf Luft- und/oder Wassersäulen steht, die mittels riesigen Kompressoren den XXXL-Protzling in der Luft halten. Nach diesem Tag wird nur noch das Bauen auf anderen Planeten als etwas Besonderes betrachtet werden. Alles andere ist Normalität.

83 Mi 10.1.18 Melbourne – die Südseite am anderen Ufer des Yarra
Letzter Tag in Melbourne, letzte Übernachtung in einem australischen Hotel, alles irgendwie das letzte Mal, obwohl alles so normal ist, weil jedes Mal das letzte Mal ist.
Der Südhafen-Walk stand auf dem Plan. Ähnliches Bild wie gestern, aber alles noch eine Nummer größer, breiter und für mehr Menschen ausgelegt. Was ich gestern vom anderen Ufer gesehen hatte sehe ich jetzt direkt vor mir. Luxus pur, Premium XXXL. Nur in den Erdgeschossen gibt es neben mondänen Cafés und Restaurants ein paar einfachere Geschäfte, deren Inhaber immer der gleiche zu sein scheint. Es ist die Firma „Lease“, die hier kräftig investiert. Die Glasfronten verklebt sie von innen mit Papier, so als wäre das Innere nicht für das Auge des Normalbürgers bestimmt. Wäre interessant zu erfahren, was diese Firma in den vielen angemieteten Lokalen lagert. Vielleicht staubfreie Luft für die Asiaten? Die könnte tatsächlich einmal teuer werden, wenn die Bäume in Australien nicht schnell genug wachsen. – Allerdings hat Melbourne mit diesem Problem nicht so zu kämpfen wie andere Städte, weil es hier mehr regnet und die Temperaturen eher Mitteleuropa entsprechen. Aber in Anbetracht des Klimawandels trotzdem eine interessante Spekulation.
Und dann sehe ich zwischen den Glaskästen mit den aufgetakelten Ladies plötzlich eine Affenwald-Kletteranlage der Firma Richter aus Deutschland. Wie gesagt, hier kann nichts teuer genug sein. Da muss ich ein paar Fotos machen, auch von den rissigen Oberflächen, die uns in Deutschland um die Ohren geschlagen würden. Ich werde dem Importeur unsere Unterlagen zukommen lassen. Was Richter hier bietet, können wir schon lange. Ich merke, dass die Heimat nach der Ente im Pool, dem Coburg in Melbourne und jetzt mit dem Affenwald näher rückt, verdammt schnell näher rückt. Und das zwischen den Luxusglaskästen in Australiens Hauptstadt von New South Wales . Gut, dass morgen erst einmal 40 Tage Schiff anstehen. Auf dem Indischen Ozean dürften die Wieder-erkennungsmerkmale seltener werden, höchstens in Form von Träumen nach seligen Weinrunden mit den anderen Passagieren. Könnten ja durchaus trinkfeste Engländer oder Schweden sein. Da geht es dann darum, die Ehre meines Großvaters hochzuhalten, der in seinen Zeiten als Holzfäller bekannt dafür war, dass er alle anderen unter den Tisch gesoffen hat. Als Kind habe ich noch die Geschichten mitbekommen, wie die Holzfäller bei Regenwetter im Hundsbach in einer Kneipe auf besseres Wetter gewartet hatten und in dieser Zeit das Bier aus dem weitergereichten Eimer getrunken haben. Quasi ein Gentest der besonderen Art, der von den eigenen Kindern äußerst kritisch gesehen würde. Machen würde ich den trotzdem. Auch weil mir ein Saunagang in Finnland in Erinnerung bleibt.
Dort wurden wir von der Gastfamilie zum Saunagang eingeladen und der Hausherr wollte uns zeigen, bis zu welchen Temperaturen ein Finne in der Sauna ausharren kann. Mein Jugendvorteil sorgte dafür, dass der gute Mann halb ohnmächtig aus der Sauna taumelte und von seiner Frau mit Alkoholumschlägen wiedererweckt werden musste, während ich noch – mit leichtem Schwindel – in der Sauna einige die Anstandsminuten ausharrte. Im Nachhinein war das keine gute Aktion, weil die Gastfreundschaft hier automatisch den Hausherren als Sieger hervorgehen lassen muss. Aber mit gerade mal 22 Jahren wollte ich wohl zeigen, wo der Bartel den Most holt. Sorry lieber Jyrinki.
Ach so, ich war ja an der South-Bank. Hier ist alles breiter und für Menschenmassen ausgelegt, die wohl abends oder am Wochenende in 6-er Reihen gehen, 6 nebeneinander in eine und 6 nebeneinander in die andere Richtung. Für eine 12er Menschenreihe sollten die Boulevards reichen.
Wie gesagt, Melbourne ist eine schöne Stadt für Städter und für Bauern, die mal sehen wollen, wie Stadt funktioniert. Am Ende geht der Bauer wieder aufs langweilige Land und der Städter bleibt in der für ihn meist ebenso langweiligen, weil gewohnten Stadt und freut sich, dass er Städtler ist und kein Bauer. Am Bahnhof gibt es den 2. Cappu. 30 Minuten nochmals der Hektik zuschauen, dem Rennen und Hetzen, Rufen, Schreien und dazwischen ein Bettler mit einem Einkaufwagen voller Plastiktüten. Der Abschied fällt leicht. Mehr als vorher weiß ich jetzt, dass ich ein Landmensch bin und nehme die bekannten , abschätzenden Kommentare der Städtler gerne in Kauf. – Jedem das Seine.
Ich kaufe noch 1 kg Peru-Original-Arabica-Kaffee für die Schiffszeit und beende damit endgültig die Anwesenheit von Robert Timms in meiner Kaffeeküche. Die Beutel sind zur Not eine wirklich gute Sache, aber Filterkaffee bleibt Filterkaffee und Robert bleibt Robert.
Im Hotel hole ich mir noch zur Happy Hour-Zeit von 16-19 Uhr zwei Gläser Rotwein und stoße auf Australien an. Dem Land, das mich vom 21.11. 17 bis 11.1.18 8 Wochen begeistert und entgeistert hat. Es war eine gefühlt lange Zeit, eine volle Zeit, eine tolle Zeit, bei der es Zeit wurde, sich diese Zeit zu nehmen. Die Wochen mit Felix bleiben unvergessen und die bisherige Reise ebenso. Ich kann nur jedem raten, wenn es passt, eine solche Reise – egal wohin – zu unternehmen. Alleine oder zu zweit, je nachdem, was man von einer solchen Reise für sich gewinnen möchte. Sowas geht nicht ohne Unsicherheit und Ängste, aber im Laufe der Zeit, lernt man mit allem so umzugehen, dass es sich zum Positiven wendet ganz nach dem uralten Spruch: Wer eine Reise tun, der kann was erleben. Genau!!!!! Meine Mutter würde mich bei meiner Rückkehr mit den Worten empfangen: „So, bisch widder do?“ Auch nach 5 Monaten. Und danach könnte ich das erzählen, was ich erzählen will und das Nichterzählte hätte sie sich an zwei Fingern selbst zusammengezählt.
Am Rande bekomme ich noch mit, dass sich die Zimmer-Magnetkarte bei Kontakt mit dem Mobil entlädt und nicht mehr funktioniert. Jetzt wird mir im Nachhinein klar, warum ich öfters zur Rezeption in Hotels musste. – Wenn man´s nicht weiß, erlebt man halt einen Scheiß.

84 Do 11.1.18 Melbourne ade – auf das Schiff gehen tut gut
Die letzte Nacht auf dem Festland endete um 6 Uhr morgens. Nicht weil ich müssen musste, sondern weil ich wollen wollte. Das Boarding heute bringt den Kopf bereits am frühen Morgen wieder in Schwung. In Ruhe einen selbst Gebrühten, dazu inzwischen mittelschwer trockenes Körner-Gesund-Brot mit Käse, Salami und spanischem Schinken und als Feuchtigkeitsgarant für das Brot, die australischen Cherrytomaten. Leicht zu schneiden, fast kein Geschmack aber eben besser wie Wasser auf das Brot schütten. Schließlich reise ich nicht bis Australien, um dann bei Wasser und Brot im Hotel zu frühstücken.
Zwischendurch sehe ich nochmal genauer in die Fenster an der Backsteinwand gegenüber. Dahinter kann ich Stockbetten erkennen und Kleider. Schuhe stehen am Gitter vor dem Fenster, vermutlich Backpacker aus der Schweiz. – Die Vermieter dieser Spezialhotels für die Hundertausende von Backpackern machen richtig Kasse. Die Übernachtung kostet zwar nur um die 20 Dollar, aber mit 6 Leuten in der Bude sind das auch 120 Dollar für einen Raum bei geringstem Aufwand. Hauptsache Bett und Etagen-WC. Jedes normale Hotel hat eine geringere Gewinnmarge und muss sich mehr Kritik an den Zimmern anhören, wie die Schlauesten der Branche, die Backpack-Hotel-Winners. Selbst meistens nicht mehr im täglichen Betrieb tätig – da arbeiten Backpacker – sondern an anderen Orten, wo die Zimmer größer und der Luxus als Belohnung für die geniale Idee der Pack-together-Hotels ® (auf Deutsch: Pack die Backpacker zusammen-Hotels) erlebt werden kann.
Nach dem Rucksackpacken geht’s auf die Straße zum UBER-Test und nach dessen Bestehen, steige ich 30 Sekunden später in das Taxi ein. Für den Fahrer eine nie gefahrene Strecke, aber mittels Navi kein Problem. Um 10,15 stehe ich im Eingangs-Securitybüro zur Pass-Kontrolle , 5 Minuten auf der anderen Seite des Zaunes auf dem gesicherten Hafengelände. Ich werde mit einem Kleinbus zum Schiff gefahren, da gehen auf diesen Strecken strengstens verboten ist. Es geht mit Rucksack, Kleinrucksack und Gitarre ca. 50 Stufen hoch. Das ist zwar keinerlei Problem, aber dass die vor mir hochsteigenden Jung-Zöllner nicht einmal anbieten zu helfen, erinnert mich an die Geschichte mit der Gitarre im Bus. – Hilfsbereitschaft scheint hier bei der Jugend so eine Art Fremdwort zu sein. Möglicherweise wurde es auch als veraltet in den sozialen Medien down geliket.
Von oben kommt mir dann ein Besatzungsmitglied entgegen und übernimmt den kleinen Rucksack. Auch jung, aber dunkelhäutig. Kurze Begrüßung als Passenger und schon stehe ich im Officer Raum fünf Zöllnern und der Chefinspektorin gegenüber. Kurze Verwirrung, weil ich zunächst für den Kapitän gehalten werde, wie ich so ohne Gepäck im Raum stehe. Der meldet sich aber dann sofort zu Wort.
Offensichtlich gilt ein älterer Herr mit ergrauten Haaren und seriösem Aussehen beim Zoll als der Kapitän auf dem Schiff. : ))))))))))))))) Die Uniform des Kapitäns war zunächst nicht bemerkt worden , sonst hätten die Sterne auf der Schulterklappe alles geklärt. Um solche Verwechslungen zu vermeiden und um den Rang des Gegenüber zu erkennen, sind die Schulterklappen mit Symbolen – Sterne und Streifen – vor Urzeiten eingeführt worden. Je mehr Sterne oder Streifen, desto tiefer die Verbeugung. Bei fünf Sternen empfiehlt es sich der Ehrerbietung wegen, mit der Schaufel noch ein Loch zu graben, damit der Kopf mit dem Verstand noch tiefer sinken kann. Diese Maßnahme erspart einem unter Umständen das Stiefel lecken, was manchen der Sterne- und Streifenpörtner noch lieber wäre. Die Allertollsten unter diesen Machtkreaturen vertragen neben sich keine Menschen mit Selbstachtung und Selbstbewusstsein, sie haben hinten immer alles offen für ihre Untergebenen.
Folgende Zeichen sollte man sich merken, bevor man aufs Schiff geht:
Kapitän (4 Streifen + Stern oder einem nautischen Symbol)
Chief Engineer (Leiter der Maschine)(3,5 Streifen + Zahnrad o.ä.)
2end Engineer (2 Streifen)
3ed Eng. (1 Streifen)
Chief Mate (1. Offizier) ( 3 Streifen)(Vertr. des Kapitäns/Ladungsoffizier)
2end Mate (2.Offz.) (2 Streifen)(Navigationsoffizier)
3rd Mate (3.Offz.) (1 Streifen)(Schiffssicherheitsoffizier)

Das hilft am Anfang, die Mannschaft besser kennen zu lernen und beugt Verwechslungen vor, falls mehrere ältere, ergraute Herren an Bord rumlaufen. Nicht immer ist der Gebräunteste oder ins Kapitänsklischee passende Traumschifftyp auch wirklich der Kapitän. Ich verweise auf die beiden Verwechslungen in meinem Falle, wobei das mit der Bräune tatsächlich stimmte. Für den Traumschifftyp fehlen das ständige freundliche Gesicht, die weisen Zähne und die immer an allen Frauen interessierten Augen. Bei mir reagieren die Augen sehr stark Typ abhängig, dann aber durchaus interessiert.
Zurück zur Australia-Ausreiseprozedur: Sie prüfen meinen Pass, vergleichen die Daten mit der Eingangsstelle Brisbane. Alles klar. Die inzwischen über das ganze Gesicht strahlende Dame frägt noch nach meinen Gründen, auf diese Weise zu reisen und lässt sich die ganze Geschichte erklären und die 5 Kollegen hören tatsächlich interessiert die ganze Zeit mit. Ich denke immer an mein Englisch und hoffe, dass zumindest 50% verstanden wurden. Dann wüssten sie auf jeden Fall, dass ich aus Deutschland komme, noch lebe und mit vollem Bewusstsein auf dem Schiff gelandet bin. Handschlag, ein „Good Luck“, nochmals das strahlende Lächeln und Australien hat mich ausgecheckt.
Immerhin mit einem Lächeln und nicht so, wie bei der Begrüßung in Brisbane mit sturen Blicken. Hätte ich eine Begleiterin dabei gehabt, wäre sie stolz gewesen auf ihren Typen. Oder eifersüchtig.
Ich werde zur Kabine gebracht, nicht die Owner-Großkabine mit 40m2 sondern eine normale mit 20m2, zwei Einzelbetten, Schreibtisch, Sanitärzelle, Sofa und Tisch. Zwei Fenster, allerdings auf dem E-Deck, was bei voll beladenem Schiff die Aussicht auf das Meer reduzieren könnte. War aber dann doch nicht der Fall.
Die Owner Kabine ist von einem englischen Paar bewohnt, das in Adelaide aussteigt. Vielleicht gibt es da noch Möglichkeiten zum Wechseln. Beim Abendessen sitzen wir uns dann gegenüber. Er ist Spezialist für Transportwesen und Lehrbeauftragter an der Uni, speziell im Bereich Containerlogistik und Konstruktion mitsamt den dazugehören Anlagen.
Er kennt sich bestens aus mit den verschiedenen Reedereien und ich bin froh, dass ich über die Verkehrsrundschau auch alle führenden Firmen und deren Konzepte kenne. So kann ich ganz gut mitreden, auch über Fusionen und einige Spezialitäten im Containergeschäft.
Leider hat er nicht das klare Englisch drauf, sondern schnuddelt ziemlich schnell, sodass ich mir immer wieder Brücken bauen muss für die Gesamtaussage. Immerhin sind wir uns einig, dass der Bau immer größerer Containerschiffe ein Irrweg sein dürfte und stark von den riesigen Konzernen betrieben wird, bei denen jeder das größte Schiff haben möchte. Vermutlich entscheiden hier Männer und die spielen nun mal gerne im Sandkasten und wollen immer zeigen, wer der Größte ist. Nicht immer sind es Gedanken an die Gewinnmargen, manchmal – wie man an diesem Beispiel sehen kann – sind es ganz einfach Machogedanken.
Die Ruhe ist wieder eingekehrt. So wie in Hongkong nach der 10000km langen Fahrt ab Deutschland , so jetzt nach den 6000km Fahrten durch Australien. Nichts mehr organisieren müssen, 16 Tage und Nächte an einem Platz und alles drum herum läuft und gleichzeitig werden die ersten 10000 km der Heimreise von 25000 kräftig angeknabbert. Ich werde die die Zeit nutzen mit dem Reisebericht vorankommen und die Fotos zu sortieren. – Mir schwant Übles.

85 Fr 12.1.18 – Melbourne – Wartetag auf der Chopin
86 Sa 13.1.18 Melbourne – 3,30 – die Fahrt beginnt
Um 3,30 Uhr wache ich auf, das Schiff vibriert. Ein Zittern des Schiffsköpers, das ich kenne. Im Lichte der Tageslichtstrahler sehe ich mindestens 20 Männer in Schutzkleidung, welche die letzten Container mit Zugstangen befestigen. Es herrscht Hektik, ein Zeichen für Abfahrt. Trotz der schmerzhaften Uhrzeit rein in die Jeans, Hemd, Flanelljacke, Schuhe und auf die Brücke. Aufstehen zur jeder Tages- und Nachtzeit gehörte jahrelang zum Beruf und jahrelang zur Vater/Mutterrolle. Das Ablege-Manöver beginnt gerade. Der Lotse ist vor wenigen Minuten eingetroffen, die letzten Arbeiter verlassen die Containerplattformen. Nach einer Stunde Stille auf der Brücke und konzentriertem Steuern des 300m langen Schiffes über die Befehle des Lotsen erreichen wir die offene See. Der Lotse geht von Bord, der Kapitän kommt mit Kaffee und Zigarette auf die Außenbrücke, von wo ich das Ganze beobachtet habe. – Man stört drinnen durch die pure Anwesenheit, weil die Anspannung trotz der Routine in der Luft zum Greifen nahe ist.
Er beginnt mit dem Hinweis, dass er davon gehört hat, dass ich früher Trucker war. Er ist Bulgare und sein Großvater war Trucker im Nah-Ost-Verkehr nach Iran, Irak und Syrien. Und das Tollste, der war auch oft auf den schwedischen LKW-Fähren zwischen Griechenland und Syrien in der gleichen Zeit, wie ich. Sein Großvater hatte ihm von einer Überfahrt erzählt, bei der sich im Sturm LKW-´s losgerissen hatten. Beim Entladen dieser Fähre in Griechenland habe ich das Ausladen bzw. das Herauszerren der beschädigten LKWs verfolgen können, weil ich als dritter LKW in der Warteschlange stand, die auf die Einfahrt des Schiffes seit Stunden wartete. Sein Großvater muss also an mir vorbeigefahren sein, da sein LKW nicht beschädigt wurde. Zufälle gibt es ja bekanntlich nicht.
Es tut gut, wieder auf dem Meer zu sein und auch, täglich an den 25000 km zu knabbern, die noch fehlen, bis zur Endstation Hanfwerke-Oberachern. Möglicherweise gehe ich nochmals an Land in Adelaide und in Perth, wo das nur zu 50% beladene Schiff Zwischenstopps einlegt, Ein mögliches Zeichen, dass Australien mehr Produkte importiert von anderen Ländern als exportiert.

Zum Essen gibt es gefüllte Paprika und Fleischbrühsuppe und Ofenkartoffeln. – Balkantypisch würde ich diese Gerichte nennen, bäuerlich, gut, eigentlich wie zuhause. Schmeckt wie vor 35 Jahren auf den Touren Richtung Türkei, wenn die 380 Pferde frisches Futter verlangten und man sich bei einer R+T-Tankstelle (Ross- und Reiterbedarf) während dem Tanken noch ein schnelles Essen reingeschoben hat. Der Diesel war günstig in Bulgarien, dafür dauerte das Tanken bei den veralteten Tankstellen schon mal 30 Minuten. Eigenfütterung ohne Zeitverlust – das Schiff in Griechenland wartete nicht.
Die Wanderung auf dem Schiff musste wegen stärkerem Seegang ausfallen. Auf diesem Schiff sind die Regeln straffer, d.h. man muss sich auf der Brücke aus Sicherheitsgründen abmelden, wenn man spazieren geht. Dann ist für die Crew bei den verschiedenen Überwachungskameras gleich klar, wer durch die Gegend irrt. Und wenn derjenige abends nicht am Tisch sitzt, weiß man auf jeden Fall, wo in etwa der Gang über Bord stattgefunden hat und kann die Fischerei informieren. So kommt man unter Umständen gratis auf eine Fischfangtour, die sonst für einen Haufen Geld an den Tourismusagenturen gebucht werden muss.
Stattdessen habe ich mir einen Campingstuhl geschnappt und die Sonne auf dem Außenbalkon meines Decks genossen. Dazu die vorbeiziehende Küste, die ich mit Felix vom 28.2. bis zum 1.1.18 abgefahren hatte. Manche Stellen konnte ich sofort an deren spezieller Kontur und Landschafts-beschaffenheit erkennen.
Das Rollen des Schiffes macht mir Gott sei Danks nichts aus. Die Engländer hatten damit in den ersten Tagen von Singapur Richtung Australien wohl größere Probleme, wenn man ihre Gesichter anschaute, wenn sie darüber redeten. Die Frau schien mir heute Morgen auch etwas blass und hinsichtlich der Essenaufnahme eher zurückhaltend. Mit ihrem Mann klappt das jetzt mit den Unterhaltungen wunderbar. Heute Mittag hat er mir erzählt, dass es in Deutschland eine neue Regierung gibt. Und das muss ich von einem Engländer erfahren. Für ihn war die Dauer der Regierungsbildung auch nicht verständlich in einem Land, dem es bestens geht. Die Streitpunkte der Parteien seien nichts Grundsätzliche, sondern nur Geplänkel um die Verteilung einiger Beruhigungspillen für den Normalbürger. Grundsätzliches würde uns in Deutschland ja keine Schicksalsfrage trennen, wie in England die Frage des Brexit.
Technisch habe ich Privatunterricht gekommen. Einmal bezüglich der Rentabilität von Containerschiffen, zum anderen zu Ladekapazitäten. Der bisher von mir nicht beachtete „Keller“ im Schiff nimmt kann immer die gleiche Anzahl Container über Deck aufeinander stellen, wie unter Deck. Im Falle der Chopin, 5 Stück übereinander im Keller, 5 Stück obendrauf. In der Breite nimmt die Chopin 16 Container auf, die großen Kähne 20 Stück nebeneinander und 6 im Keller und 6 obendrauf. – Sieht man den Schiffen nicht an, muss man aber wissen. 35 Mio. Container gibt es weltweit im Umlauf. Jeder Container hat eine ID-Nr., die ihn überall auffindbar macht.
Beim Abendessen waren wir kommunikativ dann schon etwas weiter und so erfuhr ich, dass beide ihre Lehrtätigkeiten zum Ende 2017 beendet hatten und nach 20 Jahren Fern-Ehe mit dem verdienten Geld jetzt mehr zur Ruhe kommen und reisen möchten. Sally (Ehefrau) wollte eher die nächsten Jahre zuhause verbringen, weil sie für ein chemisches Industrieunternehmen seit 20 Jahren weltweit Schulungen durchgeführt hatte. Das Thema Berufsabschied wurde tiefer erörtert zur Frage, ob Ruhen und Reisen auf Dauer nach einem so langen geistig produktivem Leben zufriedenstellt? Verrückt, wen man unterwegs trifft, mit gleichen Fragestellungen. Allerdings werden die beiden m.E. die erste Zeit brauchen, um sich aus einer 20-jährigen Fernbeziehung in eine Daueranwesenheits-beziehung zu finden. Nur Holly-day sen (Wortverbindung von Hollyday und Reisen) und sich´s gut gehen lassen, heißt nicht automatisch Honey-Moon sondern ganz schnell auch Going-soon.
Ehemalige Fernfahrerkollegen können ein Lied davon singen beim Einstieg in die Rente. Aber auch Schulkameraden, die das ganze Jahr über im Job und abends sowie samstags schwarzgearbeitet hatten, waren nicht nur glückselig nach dem Eintritt in den „Ruhe-in-Frieden-Erwartungsstand“.
Der eine hat angefangen seinen Garten zu trimmen wie englischen Rasen und am Ende war es dann Rasen, weil das Gemüse optisch nicht mehr gepasst hat. Der andere hat die Winternöte der Singvögel erkannt und verbaut in 6 Monaten einen LKW Holz zu Vogelhäuschen. So schön, dass er sie abschließen muss, weil ihm die singenden Lieblinge reinkacken. Beim zweiten Holz-LKW werden dann in 3 Monaten einfachere Häuschen aus Billigholz gebaut mit Reinigungsautomatik. Sieht zwar nicht mehr schön aus, aber die Kacke kann mittels Schiebemechanik entfernt werden. Jetzt steht die elektronische Nachrüstung ins Haus, also Arbeit für weitere 6 Monate Renten-Freizeit. Danach müssen die ersten Häuschen hoffentlich wieder neu gestrichen werden.

87 So 14.1.18 – Chopin – Adelaide
Eine sprichwörtlich „rollende“ Nacht ist vorüber. Der Kahn hat tatsächlich so geschaukelt, dass man im Bett hin und her gewiegt wurde. Besser gerollt. Kaum eingeschlafen, machten sich einige Gegenstände durch lautstarkes Fallen auf sich aufmerksam. Also nochmal raus und alles eingesammelt und unter die Bettdecke des zweiten Bettes gepackt. Mögliche weitere Absturzkandidaten/innen gleich dazu. Wieder Eingewöhnungszeit und dann mit einigen Unterbrechungen bis um 6,30 geschlafen. Die Sonne schien, Land in Sicht, wir waren bereits in der Nähe von Adelaide.
Beim Frühstück sah Sally gar nicht gut aus. Ihr war die Roll-over-Nacht nicht gut bekommen und sie freute sich darauf, endlich von Bord gehen zu können, um wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Da sie zwischendurch von guten Weinen gesprochen hatten, hatte ich Ihnen noch den Besuch des Barosso-Valley empfohlen, speziell das Chateau Tanunda. Der Plan war aber bereits fix für die nächsten 7 Tage. 2 Tage Pinguine schauen auf Kanguru-Island, 1 Tag Adelaide und 4 Tage Sydney. Alle Hotels gebucht. Ich hatte meine Hilfsbereitschaft gezeigt.
Vielleicht war mein Englisch nach der durchrollten Nacht in Verbindung mit der blassen Sally auch falsch verstanden worden. Ihr war mit Sicherheit nicht nach Wein zumute, eher nach dem gleichen Wort aber mit der Endung „en“.
Der Nachmittag stand im Zeichen eines Ausfluges. Der Hafenagent holte die Engländer um 15 Uhr ab und nahm mich gleich mit. Das Paar stieg in einem noblen Hotel ab – wie erwartet in viktorianischem Stil gebaut – und mich fuhr der Agent laut seinen Angaben zur schönsten Stelle des Strandes. Er wollte es richtig machen, aber er kannte meine Vorlieben nicht. Was sich mir nach dem Aussteigen bot, würde ich als Rummelplatz in einem Seebad für Normalbürger bezeichnen. An der Hauptstraße Fressbuden ohne Ende, dazwischen Boutiquen, Eisdielen, Shops über Shops. Erinnerte stark an Cairns oder Noosa. Wer dort war, braucht nicht hierhin, es sei denn er sucht lange Naturstrände, die gibt es nämlich auch. Gleich daneben. In Zelten spielte russische Balalaikamusik mit einem Einpeitscher, der wohl vom Oktoberfest ausgeliehen wurde. Der Bär steppte, der Mann schrie immer lauter und die ersten Tische wurden bestiegen. Dazu draußen die Rummelmusik von zwei Karussells mit Abenteuerfeeling. Echt gut gemeint vom Agenten.
Da ich nun mal da war, habe ich mir noch Trauben gekauft und eine Flasche Rotwein aus dem Barossa-Valley, dessen Etikett ich fotografiert hatte. – Punkt für das Handy. Der Kapitän hat keinen Wein mehr, also wird heute Abend ein Glas oder zwei aus der „Agenten“-Flasche getrunken. Ich wäre niemals an diesen Ort gefahren und hätte folgerichtig niemals den Wein gefunden bei meiner Alone-some-rider-Tour.
Den Rückweg habe ich am Strand angetreten und bin zunächst ca.3 km barfuß am Ozeanstrand entlang gelaufen. Das Wasser tat gut, das Laufen tat gut, die Luft tat gut und vor allem die Ruhe an diesem Naturstrand. So verschieden können Empfindungen sein. Dem einen kann es nicht laut genug sein, wenn er seine Fritten verschlingt, dem anderen kann es nicht ruhig genug sein, wenn er seine Landschaft mit den Augen verschlingt oder das letzte Hanuta knabbert. – Beides möglich, alles gut.
Der Sonnenuntergang auf dem Schiff war phänomenal für mich. Weniger für die späteren Bildbetrachter. – Noch ein Naturphänomen zum zigten Male abgelichtet. Thomas Mann hatte mit seiner rein physikalischen Betrachtung Recht. Ein glühender Planet rutscht ins Wasser und verglüht logischerweise. – Und trotzdem, immer wieder das Brimbamborium, wenn sie wieder einmal ins Wasser oder hinter einen Felsen oder hinter den Horizont fällt.
Am Uluru, dem heiligen Berg der Aborigines, stehen jeden Morgen und jeden Abend Tausende, übers Jahr angeblich 2 Millionen an den besten Fotostellen. Wenn es dann soweit ist, strecken diese Tausende ihre Foto-Degen wie ein, gegen die Sonne marschierendes Heer, in die Luft. Diese Degen im Licht der unter- oder aufgehenden Sonne, dürfte das Foto vom Uluru bei weitem übertreffen. – Das wäre ein Grund gewesen, hinzufahren. Leider fällt er mir jetzt erst ein, obwohl so logisch.

88 Mo 15.1.18 Adelaide Departure – Schiff
Um die Gewichtszunahme zu beschränken, habe ich beschlossen nicht mehr regelmäßig zu frühstücken. Zwei Essen am Tag sind sowieso schon viel zu viel und dann auch noch Balkan. Fleisch, Gemüse, Kartoffeln und dazu immer diese guten Suppen. Draußen immer noch Hochbetrieb beim Laden und Abladen. Um 10 Uhr soll das Schiff ablegen. Da ich mich an den Bericht gesetzt habe, bemerke ich nicht wie wir ablegen. Erst ein Vibrieren des Bodens erinnert an den Schiffsmotor. Ein Blick zum Fenster geht aufs Wasser, beim Blick aus der offenen Kajüten Luke stelle ich fest, wir sind bereits ein gutes Stück weg vom Hafen. Auch gut, Hauptsache es geht weiter. Nächste Station ist Perth, das wir am18.1.18 gegen 22 Uhr erreichen sollen. Am 19. Oder 20.1. soll es dann weitergehen. Richtung Singapur.
In Perth ist auch Kapitänswechsel. Nach dem heutigen Gespräch weiß ich, dass sein Vertrag abläuft und er sich einen neuen Kontrakt sucht. Zuerst sind aber 4 Wochen Urlaub angesagt. Von ihm erfahre ich auch, dass die CHOPIN 5500 Stück 20-Fuss-Container laden kann und 75000 Pferde unter Vertrag hält. Beim Schiff AGLAIA waren es 4200 und 50000 Pferde. –Die CENTAURUS gehört mit einer Länge von 360m zu den größeren und lädt 11400 Container. Die ganz Großen sind inzwischen 450m lang und laden 18000 Container. Inzwischen streiten sich die Hafenbetreiber und die Reeder wegen den unterschiedlichen Belastungen. Der Reeder lässt sich ein immer größeres Schiff bauen und die Hafenanlagen müssen für wenige Schiffe extrem teuer verändert werden.
Wer mehr wissen möchte, für den ist die Statistik des Hamburger Hafens sehr interessant: www.hafen-hamburg.de/de/schiffe
Eine neue Planung für die Zeit nach 10-15 Jahren sieht Großschiffe vor, die nur noch wenige geeignete Häfen anfahren in denen dann auf die kleineren Containerschiffe umgeladen wird. Singapur baut bis zum Jahre 2020/22 einen solchen Hafen, obwohl 2010 gerade ein neuer Hafen in Betrieb genommen wurde, der inzwischen zu klein geworden ist. Noch sind es Pläne, aber die bisherige Beschleunigung in diesem Markt dürfte womöglich noch schneller Realität werden.
Seit 1970 hatte die Umstellung der Transportwirtschaft auf Container das Transportwesen revolutioniert und den globalen Welthandel maßgeblich mitbeschleunigt. Die nächste Stufe wird die weitgehende Digitalisierung der Containerlogistik mit sich bringen, die heute schon in der Transportplanung weitgehend IT-gesteuert ist. – Der nächste Schritt wird die Hafenlogistik betreffen, wenn Transportfahrzeug und Kran die Container aus im Hafenlager ohne Fahrpersonal finden und das Schiff entsprechend der Abladestellen ausladen. Das System wird lediglich überwacht, alles andere läuft sensorgesteuert automatisch, ähnlich wie das automatische Hochregallager, nur zig Nummern größer. Die ersten Systeme dieser Art befinden sich bereits im Einsatz. Die zweite Revolution nach der Einführung des Containers vor ca. 50 Jahren hat bereits den Fuß in der Tür. Kran- und Staplerfahrer werden umlernen müssen.
Die Wanderung muss ausfallen, weil laut Kapitän überall Streicharbeiten stattfinden und während Reparaturarbeiten Passagiere nicht auf dem Schiff spazieren gehen können. Soweit ok. Außerdem wäre das freie Bewegen überhaupt nicht möglich. Das wäre eine Vorschrift der Reederei und er müsse sich aus Sicherheitsgründen daran halten. Komisch für mich. Beim 2. Offizier war es kein Problem, nur an- und abmelden sei erforderlich. Nun ja, das Bild passt irgendwie zu seiner Aussage, dass er die Fotos der Zenobia nicht sehen möchte, weil es Bilder von einem untergehenden Schiff wären. – Ob die Hose mit Vorschriften halb gefüllt ist oder ob sich der Kopf bereits auf der Heimreise befindet? Zwei Fragen, die unbeantwortet bleiben werden.
Das Risiko eines Bordspaziergangs ist nicht größer, wie das Treppensteigen im Schiff. Über Bord fallen kann man nicht, es sei dann man will es. –Möglicherweise ist es auch ein sprachliches Missverständnis und es geht tatsächlich nur um momentan größere Reparaturen an den Fußwegen. In diesem Falle müsste er selbst einschätzen, wie der Passagier mit solchen Reparaturarbeiten umgeht. Es geht ja nicht um Kinder, die dann den Pinsel schwingen.
Das gute Wetter war dann Balkonwetter. Auch gut, aber nicht so gesund. In Perth geht der junge Kapitän, Jahrgang (1980) von Bord. Mal sehen wer kommt. Der junge Kapitän hat offensichtlich noch Probleme mit seinem Selbstbewusstsein. Mir ist erst jetzt wieder die verwirrende Situation beim Einchecken auf dem Schiff eingefallen, als ich kurz als Kapitän in Frage kam. Das nagt natürlich an den jungen Burschen. – Von daher musste das Verhältnis auf normalem Niveau, wie unter Geschäftsleuten, bleiben und mit irgendeinem Verbot konnte man auch noch zeigen, wer hier der Kapitän an Bord ist. Auf der Aglaia wurde ich gerade im Moment des Erscheinens des Kapitäns beim Auschecken auch gefragt, ob ich der Kapitän sei. Der musste herzhaft darüber lachen. Es scheint wohl auch eine Frage des Alters zu sein, für wen man gehalten wird. Und noch mehr, wie man damit umgeht und wie schnell man sich in seinem Kapitänsstolz verletzt fühlt.

89 Di 16.1.18 Adelaide – Perth – auf dem Schiff
Eine durchgerollte Schiffsnach bedeutet immer wieder Unterbrechungen beim Schlaf. Nicht weil man sich irgendwelche Sorgen macht, das Wiegen ist eher einschläfernd. – Aber bei stärkerer Seitenlage fängt der Körper an, sich tatsächlich zu drehen bzw. er kommt in eine Vorstufe des Rutschens, d.h. man versucht wohl im Schlaf dagegen zu steuern. Es soll heute den ganzen Tag weiterrollen, womit sich auch die Wanderung erledigt hat.
Ein kühler Wind und viele Wolken machten auch den Balkon nicht wirklich interessant. Also habe ich angefangen, die hunderte Fotos durchzusehen und auszumisten. Eine Fleißarbeit, aber auch höchst interessant, weil zu den Bildern tatsächlich die Tagesgeschichten im Kopf auftauchen oder Menschen, mit denen man zu tun hatte. Jedenfalls werde ich ein paar Tage damit beschäftigt sein. Das Internet ist komplett weg – Zeit ohne den digitalen Tages-Terror.

90 Mi 17.1.18 Adelaide – Perth – auf der CHOPIN
Nachdem heute Nacht die Uhr wieder eine Stunde nach vorne gestellt wurde und in der kommenden Nacht nochmal, wird es Zeit, sich mal die Tag-Nacht-Geschichte genauer anzusehen, was mit Hilfe des Internets sich recht einfach darstellt. In Perth werde ich 2,5 Stunden von Melbourne aus zurückgestellt sein. Die Reise geht Richtung Westen zurück zur europäischen Zeit. Ich bekomme die Stunden zurück, die ich auf der Hinreise verloren hatte.
Der Tag war morgens mit Fotos sortieren gefüllt, nachmittags mit Sonnendeck und Mittagsschlaf. Die letzte Nacht war eine richtige starke Roll-Nacht, sodass ich durch das Hin- und Her Geschiebe im Bett aufwachte. Rollende Schubladen deuten auf starke Schieflagen des Schiffes hin und produzieren beim Reinfahren jedes Mal einem „Klack“. Und das merkt sich das Gehirn schnell und wartet auf das Anschlagen um dann schnell einzuschlafen, was aber natürlich in der kurzen Zeit nicht funktioniert. Also doch aufstehen und Schublade unterlegen. Jetzt aber Ruhe.
Nach dem Essen nochmals Fotos sortiert und es sind noch viiiiieeeeele. Hätte ich nur mehr Abstinenz beim Fotografieren geübt. Hätte, hätte… Für alle Enthusiasten von Sunrise- und Sunseterlebnissen folgender Link:
www.sunrise-and-sunset.com Nie mehr einen Sonnenauf- oder Untergang verpassen, nirgendwo auf der Welt. Die ewige Warterei und das Rumstehen mit der Frage: wann ist es denn so weit? hat ein Ende.

91 Do 18.1.18 Adelaide – Perth – auf der CHOPIN
Wieder eine Stunde jünger, die Zeit an der Schiffsruhr zeigt 5,30 Uhr beim Aufwachen. Irgendwie hat man sich in den Wochen an die andere Zeit gewöhnt. Eigentlich wäre es jetzt 7,30 Uhr. Eigentlich. In einer Unterhaltung mit dem 2. Officer, einer von 12 Philippinos an Bord, ist jetzt auch geklärt, wie die Regeln auf der Chopin bezüglich der Passagiere ausgelegt werden.
1. Der Kapitän kann Alkohol in der Kabine der Passagieren erlauben oder verbieten.
Die Gründe für ein Verbot sind ihm nicht bekannt. Der jetzige Kapitän hat Alkoholverbot in den Kabinen erteilt. Beim Essen kann Wein getrunken werden, der vom Stewart auf den Tisch gestellt wird. Danach soll er angeblich in der Küche in den Kühlschrank kommen bis zum nächsten Abend. Diese Regelung erscheint gegenüber der Aglaia ein Konstrukt zu sein, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob da richtig übersetzt wurde. Schlecht vorstellbar, dass die Reederei dem zahlenden Passagier das Bier oder den Wein in der Kabine verbieten kann, solange daraus für das Schiff keine Gefahren entstehen. Mit dem Argument, dass bei einem Notfall alle fit sein müssen, wären die Kreuzfahrschiffe am Ende. In der Praxis bedeutet dies nämlich, dass auf jedem Schiff eine andere Regelung gelten könnte. Mal sehen, welche Regelung der nächste Kapitän in Perth an Bord anordnet. Vermutlich wird er das Rauchverbot auf der Brücke wieder in Kraft setzen, dass der jetzige Kapitän wegen seiner Zigarettensucht außer Kraft gesetzt hatte.
2. Wanderungen auf dem Schiff sind grundsätzlich möglich. Auch bei Reparaturen an Bord, wenn diese nicht direkt in den Fußwegen stattfinden und mit Schweißarbeiten zu tun haben. Der Passagier muss darauf achten, dass er die Arbeiten nicht behindert. Der 2. Officer fährt zur See des Geldes wegen und weil er einen Studienplatz als Ingenieur nicht bekommen hatte, worauf sein Vater ihn aufforderte, etwas zu tun und nicht nur rumzuhängen und zu jammern. 14 Tage nach Einchecken an Bord kam die Zulassung, aber der Vertrag war unterschrieben. Jetzt gefällt es ihm auf der Südroute, 8 Stunden 2. Offizier auf der Brücke und 16 Stunden frei. Lesen, Denken, Faulenzen – ein schönes Leben an Bord. –Ob er noch studiert. Er ist sich nicht sicher, schließt es aber nicht aus.
Mit dem Kapitän hatte ich auch noch ein Gespräch allgemeiner Art. Er ist 37 Jahre, fährt seit 11 Jahren zur See, hat das Kapitänspatent seit 5 Jahren und fährt seit 2 Jahren als Kapitän. Er kenne auch Kapitäne unter 30 Jahren, hält aber nichts von den Youngsters. Ohne mehrjährige Seeerfahrung fehle die Grundlage für eine gewisse Autorität des Wissens und die Sicherheit, mit brenzligen Situationen in Ruhe umzugehen. Der Lohn auf See betrage ein Vielfaches wie in Bulgarien in der Industrie. Ein verständlicher Grund zur See zu fahren, trotz Frau und Kinder zuhause. Bevorzugte Routen hätte er nicht. Das wichtigste wäre immer die Crew. Ist die gut und bildet ein Team, ist jede Route gut. Ist die Crew schlecht, ist es egal welche Route. Er geht sogar so weit zu sagen, dass ein Containerschiff zuallererst aus Crew besteht und erst in zweiter Linie aus Schiff und Containern.
Die Kontrakte der Kapitäne sind unterschiedlich lang und verhandelbar. Altersbeschränkungen hängen von den jeweiligen Ländern ab.
Ich frage noch nach einem möglichen Kabinenwechsel und bekomme die erwartete Antwort. Er wäre zwar noch Kapitän, aber das soll der nächste Kapitän entscheiden. – Meine Einschätzung bezüglich der Hosenfüllung war nicht ganz verkehrt. Ein anderer hätte kurz überlegt und entschieden bzw. die Reederei kontaktiert, ob die Kabine ab Perth frei ist. – Das sind die Unterschiede, die man auf Reisen an allen Ecken und Enden erfahren kann. Du triffst engagierte, zuvorkommende Menschen, die sich alle Mühe geben und andere, die ihren Job machen. Ihren Job und sonst gar nichts. – Eigentlich trifft man in der Fremde die Heimat, was diese Sache angeht.
Der Walk zum Bug war natürlich wieder herrlich. Da vorne herrscht Ruhe, kaum Windgeräusche, Zeit um einen Becher Kaffee in aller Ruhe zu genießen, den Wolken zuzuschauen. Beim Rückmelden auf der Brücke gibt es als Sahnehäuptchen noch springende Delphine . Meinen Fotoapparat habe ich nicht dabei, also im Kopf Klick, Klick, Klick. – Beim späteren Gang zur Brücke waren die Delphine natürlich längst unterwegs zu anderen Ufern. – Vielleicht auf der Strecke nach Singapur.

92 Fr. 19.1.18 Adelaide – Perth – Fremantle – CHOPIN
Um 5,45 aufgewacht und am Horizont den beginnenden Sonnenaufgang bemerkt. Aber natürlich nicht vor der Luke, nein auf der Steuerbordseite (rechts) . Schon so oft gesehen und doch immer wieder ein Naturschauspiel auf dem Meer mit den unendlichen Flächen. Ein Foto habe ich mir geschworen, es werden zwei, weil ich noch ein Panoramabild machen musste aus innerem Antrieb. Es ist verdammt kühl, gefühlt 10° und ein beißender Wind aus der Antarktis jagt mich wieder zurück. Während ich mir meinen Kaffee brühe, dreht das Schiff nach Osten und die gleisende Sonne macht die Fenster auch nicht sauberer. Wischen angesagt.
An dieser Stelle noch ein Tipp für Kaffee- und Teetrinker: kleinen Kocher mitnehmen, stabilen Plastik-oder Porzellanfilter, Teebrühnetz , Filtertüten und Kaffee/Tee mit an Bord nehmen. Dann kann man sich jederzeit einen selbst Gebrühten ansetzen. 220V-Normalsteckdosen sind vorhanden. Auf der Brücke kann man sich zwar auch bedienen, aber dann sollte man den Kaffee auch dort trinken und nicht gleich wieder verschwinden.
In den Hotels im asiatischen und australischen Raum findet man überall die Kocher, fast immer mit Teebeuteln, Zucker und Instantkaffee (igitt, igitt). Auf dem Schiff nicht.
Der Lotse sollte um 10 Uhr an Bord kommen, wird er aber nicht. Wir liegen vor Anker und warten. Zeit für ein Gespräch mit dem 2. Offizier namens Godaliyanage Don Subhash Madhava Perrera. Den versuche ich lieber nicht auszusprechen. Ich erfahre, dass für das Laden und Entladen der Container ausschließlich der Hafen zuständig ist. Die Kontrolle liegt dann beim Kapitän bzw. der Crew. – Auf die Frage, ob die Crew Mitglieder in den Häfen immer von Bord gingen lächelte er verschmitzt und meinte, sie müssten von Bord gehen, „Girls, if you understand?“. Ich verstehe und mir fallen spontan die Bars mit den zwei Türen in Tarragona ein. „Yes, I know this from my life as trucker.“ – Ich habe nicht erzählt, dass ich das nur von den Erzählungen und Beobachtungen kenne. Er hätte sicher nur gelacht. Ich auch, wenn mir jemand so was erzählen würde.
Um 11,30 kommt der Lotse an Bord und um 12,30 liegen wir im Hafen an Kai. Um 13 Uhr fahren die Kräne und beginnen mit der Ent- und Beladung. Alle Containerplätze sind vorbestimmt, d.h. jeder Container kommt nach dem Abladen an einen vorher bestimmten Platz und jeder geladene Container hat an Bord seinen fixen Platz. – Ziel der Logistik ist eine Kranführer freie Be- und Entladung, um Kosten zu reduzieren und Computergenauigkeit bei den Bewegungsprozessen einzuführen. Sieht nach einem langen Weg aus, aber diese Automatic gibt es bereits in Rotterdam im Hafen.
Den Nachmittag nutze ich für einen Ausflug nach Fremantle, der kleinen Hafenstadt vor Perth. Nach der üblichen Ausgangskontrolle bestelle ich ein Uber-Taxi und nach 10 Minuten bin ich bereits im Zentrum. Ein Städtchen, wie ich schon einige gesehen habe mit viktorianischen Häusern und dem typischen Schachbrettmuster. In Fremantle hat man sich den Luxus von schräg laufenden Straßen gegönnt. Vermutlich haben hier Studenten ein neues Diagonalsystem ausprobiert . – Logisch erscheint einem die Straßenführung nicht.
Der Central Market als Touristenpoint hält was er verspricht. Einen Haufen Krimskrams und Nippes wie bereits in Adelaide, Sydney, Melbourne oder Brisbane. Viel Obst und Gemüse, aber ohne Marktatmosphäre. Die Trauben sind teurer wie im Supermarkt und dazu noch bereits in die Tage gekommen. In einem Shop kaufe ich mir einen Shiraz für den Abend und lasse mich dann mit Uber zurückfahren. – Gerade rechtzeitig zum Abendessen. Die Haut im Gesicht zieht etwas. Zu viel Sonne für´s Gesicht heute.

93 Sa 20.1.18 Fremantle – CHOPIN – Auslaufen um 22,32 – Tschau Australien
Um 6 Uhr auf dem Balkon gestanden. Einen Sonnenaufgang über Fremantle fehlte noch in der Sammlung des Sunset-Sambler. Vielleicht was ganz Neues. War es aber nicht. Nach 3 Fotos lag ich wieder im Bett bis nach 8 Uhr. Das Frühstück fiel wegen Übermästung aus.
Dafür ging ich auf die Brücke um mich beim neuen Kapitän vorzustellen und hatte mit meiner Vermutung Recht. Der war damit beschäftigt sich ein Bild auf der Brücke zu verschaffen und da sind ihm sicher die Aschenbecher aufgefallen und der kalte Rauchgeschmack in den Kopf gestiegen.
Ebenfalls junger Typ, weshalb ich nach einem herzhaften Händedruck zum Start einen Kalauer verwendete: „You are the new capitain, I´m the old passenger“. Die Formulierung hatte bereits gereicht, dass ein Funke Sympathie übersprang. Er erzählte auch sofort, dass dies sein zweiter Kapitänsauftrag wäre und die Fahrt nach Singapur lt. Wettervorschau etwas stürmisch werden könnte. Es scheint so zu sein, dass die boomende Containerschifffahrt auf jüngere Kapitäne zurückgreifen muss. Auch Bulgare und auch sein Vater war Fernfahrer. Wir unterhielten uns 15 Minuten über alles Mögliche. Ein offener Typ nach dem ersten Eindruck.
Draußen schönstes Wetter, also nachmittags an den Strand, davor aber noch harte Arbeit: Fotos sortieren. Eigentlich sollte ich zuhause alle Aufnahmen zeigen und dann von der Verwandtschaft in mehreren Wochenend-Bildvorträgen abstimmen lassen, welche Fotos weiter leben dürfen. Im Moment entscheide nur ich mit meinem Geschmack ohne jegliche Teilhabe der Mehrheit. Vor der habe ich aber den Auftrag, was auf jeden Fall ein Mitspracherecht ergeben würde. Bei ca. 4000 Fotos wären das 8 Wochenenden. Am Ende des mehr oder weniger erfolgreichen Verwandtschafts-Selbsterfahrungsprozesses hätten wir ausschließlich demokratische Reisebilder und die Verwandtschaft würde in Zukunft vermutlich einige Jahre Ruhe voreinander haben. Zu enges Zusammensitzen der Verwandtschaft ist immer hilfreich, wenn man die Nähe reduzieren möchte. Der Expeditionskoller lässt grüßen, den es angeblich auch in Familien oder bei Paaren geben soll. Da heißt er dann Beziehungskonflikt und meistens wird Großes mit kleinen Dingen losgetreten und kommt nach wenigen Ziel- oder Bauchäußerungen zum Show down.
Ganz dumm dran ist das ganze Geschwader der pädagogisch Vorgebildeten. Sie versuchen, den aufkommenden Konflikt auf einer transparenten und verstehenden Ebene auf der Chaosklippe der Bauchindianer entlang zu jonglieren, was diese wiederum fuchsteufelswild macht. Der Bauchmensch will den Bauch leeren und das geht meistens nur über den Mund. Wie bei der bekannten anderen Entleerung des Bauches über den Mund, weiß der „Brechende“ nie genau, was da im Schwall alles daherkommt. Und der Pädagoge gibt sich auch noch als verstehend und nachsichtig. Damit stellt er sich auf eine höhere Ebene. Sollte er besser nicht tun. Warum nicht den gleichen Kotzbrocken loslassen und ordentlich was kübeln? Der Bauchmensch versteht in solchen Momenten am besten Bauchisch und nicht Kopfisch. Einfach mal testen, wenn Sie sich die kopfische Sprache angewöhnt haben. Der Bauchist kann nicht testen, weil der Bauch beim ihm vor dem Gehirn kommt. Hat in einigen Bereichen des Menschseins auch große Vorteile
Nach diesen wahrscheinlich sinnlosen Abschweifungen über ein Thema, dessen menschliche Abgründe sich nie werden ändern lassen, wieder zum Tagesverlauf zurück.
Um 13,30 Uhr melde ich mich ab und habe das Glück, dass ein Shuttlebus gerade zwei Crewmitglieder in die Stadt bringt, wahrscheinlich in die berühmte Freddy Quinn-Spelunke, wo die La Paloma drauf wartet, die Matrosen verrückt zu machen. Ich werde vom Fahrer freundlicherweise am Strand abgesetzt, der 3km entfernt liegt. La Paloma hat mich noch nie interessiert, was auch ein Fehler gewesen sein könnte.
Ein wirklich schöner Strand mit weißem Sand, türkisfarbenem Wasser und ca. 22 Grad Ozeantemperatur. Da ich vergessen hatte, die Badehose anzuziehen, lies ich´s bei einem Strandwalk im Wasser bewenden. Sehr schön, eigentlich Spanien pur mit einer wunderbaren Gaststätte nach 1km. Auf der Düne, Glasfront zum Meer. Zeit für Pause und ein Bier, das eisgekühlt serviert wird, aber bei meinen Träumereien zu einem Drittel nach einer Stunde eingeschlafen war. Ich schaue ins Handy, um meine Röte im Gesicht einzuschätzen. Einen Tick dunkler, kein Rot. Also Selfie mit Strand im Hintergrund für die Lieben daheim. Direkt geschickt mit der heutigen Technik und damit auch erledigt. Um 16 Uhr war ich wieder beim Schiff, die 34 Grad und die stechende Sonne treiben einem automatisch an einen kühleren, schattigen Ort.
Und nach dem Abendessen wieder Bilder sortiert, antidemokratisch zwar, aber die eigentlich notwendigen 8 Wochenenden mit Bilder- und Videovorführungen habe ich mir abgeschminkt. Die wären sowieso bei mir in der Wohnung und ich kenne die Verwandtschaft und deren Verbrauch an Nahrung und Getränken. Am Ende hätte ich einen Fotografen die Reise machen lassen können incl. Bildband. Es wäre günstiger geworden und ich hätte nicht monatelang mit zwei Fotoapparaten in der Hand leben müssen.
Es ist 22,30 Uhr und ich bemerke gerade, dass sich das Schiff bewegt. Ein Blick aus dem Fenster macht klar, wir sind längst aus dem Hafen draußen. Ein letzter Blick zurück zur Küste von Fremantle. Das war Australien. Mit 16 davon geträumt, mit 66 hier gewesen. Es war wunderschön und wunderbar frei. Wenn ich nochmals eine solche Reise unternehme, dann Ankunft in Adelaide oder Fremantle und an der Küste entlang nach Darwin und von dort mit einem Schiff in die Südsee. Es gäbe noch einiges zu tun. Und vielleicht mit der Transsibirischen im Winter zurück?

94 So 21.1.18 Fremantle – CHOPIN –
Es rollt beim Aufwachen, nicht stark, aber die Wiege funktioniert. Wolken am Himmel und trübe Sicht auf dem Meer. Das Äquatorwetter wirft seine Schatten voraus. Draußen ist es bereits warm und schwül. Sonntagsfrühstück heißt Spiegelei und Käse auf Vollkorntoastbrot. Jeden Sonntag. Ich mache mich wieder an die Arbeit und sortiere wieder Bilder. Bilder, Bilder, Bilder! Und zwischendurch mache ich mich etwas schlauer bezüglich der Containerschifffahrt.
Ihr Start: 26.4. 1956 – umgebauter Tanker verlässt als „Ideal X“ mit 58 Stahlkisten in New Jersey den Hafen und fährt nach Texas. www1.wdr.de/stichtag/stichtag-erstes-containerschiff-100.html
Linie CMA-CMG (CHOPIN, CENTAURUS)
Der Firmengründer Jacques SADE startete am 13.9.1978 mit 4 Partnern eine Linie zwischen Marseille nach Livorno Italien, Latakia (Syrien, mein Zielhafen mit dem LKW auf dem Weg nach Saudi Arabien) und Beirut (Libanon). Er hatte erkannt, dass die Einführung der Seecontainer das gesamte Transportwesen revolutionieren würde. Nach 40 Jahren arbeiten 29000 Mitarbeiter in 160 Ländern mit ca. 550 Schiffen (eigene und Charterschiffe). Die Firma gehört zu den größten Containerseefrächtern der Welt und steht mittlerweile an dritter Stelle hinter MAERSK und MSC. Zusammen stellen die 3 Firmen mit ca. 7.5 Mio. TEU fast 40% der Containerstellplätze auf Schiffen.
Linie Cosco (AGLAIA) Diese Linie steht an 6. Stelle der Containerfrächter und verfügt über ca. 900.000 Containerstellplätz auf insgesamt 160 eigenen und gecharterten Schiffen.
95 Mo 22.1.18 Fremantle – Singapur – CHOPIN
Heute Mittag habe ich endgültig den australischen Kontinent auch hinsichtlich des Breitengrades verlassen. Wir sind auf dem offenen Indischen Ozean auf der Reise nach Singapur. Die Temperaturen liegen bereits heute Morgen um 9 Uhr bei 28 Grad, schwül warm. Die Fahrt mit der Aglaia vom 9. Bis 21.November 2017 lässt grüßen. Das Bordwalking fällt wieder aus, weil auf dem Schiff mit Dampfstrahler und Rostfräser gearbeitet wird. So verlangen es die Vorschriften der Reederei und überall wo es Vorschriften gibt, werden diese entsprechend den dafür zuständigen Personen angewendet. Streng oder lockerer. Während mir auf der AGLAIA der Cosco-Linie zugetraut wurde, Arbeitsbereiche zu meiden und notfalls zurück zu gehen, werden die Regeln auf der CHOPIN der MCA Linie enger angewendet.
Ein typisches Merkmal großer Firmen. Die Direktiven von oben degradieren den Mann vor Ort zum Erfüllungsgehilfen. Die vom Schreibtisch im schicken Büro des Reedereihochhauses ausgearbeiteten Vorschriften werden buchstabengenau angewendet. Selber denken und in diesem Falle relativ unspektakulären Bereich individuell entscheiden – geht nicht mehr. Der neue Kapitän hatte zwar sein OK gegeben, aber der Chief Officer ist für die Arbeiten an Deck zuständig und damit war die Sache entschieden. Als neuer Kapitän würde er sich einen Bärendienst erweisen, hier in irgendeiner Weise etwas zu unternehmen. Immerhin soll ich Bescheid bekommen, wenn mal keine Reparaturarbeiten stattfinden, was auf diesem Schiff mit dem Baujahr 2004 sicher nur selten der Fall sein wird. Es rostet überall vor sich hin und die Entrostungs- und Streicharbeiten dürften immerzu im Kreise herum fällig sein, wie die Reparaturarbeiten am Kölner Dom. Also auf den Balkon in den Campingstuhl, Kaffee daneben und Sonnenstunde eingelegt. 30 Grad, schwül warm, aber mit Wind. So lässt es sich aushalten. Irgendwann bin ich sogar eingeschlafen.
Und dann ging´s wieder ans Foto sortieren, das Ende in Sicht, wenn ich mich heute richtig dranhalte. Essen, Mittagsschlaf, 1,5 Stunden, sortieren. Abendessen 18 Uhr, sortieren. Um 21, 30 waren alle Bilder durchsortiert. Viele vernichtet, verschiedene in Spezialordner geparkt. Ab jetzt kann ich wieder anfangen, das Reisetagebuch ins Reine zu schreiben.

96 23.1.18 Fremantle – Singapur – CHOPIN
97 24.1.18 Fremantle – Singapur – Chopin
Schiffstage sind ruhige Tage, vorstrukturiert durch die Essenszeiten. Mehrere Schiffstage hintereinander bringen Ruhe ins Getriebe und er Kopf wird freier. Da macht man sich auch Gedanken, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. So war die Reise auch gedacht.

98 25.1.18 Fremantle – Singapur – CHOPIN
Der Agent aus Singapur frägt nach der Abholung vom Schiff und ich regle bei der Gelegenheit noch die Buchung im Hotel Amara zum Haustarif von CMA. Statt 1943 Singapur Dollar (1215 Euro) bei einer Buchung über HRS bezahle ich 1170 Singapur-Dollar (730 Euro). Nicht ganz billig, aber zum Abschluss des Abenteuers Australien und vor dem Beginn des letzten Reiseabschnitts, gönne ich mir nach all den vielen Motels in der Pampa etwas Luxus mit einem „Room-Typ DELUXE KING“. Auch auf die Gefahr, dass mir der Graf von Eurohausen an den Kopf geworfen wird. Mit etwas badischer Bauernschläue habe ich 435 Euro über die Buchung als CMA-Mitarbeiter gespart. Von den Schwaben würde ich für die Ersparnisse die Ehrenbürgerschaft angetragen bekommen.
Bei einem wolkigen und teilweisen Nieselwetter war wieder Drinnen angesagt, aber ohne Langeweile. Die Fotos sind durch, der Bericht macht Fortschritte. Morgen soll die Sonne scheinen.

99 26.1.18 Fremantle – Singapur – CHOPIN – Ende der Fahrt – Ruhenacht im Hafen
Ein weiterer Reiseabschnitt geht zu Ende. Zeit für eine Gesamt Resümee der Chopin-Reise, die vom Grundsatz her eine ganz andere Reise war. Es war die zweite Reise auf einen CC und viele einmalige Erlebnisse wiederholten sich. Für den Reiz des Neuen gibt es kein Rezept der Wiederholung, das erste Mal bleibt das erster Mal. Kennt man ja auch von anderen Bereichen des Lebens. Und es war wohl Fügung, dass mir für dieses erste Mal das Containerschiff AGLAIA mit seinem Kapitän Dariusz und seiner Mannschaft geschickt wurde. Da passte Alles und so war das wohl auch gedacht mit dem „Zufall“.
Die jetzige Etappe gehört bereits zu meiner Rückreise, d.h. Erlebtes zu verarbeiten, Reiseberichte verbessern, Fotos sortieren, eben auch Arbeiten, die zuhause nie und nimmer in der Ruhe erledigt werden könnten. – Auch wenn immer Neues dazukommt, ist mir klar, dass die Rückreise sich mehr um die Gedanken auf die Zukunft konzentrieren wird und die Vergangenheit in gleichem Maße zurücklässt, wie das große Reiseziel Australien. Durch die Erfahrungen mit der AGLAIA kommt man automatisch in den Vergleich der beiden Schiffe und deren Besatzungen, wobei ich nach bestem Gewissen versuche, Emotion und Sache zu trennen.
Zum Schiff und zur Besatzung:
1. Das Schiff ist mit Baujahr 2004 8 Jahre älter wie die AGLAIA, was zur Folge hat, dass permanent die Oberflächen auf den Gängen und Plattformen entrostet und gestrichen werden. Durch die strenge Auslegung der Sicherheitsrichtlinien, waren deshalb Rundgänge kaum möglich. Dass es doch ab und zu klappte lag an Missverständnissen der Crew, wie sich herausstellte, nach dem Eltern-Oma-Prinzip. Der eine erlaubt´s, der andere nicht. Der Balkon auf beiden Seiten des E-Decks entschädigte, weil man sich doof vorkommt, jeden Tag zu fragen ob oder ob nicht. Im Campingstuhl das Dahingleiten genießen, einfach wunderbar. Dafür das Fitnesstraining zwei Mal am Tage erledigt. Das passt auch. Das schwül, warme Wetter mit Regengüssen ließ die Aufenthaltsdauer draußen ohnehin schmelzen. Dann nutzt man umso lieber die Kajüte für die anstehenden Sortierarbeiten.
2. Beide Kapitäne waren ca. 35 Jahre alt, also noch sehr junge Kapitäne. Wie in jedem Betrieb spielt es immer eine Rolle, wie der Chef mit dem Ganzen umgeht. Sowohl der erste, als auch der zweite Kapitän auf der CHOPIN haben noch nicht sehr viele Kapitänseinsätze hinter sich, d.h. sie müssen sich die Sicherheit im Umgang mit Regeln erst noch erarbeiten. In dieser Zeit wird auf die Einhaltung von Vorschriften strenger geachtet, weil man damit auf der sicheren Seite steht. Bis man sich aber eine eigene Sicherheitsbeurteilung von Situationen und deren möglichen Gefahren angeeignet hat, dauert ein paar Jahre.
3. Was die Kommunikation gegenüber der AGLAIA schwieriger machte, war die Sitzordnung. Bei der AGLAIA sitz der Kapitän immer neben den Passagieren am Esstisch, auf der CHOPIN nie, d.h. die Zeit für ein längeres Gespräch ist gar nicht da, weil auf der Brücke natürlicherweise andere Dinge Vorrang haben. Dieser Umstand dürfte Alles in Allem den entscheidenden Unterschied darstellen.
4. Die Brücke ist auf der CHOPIN bis auf den Kapitän mit Philippinos besetzt und irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass sich einige durch die Besetzung des Kapitäns mit einem Europäer zurückgesetzt fühlen. Ein Beispiel zur Verdeutlichung: der 2. Officer war zu Beginn sehr freundlich und wir haben einige Male über ihn, sein Land und seine Karriere gesprochen. Auch über den 30-jährigen Krieg in Sri-Lanka, über den er ein dickes Buch auf der Brücke dabei hatte.
Als ich am zweiten Reisetag auf die Brücke kam, war der 2. Officer nicht zu sehen. Der neue Kapitän stand an der Fensterbrüstung, was mir gerade recht kam, weil ich an ihn speziell ein paar Fragen stellen wollte, aus denen sich ein kurzes Gespräch entwickelte. Als der 2. Officer nach ein paar Minuten aus dem Bürobereich herauskam, sah ich beim „Good morning“ das Gesicht und wusste sofort, dass er sich quasi übergangen fühlte nach dem Motto, er wäre jetzt nicht mehr gut genug für ein Gespräch. Verstärkt durch den Umstand, dass jetzt Weiser mit Weisem spricht. Eigentlich Kindereien, könnte man sagen, aber dem war es ernst. Jeder kennt das Gefühl bei sich selbst, kommt aus dem Bauch und entbehrt meist jeglicher Vernunft und Grundlage.
So wird man ungewollt in grundsätzliche Konflikte der Gleichwertigkeit von Nationen gezogen. Ob auch Missgunst der inzwischen höheren Ränge gegenüber den Passagieren aus dem Westen eine Rolle spielt, ist schwer zu sagen. Eine kleine Rolle wahrscheinlich, weil man es sich gut gehen lässt und sie fühlen sich als die „Dummen“, die arbeiten müssen. Bei den Philippinos der unteren Ränge war immer die gleiche Freundlichkeit und Herzlichkeit vorhanden. Da gehört die Unterschiedlichkeit von Rängen und Stellungen auf dem Schiff zur Normalität des Lebens. Sobald jemand am Steigen ist, wird die Normalität hinterfragt und Neid ist nun mal oft ein Faktor, der dann ein gemeiner Lebensbegleiter wird, weil ein anderer immer noch ein Stückchen weiter oben steht.
Da gilt der Spruch: „Bist du neidisch, dann bist du nicht zu beneiden.“
5. Die Erfahrungen auf der CHOPIN waren sehr hilfreich und vielfältig und bestätigen meine Gesamteinschätzung meiner Reise mit der AGLAIA. Manchmal passt alles und manchmal nur manches. Solange es für eine schöne Reise reicht, passt es trotzdem bestens.
6. Wichtig zu wissen: durch die Praxis der 3,6,9-Monatskontrakte ändern sich die Besatzungen laufend. Bei der CHOPIN gehen 70% der Crew in Singapur von Bord und werden durch neue Leute ersetzt, z.B. auch der Schiffskoch. Dieser ständige Wechsel dürfte auch der Grund dafür sein, dass es nach einem größeren Personalwechsel wieder eine Zeit dauert, bis sich ein Team bildet, das zusammen arbeitet und nicht nur jeder seine Aufgabe erledigt. Es wäre durchaus möglich, dass sich inzwischen die Mannschaft auf der AGLAIA zu 50% geändert hat und schon kann alles ganz anders aussehen. – Für den Passagier ist die Brückenmannschaft der Kern für seine Kommunikation und der Steward. Dieser dürfte seinen philippinischen Kollegen durchaus ein paar Infos über den Passagier geben, wenn die danach fragen.
7. Dem Schiff mit Baujahr 2004 fehlt es mangels Personal, nicht vorhandenem geeigneten Pflegegerät oder Organisation an Deckpflege. Der schwarze Dreck der Schwerölverbrennung findet sich an vielen Stellen und dürfte sich dort auch schon seit einiger Zeit heimisch fühlen. Die V2A-Geländer am Pool sind angerostet, was auf mangelnde Pflege oder das Fehlen geeigneter V2A-Paste hinweist. Der Pool selbst dürfte schon längere Zeit nicht mehr gefüllt worden sein, wenn man sich die Verschmutzung des Beckens und der daneben liegenden Dusche anschaut. Eine britische Hausfrau würde diesen Bereich als „not amused“ bezeichnen, eine deutsche Hausfrau würde noch etwas kräftigere Worte benutzen. Wir sind aber nicht in Deutschland und Schweine werden auf dem Schiff auch nicht gehalten.
8. Zu Punkt 6 ein Beispiel über den Deckreinigungsvorgang. Dem neuen Kapitän waren wohl die Außendecks der Brücke zu schmutzig. Jedenfalls fingen dort Matrosen mit dem Wasserstrahlgerät an, den Boden zu reinigen, was zwar den Schmutz löst, aber durch den hohen Druck auch gut verteilt, auch auf die Wände und unteren Decks. Offensichtlich hat hier noch niemand daran gedacht, eine Kreiselbürste mit sofortiger Absaugung einzusetzen bzw. auf den Decks einen Putz/Saug-Reiniger. Das Abwasser müsste allerdings im Hafen als Sondermüll entsorgt werden, weil der Schwerölruß mit Sicherheit das Wasser in eine Giftbrühe verwandelt.
9. Die Verpflegung überreichlich. Zwei Drittel der Reise habe ich das bulgarisch / europäische Landessen mit täglicher Gemüse-Huhn- oder Rindfleischsuppe, Kartoffeln, Reis, Gemüse, Fleisch von Rind, Schwein, Huhn genossen. Danach habe ich auf „Sri Lanka“ –Essen umgestellt. Genauso reichlich mit stärkerer Reisorientierung und schärferer Würzung, Huhn (kein Hund) , Fisch und Gemüse. Jedenfalls immer zu viel, aber es schmeckte immer zum „Teller leer essen“. Neben Obstsäften und Wasser gab es für mich als Passagier zum Abendessen immer eine Flasche Wein und eine Dose alkoholfreies Bier auf den Tisch. Vom Wein trank ich ein Glas zum Essen und ein Glas nahm ich regelwidrig, aber immer gut sichtbar mit in die Kabine. Komischerweise stand am nächsten Abend wieder eine neue Flasche auf dem Tisch, was mich zugleich stutzig und neugierig machte. Vermutlich wird auch auf dem Schiff mit Wein gekocht oder die physikalischen Gesetze über die Verdunstung von Wein in Flaschen werden auf der Südhalbkugel der Erde tatsächlich auf den Kopf gestellt.
10. Ein Tipp zum Schluss: Auf der Brücke hängen die Schichtpläne der gesamten Mannschaft und an den Kabinen stehen immer die Namen der Crewmitglieder. Wenn man sich den Schichtplan fotografiert kann man sehen, wann der Kabinennachbar Schicht hat und wann er sich in der Kabine aufhält. – Da die Kabinen keine Musterschalldämmwerte aufweisen, kann man während der Schicht in seiner Kabine einfach sorgloser mit der Lautstärke umgehen. Sei es Musik hören, Musik machen – ich hatte meine Gitarre dabei – oder wenn man als Paar unterwegs ist… Ok?
Grundsätzlich werden wohl nach und nach die Brücken von billigeren, philippinischen Nachwuchskapitänen und Offizieren übernommen. Die machen den Job auf der Brücke genauso gut wie ihre weisen Vorfahren, die sich nach und nach an ihr Abwracken gewöhnen müssen. Durch die weitere Digitalisierung der Transportwelt, werden die großen Containerschiffe ohnehin weitgehend automatisch über Satellit, Umgebungssensoren, Seekarten-Navi und Radar gesteuert. Der AUTO-PILOT ist heute schon eine Selbstverständlichkeit. Für die Philippinos und die Reedereien wird es ein Win-Win Projekt. Für die Ostkapitäne bedeutet es das Ende ihrer Dienstfahrt. Meinem Freund Dariusz von der AGLAIA könnte es gerade noch bis zur Rente reichen.
Zur Reise auf dem Schiff:
Es war wieder eine äußerst erholsame Reise, unterbrochen von den zwei Häfen Adelaide und Fremantle. Eine wichtige und neue Erfahrung, von Bord zu gehen, etwas anzuschauen und am späten Nachmittag wieder im Hotel „Schiff“ zu sein. Das verkürzt die Reise rein gefühlsmäßig, weil die Tage an Bord unterteil werden in Etappen. In diesem Falle 4 Tage Melbourne-Adelaide, 5 Tage Adelaide – Fremantle und 7 Tage Fremantle – Singapur. Und es gibt einem irgendwie das Gefühl, irgendwo zu landen um dann wieder weiter zu ziehen. So fühlt es sich wohl an, wenn man irgendwann zum Weltenbummler geworden ist. Reisen, ankommen, weiterziehen. Eigentlich wie das gesamte Leben, nur eben ohne große Verantwortung für alles Mögliche. Das ist der kleine, aber wichtige Unterschied, was den Genuss der Reise ausmacht.

Heute, nach insgesamt 11 Tagen AGLAIA und 17 Tagen CHOPIN kann ich für mich sagen, dass diese Art von Reisen eine ideale Gelegenheit darstellt, runter zu kommen. Auch um sich Gedanken über den Tag hinaus zu machen, die sich nach einigen Tagen Schiff automatisch einstellen. Nur ein bisschen warten darauf, das musste ich lernen. Mit zwanghaften Versuchen, sein Inneres zu erkunden stellen sich erst einmal Enttäuschungen ein. Was jahrelang nach unten gepresst wurde, fliegt nicht innerhalb eines Tages in das Gehirn zurück, das bisher für das Pressen zuständig war.
In gleichem Maße löst man sich von der digitalen Informationsbesessenheit. Zwangsweise, weil die Internetverbindungen auf dem Ozean nicht immer, und wenn, nur teuer zu haben sind. Mir ist natürlich klar, dass der Begriff „teuer“ dehnbar ist. Jede Sucht definiert den Begriff „teuer“ für sich.
Und man lernt im Laufe der Zeit, mit sich umzugehen, sich einzuteilen, Zeit haben nicht als Langeweile zu bezeichnen sondern um zu genießen. Im Campingstuhl auf dem Außendeck sitzen, sprichwörtlich über das Wasser dahingleiten und den Gedanken freien Lauf lassen.
Wenn dieser Punkt erreicht ist, wird einem bewusst, was einem immer gefehlt hat. Zeit für sich.
Nach den eher philosophischen Ausflügen in die maritime Containerschifffahrt und die Gedankenwelt eines Reisenden folgt für Wissenshungrige noch ein Hinweis zum höchsten Sonnenstand im Norden und Süden incl. des Äquators. Nicht ganz unwichtig, wenn man sich Sommer und Winter auf beiden Halbkugeln der Erde vorstellen will.
Link: www.timeanddate.de/zeitzonen/

100 27.1.18 Singapur – Hotel – am 100.Reisetag komme ich nach Singapur
Mit der letzten Nacht genießen wurde nichts, aber überhaupt nichts! Statt um 22 Uhr war es 1 Uhr heute Nacht bis der Kahn den Kai küsste oder der Kai den Kahn. Die Formulierung ist bewusst gewählt, weil die über 5500 Containerkähne geradezu süchtig auf die Kais sind und andersrum genauso. Jede Bewegung bringt Geld in die Kaikasse auf der einen und in die Reedereikasse auf der anderen Seite. Der Kunde bezahlt und die Preise werden über den Markt geregelt, der in regelmäßigen Abständen Höhen und Tiefen erlebt. Im erst 7 Jahre alten neuen Containerhafen von Singapur wird das besonders deutlich. Hier gibt es – bereits nach so kurzer Zeit – auf jeden Fall zu wenige Kais für die vielen Kahn. Auch die CHOPIN musste zwei Stunden warten, bevor sich ein Kai von einem anderen Kahn verabschiedete und Platz machte für die Begegnung mit dem Komponistenschiff.

Ein neuer Milliardenhafen ist bereits im Bau, der 2020 in Betrieb gehen soll und lt. Planung 66 der weltgrößten Containerschiffe mit 20000 Containern gleichzeitig be- und entladen könne, zur Weiter-beförderung auf kleineren Frachtschiffen. Diese Zahlen nur, um die Dimensionen zu verdeutlichen, um was es hier geht. Wer in diesem Bereich nicht investiert, verliert. Ich legte mich jedenfalls ins Bett um noch einzuschlafen, bevor hier der Kranbär anfängt zu tanzen. War aber bereits zu spät. Kurz nach dem Wiedersehen griffen sich die Pranken von gleich drei Bären die ersten Container. Statt wiegender Wellen auf wogender See, gab es rumpelnde Kräne und fliegende Container. Aber auch dabei schläft man bei entsprechender Müdigkeit ein, bis …(später weiter)***

Der Hafen von Singapur ist der 3. größte auf der Welt und hier sehe ich in einem Hafen was Neues und erlebt die Dynamik des Zwergstadtstaates:
a) zig vor Anker liegende Schiffe als Lichtermeer im Meer , die auf einen Liegeplatz warten
b) ständige Abfahrten von riesigen Containerschiffen und Tankern
c) das weit schnellere Abladen durch die Ladekräne gegenüber Australien, wobei mir nicht klar ist, ob die Australier langsamer oder geistig/technisch nicht auf der Höhe der Zeit sind.
d) und damit auch, warum dieser Staat in so kurzer Zeit die Globalisierung für sich genutzt hat. Mit entsprechenden Konditionen kann man überall auf der Welt Investoren locken oder selbst investieren.
Ich würde mal sagen, ein Bienenhaus im Turboflug. Einfach ein, zwei oder drei Gänge schneller. Die Skyline habe ich heute Nacht fotografiert, leider bei Äquatorwetter in der Regenzeit. Aber im Prinzip wird auch Singapur sich in die Reihe stellen mit anderen Millionenstädten. Verkehr, hohe Glaspaläste, Parks und vor allem viele Menschen auf engstem Raum. Der Stadtstaat hat 5,7 Mio. Einwohner auf einer Gesamtlandfläche von 719 km2 oder 7800 pro km2. Hinzu kommen 1,2 Mio. Gastarbeiter. Da müssen die Menschen übereinander gepackt werden. Vielleicht sollte man sich auch Rat bei den australischen „Pack-together-Hotels“ holen. Aber vielleicht ist es auch eine wirklich andere Stadt, wenn man liest, dass die Menschen hier eine der höchsten Lebenserwartungen auf der Welt haben.

Nach 3 Tagen muss ich sagen, Singapur ist eine andere Stadt. Aber dazu mehr ein anderes Mal. Ich habe mir wegen der derzeitigen Revolution in Deutschland Zeit genommen mir ausgiebig Leitartikel und Kommentare der FAZ, dem Spiegel und der Zeit durchzulesen, um mich wieder auf die Höhe der Unzeit zu bringen. Neue Stars am grünen Politikerhimmel und alte Stars, deren Sterne am Sinken sind, wenn ich an die drei Unglücksraben Horst, Martin und Cem denke. Der Letztere hatte bei seinem Aufstieg in der Partei seine Herkunft als Pluspunkt. Endlich ein Vorzeigetürke bei den Grünen weit vorne. Die dadurch nicht zum Zuge gekommenen Nichtmigrationsbegünstigte werden jetzt wieder ihren Seelenfrieden gefunden haben. Auch die Art des Abservierens, alle Achtung. Gut gelernt beim Studium der anderen Parteien. Wer bei den Grünen nicht so hoch steigt, wie es Joschka Fischer gelungen war in den Anfangszeiten der Grünen, der fällt spätesten dann vom Baum, wenn sein Gesicht zu oft in Talkshows auftaucht und die ewig grünen Neidhammel in der Partei für die Stutzung auf Mittelmaß durch Abwahl sorgen. Ich erinnere mich an die Abwahl von Claudia Roth. Sie wird das Zeit ihres
Lebens nicht mehr vergessen. Für mich war es ein Grund, bei den Grünen nicht mitzumachen, weil sie sich für mich zu meiner möglichen Einstiegszeit und leider später auch, wie eine Abiturientenklasse benommen hat, die den Primus Inter pares nicht leiden konnten, weil er besser war wie sie oder weil er sich zu offensichtlich mehr ins Zeug legte. Damit aber Ende mit der Philosophie über die Grünen und deren Selbstverständnis.

Ich gehe morgen auf die CENTAURUS und bin dann für die nächsten 24 Tage internetmäßig auf Tauchstation.

Gruß aus Singapur – einer Stadt, die eine Reise wert ist, auch wenn sie trotzdem am Ende eine Stadt bleibt.
Wilfried

Bulletin Nr. 9 – die Outback-Agrarland-Tour – was man auch wissen sollte

2.1.18 Adelaide – Barosso-Valley – Kapunda
Nach einer durchgeschlafenen Nacht bereits um 7 Uhr raus. Ich wollte mir noch den Central-Markt von Adelaide anschauen und die Stadt noch am Werktag bei normalem Betrieb erleben. Beides nicht berauschend, da der Centralmarkt eine Ansammlung von verschiedenen Früchten, Fleisch, Käse, Fisch und sonstigem Essbaren bietet und gegenüber anderen Zentralmärkten großer, alter Städte einem nicht vom Hocker reißt, sofern man auf einem sitzt. Da fehlt was fürs Herz. Der Verkehr hält sich – auch Ferien bedingt – in Grenzen und fällt wegen der breiten Straßen kaum auf.

Bei einem Cappu in einem Straßencafé habe ich mich entschieden, von weiteren sogenannte Sehenswürdigkeiten in Adelaide Abstand zu nehmen mit folgenden Gedanken dazu:
Naturschönheiten – wann es zu viel werden kann
Es gibt unendlich viele Sehenswürdigkeiten, Naturwunder, Tierarten, Gebäude. Manche halten sogar die für Almosen gegebenen Vorführungen von Aborigines-Tänzen dafür. Ich habe da allergrößte Schwierigkeiten. Die habe ich allerdings auch bei Brauchtumstänzen vor Touristen in der Heimat.
Wichtig erscheint mir das Sehen und Begreifen von Details, die dann letztendlich übertragen werden können auf andere Dinge, die man von Bildern her kennt. Es ist nicht möglich und macht keinen Sinn, hinter jeden Baum, hinter jede Ecke, überall nach Neuem zu suchen. Das bringt vielleicht zusätzliche Fotos, auf jeden Fall bringt es negativen Stress. Das Verweilen und Sehen bringt Ruhe und Gelassenheit und Freude. Man atmet sprichwörtlich den Augenblick ein und hat am Ende mehr gesehen als der alles Erhaschende. So wie Landschaften erfahren werden müssen, so muss Naturschönheit ersehen und erfühlt werden. Mit einem Foto kann man sich später die vor Ort Gefühle teilweise zurückholen. Durchhuschen, Fotos machen und Abhaken, bringt kaum Gefühle, die hängen bleiben und sich mit dem Gesehenen verbinden. Das Foto ist und bleibt auch später reine Oberfläche, bleibt Bild und lebt nicht vor den Augen wieder auf. – Da ist es einfacher, im Internet alles anzusehen, zumal dort sowieso oftmals die besseren Fotos präsentiert werden.

Ich möchte hierzu einen gewagten Ausflug zum Menschenmachen: Ein passender Vergleich gibt auch das Thema Männer und Frauenauswahl her. Von beiden oder nach heutigem Sprachgebrauch von allen Geschlechtern gibt es auf der Welt unendlich viele schöne und begehrenswerte, zauberhafte Wesen und das auch noch für jeden Geschmack. Auch hier kommt man nicht auf den Gedanken, alle davon sehen zu wollen sondern wird von der Natur her bereits auf individuelle optische Signale programmiert. Würde auch ganz schön Zeit kosten und ziemlich viele Such-Spesen verursachen. Der Volksmund begegnet der oberflächlichen optischen Suche ohnehin mit dem Spruch: „Schönheit geht, Charakter bleibt“. Wie wahr, wenn man die 40% Scheidungsquote in Deutschland sieht. Übertragen auf die Reise: Schnellfotos gehen, Starke Bilder mit Gefühlen bleiben.

Nach dem Cappu und diesen tiefsinnigen Gedanken fuhr ich frei und fröhlich ins Barosso-Valley und der gute Leonhard (Cohen) durfte dazu ein paar Liedchen singen. Irgendwie kommt er von seiner Suzanna nicht los oder ich nicht und Bob bleibt wieder ewig bei seiner Sarah hängen.

Die Fahrt Richtung Barossa-Valley gleicht einer Fahrt durch einen etwas groß geratenen, aber sehr kultivierten Obst- und Getreidegarten. Das ganze Land ist schachbrettmäßig mit Längs- und Querstraßen durchzogen. Die Hauptstraßen asphaltiert, die Verbindungsstraßen mit Schotter. Die großen Flächen, welche die ersten Siedler zugeteilt bekamen, machten diese Art von Aufteilung sinnvoll, da alle Felder ringsum mit Wegen erschlossen waren. Irgendwann, fast unmerklich beginnt es grün zu werden und dann fährt man bereits an Hügeln vorbei, die mit Reben bepflanzt sind. Große Flächen werden immer größer und mittendrin immer wieder die Winzerhöfe, viele mit Weinausschank.

Als ersten Zielort habe ich mir Seppeltsfield ausgesucht, einem Ort, der seinen Namen dem 1849 aus Schlesien eingewanderten Josef Seppelt verdankt. Er war einer der ersten, der in Australien mit dem Weinbau anfing und eine ganze Weindynastie errichtete, die auch heute noch in Familienbesitz beste australische Tropfen in Flaschen verkauft. Die Verstorbenen ruhen alle in einem Mausoleum auf einem Hügel, von dem das Barossa-Tal überschaut werden kann. Wenn man die von Palmen gesäumten Straßen sieht, muss man davon ausgehen, dass der alte Herr Seppelt ein Fan von Palmen war. Bei dem Mausoleum ist dem alten Herrn wohl der zu viel getrunkene Wein zu Kopf gestiegen oder der Stolz über das Erreichte.
Die Auswahl des Ortes hängt auch damit zusammen, dass mein Vater zwar Josef hieß, aber zeitlebens Seppel genannt wurde und ihm verdanke ich auch meinen Zweinamen Josef. So kommen Erinnerungen hoch über das Leben meines Vaters, von dem ich wenig weiß, aber genug um zu begreifen, wie hart er gearbeitet hat um das Beste aus seinem Leben und uns zu machen. Ohne Handwerksausbildung und einer Brillenstärke von minus 20 oder mehr war er Zeit seines Lebens Hilfsarbeiter – heute Anlernfachkraft – und hat nie über sein Schicksal geklagt. Er hatte wenige Arbeitsstellen, was für seine Arbeitsqualität spricht und eine Ausdauer, die grenzenlos schien.
Zusammen mit meiner Mutter brachte er 6 Kinder durch eine arme Zeit, die durch den Bau eines eigenen Hauses noch ärmer wurde. Die Jahre bis 1960 waren die schwersten, aber auch die Folgejahre bis Mitte 1970 waren geprägt durch Sparsamkeit und Entbehrungen. Urlaub gab es nie! Am Ende konnten beide stolz auf ihre Leistung sein und wir als Kinder stolz auf unsere Eltern. Wir hatten materiell gesehen wenig, aber dafür genügend Anstand gelernt, dass es keinem von uns einfiel auf krumme Touren auf Kosten anderer Geld zu machen.

Nach dem Besuch in Seppeltsfield fuhr ich zufällig an einem Friedhof vorbei. Warum nicht einmal einen Blick auf die alten Grabsteine aus der Zeit vor und um 1900 werfen? Die Kindergräber mit 1,2 oder 3 Lebensjahren zeigen, wie groß auch bei den Auswanderern die Seelennot war und mit welchen Gebetstexten sie sich Trost schufen. Man erinnert sich an die frühere Kindersterblichkeit in Europa oder in Deutschland. In der Familie meines Großvaters starben zum Beispiel zwei seiner vor ihm geborenen Brüder, die alle Josef genannt wurden. Erst mein Großvater überlebte als Josef.
Kaum eine Familie blieb verschont.

Die Ankunft in Tanunda, einem weiteren Weinort hat diese etwas düsteren Gedanken dann schnell vertrieben. Das Ort ist ein Rummelort wie an den Badestränden. Ein gutes Marketing hat diesen Ort als Weinort schlechthin bekannt gemacht. Vom optischen hat er vor allem riesige Werbewände an den Häusern zu bieten. Hier riecht es nicht nur nach Nepp, sondern hier wird auch aktiv Bauernfängerei betrieben. – Nach 30 Minuten Straßencafé war mein geistiges Weinfass voll. Der mitten im Ort stehenden Kirche bleibt die Rolle der Aschenputtel in diesem Treiben, wobei es auch hier wie anderorts immer mehrere Kirchen gibt, entsprechend den Glaubensrichtungen der einstiegen Siedler, die aus ganz Europa hier landeten.

Auf der Fahrt nach Nuriootpa besuchte ich noch das Weingut Chateau Tanunda und probierte den weit über das Tal hinaus bekannten Wein. Die Bekanntheit hat einen simplen Grund: die Weine schmecken einfach gut. So gut, dass ich mir nach Mini-Proben drei verschiedenen Flaschen zulegte als Betthupferl für die Zeit bis zur Abfahrt des Schiffes. Das Weingutgebäude gleicht einem herrschaftlichen Schloss mit einem sehr ansprechenden Verkaufsraum voller Fässer und großer Theke für die vielen Besucher. Manche von denen saufen sich hier voll, um später im Reisebus auf jeden Fall die Kotzbeutel zu benutzten, die im Reisepreis inbegriffen waren.

Voller Vorfreude auf den Abend und einem oder zwei Gläschen des verkosteten Weines brummte ich mit meine 4-Weel-Drive-Hyundai in den geplanten Nächtigungsort Nuriootpa. Der Name bedeutet Treffpunkt und ist dem Aborigines entnommen. Nach 15 km kerzengerade Strecken durch die Wein- und Weizenlandschaft landete ich an der Motel Adresse aus dem Internet.
Sah von außen nicht schlecht aus, also gefragt, gebucht und ins Appartement. Ein dunkles Loch wegen dem darüberstehenden Balkon und einem Baum vor dem Zimmer und vor allem muffig. Wahrscheinlich ist der letzte Gast hier gestorben und wurde vergessen. Nach dem letzten relativ dunklen Zimmer in Adelaide, war das der Oberhammer und solle auch das schlechteste Motel des ganzen Aufenthaltes bleiben. Hier einen Edelwein trinken??? Mit dem dunklen Loch im Kopf entschloss ich mich nach Kapunda zu fahren, einem Ort, an dem es angeblich ein Infozentrum über die Aborigines geben sollte. 20 km durch eine schöne Gegend sorgten wieder für gute Stimmung und vor allem für Klarheit: das Zimmer kommt nicht in Frage, eher im Auto schlafen.

In Kapunda erst im Google nach Zimmer geschaut. – Keine frei. Aber im Info-Center der Gemeinde waren viele frei – es lebe die direkte Kommunikation! – Der nette Herr rief im Tourist Park an und schon war ein Bungalow gebucht für 95 Dollar/65 Euro. Das Friedhofsappartement hätte 92 gekostet. Mit Hochgefühl 20km zurück gedonnert, Zimmer storniert und 45 Minuten später in den Bungalow eingezogen. Einfach, aber einfach traumhaft! Alles da, was man braucht und hell.
Im Nachhinein hätte ich dem jungen Schnösel-Eigentümer ein paar klare Worte sagen sollen über seine Bude und dass er sich um den Toten kümmern soll, der irgendwo da drinnen liegen muss.

Von 16 bis 18 Uhr habe ich mir dann die Sehenswürdigkeiten des Dorfes angeschaut. Na ja, viele sind es nicht. Wenn man aber wenig hat, werden auch kleine Dinge zu Großen. Ein paar Statuen von wichtigen Siedlern und das Gelände der frühen Bergbauminen. In Kapunda wurde der erste Bergbau unter Tage in Australien betrieben.
Der Supermarkt am Ort hat alles was man braucht. Er war nur nicht dort, wo mich Google hinschickte. Da war er vor 3 Jahren. Eine nette ältere Dame sprach mich an, wie ich suchend die Straße auf und ab ging und fragte nach meinem Ziel. Und siehe da, im direkten Gespräch erfuhr ich, dass ich ca. 300 weiter gehen müsse und schon wäre ich da.
Zwei Mal an einem Tag hatte ein direkter Kontakt von Mensch zu Mensch schneller zu Ziel geführt wie das Hacken und Wischen auf dem Magnifikat der Neuzeit. Die neue Technik dort nutzen, wo sie einem Arbeit abnimmt, JA, aber dort weglassen, wo der direkte Weg problemlos möglich ist.

Statt mich fragen zu lassen, hätte ich auch direkt einen Passanten fragen können. Die Gefahr des Gefressen Werdens dürfte sich auch heute in Grenzen halten. Man wäre höchstens darüber geschockt, dass es immer noch die Hilfsbereitschaft aus der Zeit gibt, als es nur in Kirchen Gebetsbücher gab mit Antworten auf umfassendere Fragen des Menschseins. Die Suche nach dem nächsten öffentlichen WC oder einer Bäckerei oder nach beiden, wenn der Besuch des Zweiteren das Erstere in hoher Dringlichkeit hervorgerufen hatte, wäre dort ohne abschließende Antwort geblieben. Das sich aus der Not eventuell ergebende Desaster in der Hose kann man deshalb trotzdem nicht der Kirche zuschreiben.

Ein Sonnenuntergang mit einem Himmel ohne Grenzen beschloss den Tag und hat wieder einmal bestätigt, dass planen notwendig ist um Zufälle zu erzielen. Ein dunkles Loch zu vermieten ist eine Sache, es zu nutzen eine andere. Dem Vermieter gehörte der Hosenboden versohlt für diese Frechheit.

3.1.18 Kapunda – Mildura
7 Uhr, Sonne, Wolken, 14° – ein frischer Anfang-Juli-Morgen zuhause. Auch die Nacht war kühl und der Schlaf entsprechend herrlich. Kein Gebrumme der Klimaanlage, kein Deckenventilator, der jederzeit herunterfallen kann und mir im günstigen Falle den notwendigen Frisörtermin abnehmen würde. Getoastetes Baguette, Käse, Schinken und Tomaten, nicht schlecht für den Start und als Grundlage für den ganzen Tag. Die Mittagsbanane ersetzt die Mittagsvöllerei.
Vor der Wegfahrt aus Kapunda besuche ich noch den Keller des Infocenters, indem die Siedlergeschichte dargestellt wird anhand von Urkunden, Fotos und alten Geräten. Auch Weinflaschen der Seppelts finden sich im Keller. Ein Zeichen für den Bekanntheitsgrad dieser Familie.

Von den Aborigines ist nichts zu sehen. Vermutlich haben keine hier gelebt oder nicht lange überlebt und wurden vergessen. Der Ort bemüht sich, aus der Bergbautradition Kapital für den Tourismus zu schlagen. In den vergangenen 10 Jahren stieg die Zahl der Einwohner kontinuierlich von 2300 auf 2600 Einwohner. 25 Einwohner werden als Ureinwohner geführt, wovon 6 noch die Sprache der Vorfahren sprechen. War also nichts mit Ureinwohnergeschichte.

Danach geht es los mit Tempo 100 bis 110 über endlos gerade Straßen, durch abgeerntete Getreidefelder, Buschland, Weideflächen und Mini-Ansiedlungen an der Straße. Die Weinfelder aus dem Barosso-Valley wirken jetzt wie Felder aus der Puppenstube. Es beginnen km lange Weinfelder, sobald man in die Nähe von Ortschaften kommt, die hier den Weinbau auf die Fahnen geschrieben haben. Sei es Blachetown oder Waikerie, da wird die Landschaft grün und die Bewässerungssysteme sichtbar. Riesentankanlagen am Ortseingang von Waikerie weisen auf eine industrielle Weinproduktion in ganz großem Stil hin.

Das Barosso-Valley scheint mit der Einzigartigkeit zu werben und damit dürfte diese Gegend auch langfristig Erfolg haben. Durch seine wunderbare Lage eignet es sich für eine Vermarktung ähnlich wie bei uns, allerdings nicht mit Genossenschaften. Hier ist jeder sein eigener Genosse.
Man frägt sich natürlich bei diesen riesigen Flächen an Reben, wer den Wein trinken soll, wenn Australien sich als Spaß bremse im Verbieten von Alkohol versteht bzw. nur über ein staatlich reglementiertes Verteilersystem, die Bürger an den Stoff ran lässt. Die nordischen Staaten Norwegen, Schweden, Finnland und Dänemark lassen grüßen, ohne wirklichen Erfolg im Kampf gegen den Alkoholismus vorweisen zu können. Einer Statistik nach essen 75% der Australier Weintrauben, evtl. ein Grund für die Flächen. Die Rebflächen belaufen sich insgesamt auf 160 000 Hektar, aus denen 14 Millionen Hektoliter Wein produziert werden. Der Weinkonsum pro Kopf beträgt in Australien 20,5 Liter, in Deutschland 20,6 Liter. Allerdings dürfte der Weinkonsum pro Weintrinkerkopf erheblich höher liegen. Hier beschönigt und verharmlost die Statistik den Alkoholkonsum.
Beherrscht wird der Markt von großen Konzernen, die Weinsorten aus unterschiedlichen Gegenden in zentralen Keltereien zusammenkommen lassen, wobei das Weingesetzt vorschreibt, dass mind. 85% der Trauben aus der Gegend stammen müssen, die auf dem Etikett vermerkt wird. – Nun ja, bei Konzernen weiß man ja inzwischen zwischen Gesetz und Handeln zu unterscheiden. Der Markt ist höchst innovativ und produziert im Moment 5% der Weltmenge an Wein. Tendenz steigend, wobei die Kosten der Bewässerung der Felder einen Teil des Klimavorteils wieder auffrisst.
Die Straße führt durch ein Gebiet, das durch den 2500km langen und größten Fluss Australiens durchzogen wird, den Murray-River. Neben dem Darling-River – den ich in Bourke kennengelernt hatte – ist er das Lebenselixier der trockenen Landschaften. Nicht umsonst nennt sich das Gebiet River Land mit Wassersport und Aquaparks inmitten einer weitaus trockenen Gegend. Gleichzeitig dient das Land als Kornkammer des Kontinents mit einem Klima, das mit milden Wintern und erträglichen Sommern dem europäischen Klima entspricht. Allerdings nehmen die Ausnahmen mit sehr trockenen Sommern zu.

Beim Durchfahren des Landes werden mir immer mehr die Arbeitsleistungen bewusst, die von Siedlern und ihren Nachfahren seit 1840 also in 175 Jahren oder innerhalb von 7 Generationen seit der Besiedlung vollbracht wurden. Allerdings auch mit gravierenden negativen Folgen, die bei der Urbarmachung des Kontinents noch nicht bekannt waren, aber inzwischen wissenschaftlich belegt sind. Australien ist weltweit der größte Verbraucher von Trinkwasser pro Kopf der Bevölkerung. Gleichzeitig ist Australien nach der Antarktis der trockenste Kontinent der Welt. Rund 75% des Wasserverbrauchs entsteht durch landwirtschaftliche Bewässerung. Davon gehen durch Verdunstung und Versickern rund 23% verloren. Ein Problem besonderer und nachhaltiger Art und ernsthafte Gefahr stellt die Bodenversalzung vor allem im Westen und Süden dar.
Die Gründe liegen in den ausgedehnten Abholzungen, die zu einem Anstieg des Grundwasserspiegels führen, was letztlich eine Akkumulation tausender Tonnen Salz in den oberen Bodenschichten nach sich zog. In den so entstandenen Wüsten kann keine Pflanze mehr gedeihen. Seit der Besiedelung Australiens durch den „Weißen Mann“ wurden zur Urbarmachung und Erschließung der Landschaften schätzungsweise 15 Milliarden Bäume gefällt. Die Wurzeln dieser Bäume kontrollierten jedoch maßgeblich den Grundwasserspiegel, indem sie Millionen Liter Wasser aufsaugten, welches dann schließlich verdunstete. Ohne diesen simplen Mechanismus steigt der Wasserspiegel bis zur Bodenoberfläche und die enthaltenen Salze scheiden sich bei der Verdunstung im Boden ab – die Böden versalzen. Experten vertreten die Ansicht, dass nur ein sofortiges umfassendes Pflanzungsprogramm Abhilfe schaffen kann. – Die Nachfahren müssen sich also überlegen, wie sie mit den Folgen der Urbarmachung der Vorfahren umgehen sollen, um nicht selbst zu versalzen.

Um 15 Uhr komme ich in Mildura an. Die Anfahrt zur eingegebenen Anschrift im Navi gestaltet sich problematisch, da mich die Frau auf einen Feldweg am Fluss entlang schickt, der sich immer mehr zwischen Bäumen hindurch schlängelt und Bodenlöcher aufweist, in die eine gemästete Sau passen würde. Viele Spuren gibt es nicht, aber es ist ein Weg und das Navi schweigt sich aus. Immer noch besser als der ständige Satz „wenn möglich, wenden“. Hier ginge nur noch rückwärtsfahren. Vermutlich musste die Dame aufs WC und hatte mich auf Autopilot gestellt. Nach 15 spannenden Minuten komme ich auf die Straße, auf die ich eigentlich wollte. Wahrscheinlich war der Feldweg kürzer oder diese Dame wollte einfach nur ärgern, weil ich sie seit der Abfahrt schon mehrere Male direkt beleidigt hatte wegen ihren verschiedenen Befehlen, auf Schotterpisten zu fahren um ein paar KM zu sparen.

Der geplante Übernachtungs-Bungalowpark ist voll besetzt und bei der Fahrt zu einem anderen komme ich im Best Western Motel vorbei. Ich buche und bin 15 Minuten später eingerichtet und weitere 15 Minuten später sitze ich am Murray River und trinke meinen Kaffee zu den Brösel Keksen von Felix. Pelikane schauen mir zu und ich Ihnen. Aber Brösel bekommen sie keine! Hätte ich deren Schnabel, wäre es auch leichter, die Bröselpackung in den Mund zu schütten. So landet die Hälfte der Brösel im Hemd und ein Teil davon wiederum in der U-Hose, wo sie sich als dauerhafte Störenfriede bemerkbar machen. – In der Öffentlichkeit kann man dieses hausgemachte Problem nicht lösen, sondern nur lernen damit solange zu leben bis ein großer Busch als Sichtschutz gefunden ist.

Nach 2 Stunden Murray-River-Erholungszeit geht’s zurück ins Motel und um 20,30 lasse ich mir ein Filetsteak aufs Zimmer bringen. Für das Restaurant wäre ich nicht fein genug angezogen gewesen. Ein Gaumenschmaus beschließt den Tag und zwei Gläser vom mitgebrachten Riesling aus dem Chateau Tanunda. Ich schaue in den Spiegel an der Wand und stelle fest, ich habe das gleiche Hemd an, wie schon die letzten Wochen. Eine Gelegenheit zu betonen, dass dieses Superhemd von Jack schon mehrmals gewaschen wurde. Der tägliche Hemdstehtest auf dem Tisch entscheidet über Waschen oder nicht waschen. Bleibt das Hemd stehen, geht es ihm an den Kragen mit der Schwabenmethode beim Fehlen einer Waschmaschine:
Ich lasse das Hemd während dem Duschen an, seife mich bzw. das Hemd mit dem Haarshampoo ein und spüle es später gründlich aus. Getrocknet wird über Nacht und am Morgen habe ich ein frisches Hemd mit jeweils Motel spezifischer Duftmarke. Ist alles schmutzig, geht es mit kompletten Klamotten unter die Dusche incl. Socken. – Die Waschmaschine macht auch nichts anderes.

Jedenfalls müssen die Kleider – es sind ja immer die gleichen – auch nach inzwischen 6 Wochen immer noch menschenverträglich sein, da sich bisher noch keine Menschenansammlungen auflösten, wenn ich an ihnen vorbeispazierte. Der letzte Beweis war unser Besuch bei den 8 Aposteln. Nicht eine der 3000 direkten Begegnungen, teilweise mit körperlicher Berührung, führte zur Massenpanik. Einzelne bleiche Gesichter bringen meine Theorie nicht zum Einsturz, weil es viele Gründe geben kann, bleich zu werden oder sich zu übergeben, z.B. eine gierige Weinverkostung.
Diese Abschweifung sei erlaubt, um evtl. entstandene Vermutungen ob des blauen Hemdes auf allen Bildern entschieden entgegentreten zu können.

4.1.18 Mildura – Sea Lake – Donald – St. Arnaud 300 km
Gestern hatte ich mir noch die Probleme Australiens im Wasserbereich durchgelesen. Heute Abend weiß´ ich, von was hier gesprochen wird. Für die Fahrt heute hatte ich mir nur Nebenstrecken ausgewählt, weil man auf diesen langsamer fahren und für ein Foto auch problemlos stoppen kann, ohne gleich mit einer Hupe Ohrenbekanntschaft zu machen.
Agrar- oder Agroland
Ich fuhr ab Mildura durch Landschaften, die mit der ursprünglichen wohl nichts mehr zu tun haben. Weinbau auf km-langen Streifen, Obstanbau, Zitrusfrüchte im ganz großen Stil. Das sind keine Farmer mehr, das sind Agrar-Giganten. Und überall werden neue Flächen bebaut, während alte Felder aufgrund einer mangelnden Wasserversorgung bzw. einer alten Technik aufgegeben werden. Dann stehen plötzlich zwischen leuchtend grünen Rebanlagen, dürre Rebstöcke in den Himmel wie Mahnmale. Entweder der Farmer hat sich übernommen oder die Neuanlage wurde noch nicht begonnen. Irritierend fallen die zwischendurch noch vorhandenen ursprünglichen Wälder auf, die vermutlich einmal die ganze Landschaft bedeckt hatten. Sie standen dem neuen Australien im Wege, aber vor allem den Agrarinvestoren, bei denen der Profit von heute zählt und nicht die Horrorszenarien einiger Wissenschaftler, die wahrscheinlich nur vom Neid getrieben werden.

Die Zahl von 15 Milliarden gerodeten Bäumen bekommt hier draußen ein Gesicht. Ich bin jedenfalls schockiert über diese Riesenflächen, die man im Laufe der Zeit zu Agrarland umgewandelt hat. In einem Land, das mit der zunehmenden Wasserproblematik der Versalzung des Grundwassers kämpft. Sichtbar an vielen Stellen, wo das Grundwasser soweit nach oben gekommen ist, dass es kleine und große Seen bildet, deren Oberfläche aus reinem Salz besteht. Ein Naturwunder der besonderen Art, bei dem es einem bei 35 Grad im Schatten friert. An diesen Flächen zu stehen hat viel mit dem Stehen auf einem Friedhof zu tun. Dort wird die Trauer immerhin von vielen schönen Blumen aufgehellt. An diesen Salzflächen ist alles, bis auf ein paar Kriechtiere und speziellen Salzgewächsen, tot. – Sea Lake, mein eigentliches Ziel, liegt am größten Salzsee des Bundesstaates Victoria.

Nach dem Besuch des Look Out-Points war für mich klar, dass ich hier weg muss. Mir schlug das Naturwunder auf die Seele, weil es hier nach Tod roch.. Vielleicht, weil ich mich auch über die Folgen solcher Naturwunder informiert hatte. – Natürlich sind diese großen Seen uralter Natur und wurden nicht von Menschenhand geschaffen. Das war die Natur selbst. – Aber alle wissenschaftlichen Untersuchungen sprechen bezüglich der Bodenversalzung eine eindeutige Sprache und diese Mahnungen haben sich beim Blick auf den Riesensee durchgesetzt.

Jeder frägt sich natürlich, wie bekommen solche riesigen landwirtschaftlich neu angelegten Gebiete das Wasser her? 70% des gesamten Wasserverbrauchs in Australien fließen in die Landwirtschaft, wobei es zwei Grundbewässerungssysteme gibt
a) Das Grundwasser wird mit großen Pumpen in künstlich angelegte Seen gepumpt und von dort über Leitungen etc. auf die Felder gebracht oder auf direktem Wege.
b) An den großen Flüssen z.B. Murray-River oder Darling-River entlang stehen große Pumpstationen, welche das Wasser dem Fluss entnehmen und auf die Felder bzw. in künstliche Seen pumpen. Der Eingriff in das Ökosystem des Flusses dürfte gewaltig sein und einem deutschen Beamten aus der Abteilung Flussökologie des Umweltamtes alle Haare ausfallen lassen. Mindestens. Dem Begriff Flussökologie hat man hier durch den Begriff Geldfluss-Ökonomie ersetzt.

Mit den Bildern von den Pumpstationen an einem träge dahinfließenden Fluss fahre ich – ziemlich desillusioniert über Australiens Umweltpolitik – zwischen Orangen und Olivenplantagen weiter. Dass es in anderen Ländern z.B. Spaniens Süden den gleichen skandalösen Umgang mit der Umwelt gibt, lässt die Sache in keinem besseren Licht erscheinen sondern senkt sie auf das gleiche tiefe Niveau von Verantwortungslosigkeit kommenden Generationen gegenüber. Ca. 40km vor Sea Lake werden die Agrarflächen wieder zum Outback für Vieh und Getreide, das bekanntermaßen mit weniger Wasser auskommt. Hier dürfte in normalen Sommern der in dieser Gegend fallende Regen ausreichen, eine ordentliche Ernte einzufahren.
Nach meiner Entscheidung, Sea Lake zu verlassen fuhr ich in die nächste Kleinstadt Donald, die ich ausschließlich wegen des Vertreters von b+t ausgewählt hatte. Der Ortschild gibt die Neujahrskarte für ihn.

Leider war aber in diesem gottverlassenen Ort kein Bett mehr frei, aber immerhin ein Tipp, dass in St. Arnaud, 35km weiter, sicher Betten frei seien. Also nochmal in die Karre und durch trockenes Land in diese ehemalige Goldgräberstadt gefahren. – Schöne Fassaden mit wenig Reklame. Hier hat bereits ein Bürgermeister oder ein historisch bewanderter Bürger dafür gesorgt, dass die historischen Gebäude die Hauptrolle spielen und nicht der Werbeschild.
Es war reiner Zufall, aber auf jeden Fall richtig, hierher zu fahren, zumal auch das Motel sauber und ordentlich war. Im Internet hatte ich mir die Anschrift besorgt und dann direkt gebucht. Das geht tatsächlich noch, weil die Besitzer der Motels noch des Sprechens mächtig sind und sich nicht mit wischenden Bewegungen mit einem unterhalten wollen. Der Preis lag bei Booking.com zuerst bei 133 Dollar. Vor Ort direkt kostete es nur 92 Dollar. – Beim nochmaligen Nachsehen bei Booking.com nach der Buchung lag der Preis bei Booking bei 115 Dollar und es war plötzlich nur noch ein Zimmer frei.

Der Hintergrund ist einfach. Die Software merkt sich die IP-Nr. des PC und versucht über verschiedene Maßnahmen den Kunden zum buchen zu bringen. Diese Firmen sind in meinen Augen Halsabschneider mit fast krimineller Energie. Sie lügen, täuschen und bauen Druck auf durch das Vorgaukeln von z.B. nur noch einem freien Zimmer. In meinem Fall waren 5 Zimmer frei und der Preis war noch nie bei 133 Dollar. Die Preissenkung ist reine Masche. Ich nutze die Portale nur noch wegen den Anschriften, so dermaßen kotzen sie mich an.

5.1.18 St. Arnaud – Ballarat – Bendigo
Das Motel war gut, super Bett, alles einwandfrei. Kann man empfehlen. Nach dem Auschecken gegenüber an der Tankstelle Sprit gefasst und dabei auf einen LKW-Fahrer getroffen, der mit einem MAN vor der Tankstelle stand. Ich fragte, ob ich ein paar Fragen stellen könne, was er bejahte und so erfuhr ich aus berufenem Munde Folgendes:
• Hatte früher einen eigenen LKW – Mack – aber die ständig wechselnden Frachtraten haben ihn zum Aufgeben gezwungen. Jetzt fährt er für einen Spedition
• Sein Chef schwört auf MAN und er sieht den MAN als besten LKW der europäischen Marken. Von Mercedes hält er nicht, weil zu weich. Die anderen Marken hat er noch nicht gefahren.
• Die Leistung seines Brummers mit 540 PS liegt hinter denen der amerikanischen mit 650 PS zurück. Was aber auf der Ebene keine große Rolle spielt. Den 100 PS trauert er ein bisschen nach. Die Kabine sei zwar etwas kleiner aber bequemer zu fahren.
• Sein LKW hat Automatik Getriebe, was er bei den Gewichten sehr gut findet
• Die Preise für die europäischen LKW seien nicht viel höher wie die amerikanischen, was ich noch nachprüfen muss.
Er erzählt noch von seiner Arbeit und davon, dass sich die europäischen LKW immer öfters auf den Straßen sehen lassen und junge Spediteure und Selbstfahrer verstärkt auf diese Marken setzen, auch wenn die amerikanischen Trucks einfach besser aussehen und besser zum Geschäft des Truckers passen. Ich mache noch ein Foto vom LKW mit ihm am Fenster, ein kurzer Gruß und er fährt los.

Nach diesem ungeplanten Spontankontakt geht´s nach Stuart Mill, einem Goldgräberdorf während des Goldrausches um 1870. Heute liegen auf dem Friedhof dort viele alte Grabsteine und erzählen wie überall in diesen Dörfern die Geschichten aus Familien der Siedler mit Unfällen, Kindersterben, Frauensterben bei der Geburt, aber auch von Menschen, die 90 Jahre alt wurden. Europa konnte man in den armen Zeiten den Rücken kehren, aber dem Schicksal nicht. Die waren hier wie zu Hause immer die gleichen und wurden durch noch so viel Glauben nicht besser.
Der Ort hatte 120 Einwohner, während der Goldgräberzeit wurden es 800 und heute sind es wieder um die 150. Und einige lebende Hunde. Allem Anschein nach dürften hier aber mehr Hunde begraben sein, wenn man sich hier umschaut bei 35°, trockene Luft und dürrem Gras.

Von Stuart Mill ab geht es Richtung Zivilisation, d.h. die Straßen werden breiter, der Verkehr wird zunehmen, die Musik meiner Begleiter wird nicht mehr 100% passen bzw. es müssen andere Musiker her, die sich auf dem Stick des Kapitäns anbieten Nach Stuart Mill sitzt ein weißer Kakadu am Straßenrand und wie ich vorbeifahre fliegen einige der Vögel vor mir her um sich dann in die Bäume zu setzen. Das war wohl der Abschied aus dem Outback, denn in den Blue Mountains wurde ich von Kakadus am Wasserfall begrüßt und das war seinerzeit der Beginn der ersten Reise ins Outback. Ein Kreis schließt sich.

Auf der weiteren Fahrt sehe ich viele Windräder auf Hügeln stehen und an einem Info-Stand an der Straße bekomme ich heraus, dass es sich um die größte Wind Farm in Australien handelt. Die Daten gebe ich in das Handy ein und siehe da, es gibt einen Standort, wo man Infos bekommen kann und da fahre ich hin. Es sind 10 Minuten Fahrt. Soviel Zeit muss sein. Hier muss ich ganz klar eingestehen, dass die Frau Google mich bestens leitet zur Station. Ich werde nach Klingeln eingelassen und trete in den Arbeits- und Info Raum in einem. Der Leiter der Technik empfängt mich und erklärt mir nach einer kurzen Vorstellung, warum ich hier bin, den Windpark, seine Entstehung und die derzeitige Situation. 2008 in Betrieb genommen drehen hier 128 Wind-Turbinen mit jeweils 1500 kwh am Rad der Energiewende. Mit 192 Megawatt werden 143000 Menschen mit Strom versorgt.
Die Zusammenarbeit der weltweit tätigen Firma im Recource-Bereich acciona mit Firmen aus anderen Ländern wird am Beispiel der Windräder deutlich. Während die Ständer in Australien produziert werden, kommen die Turbinen aus Pamplona in Spanien und die Rotorblätter aus Brasilien und den USA. Weltweiter Logistik für den Strombedarf einer Region mit 15oooo Menschen. Der Gedanke an 1.5 Mio. Menschen und den damit zusammen hängenden Logistikbedarf liegt nahe und kann ganz einfach beantwortete werden: Mit Wind ist die Energiefrage nicht zu beantworten sondern nur tendenziell einfacher zu gestalten.
Der unmittelbare Vorteil der Wind Farm liegt in der Beteiligung der Farmer für die die Zurverfügung-stellung des Geländes für die Windmaschinen. Sie erhalten so ein zweites Einkommen, das ihr Überleben sichert. Mit ihren Agrarprodukten stehen sie im permanenten Wettstreit auf dem Weltmarkt und kleinere Farmer werden diesen nicht überleben. Nicht ohne Grund gibt es in Australien eine Stiftung, die in Not geratenen Farmer hilft. – Im Falle Wind Farm sind es keine Almosen, sondern erwirtschaftete finanzielle Mittel aus Landbesitz. Und da sind 14x14m verlorene Anbaufläche für das Fundament des Windrades besser zu verkraften, als global gesteuerte Preisspiele. Die Webseite der Wind-Company „acciona“ mit all ihren Projekten:
www.acciona.com.au
Was ich gehört und gelesen habe, hört sich nicht danach an, dass es sich hier um eine windige Angelegenheit handelt. Ein Besuch der Webseite lohnt sich, weil es sich hier um einen weltweit führenden alternativen Energieerzeuger handelt. Noch interessanter sind Führungen, die auf Anmeldung kostenlos angeboten werden. – Aber nur wegen den Windfarmen nach Australien reisen halte ich für keine gute Energie-Idee. Meine Reise ist ja bereits grenzwertig, wenn ich mir meine km-Bilanz ansehe, die am Ende um die 58000 km betragen wird.
Allerdings kommt den km zugute, dass kein einziger geflogen wurde. Die Ökobilanz insgesamt im Vergleich zur Flugreise könnte zu meinen Gunsten ausfallen, falls sich jemand findet, der Zeit und Muße hat, das zu rechnen. Zu den 600m Fußmarsch der Reise kommen noch viele, viele km Fußmärsche dazu, mit denen ich sogenannte Walks durch Wälder, Büsche, Steine, Buschland und Städte unternommen habe, um diesen Bericht überhaupt schreiben zu können. Dank an den Bühler Schuhladen, der mir hervorragende Schuhe verkauft hat.

Nach dem nicht geplanten Ausflug auf die Wind Farm lande ich in Ballerat, einer ehemaligen Goldgräberstadt mit entsprechenden Gebäuden. Klotzen nicht kleckern war auch schon zu Zeiten des Goldrausches in Australien von 1860 bis 1870 die Devise. Heute wird versucht, aus der Geschichte mit Shops, guter Wohngegend im weiteren Speckmantel von Melbourne Kapital zu schlagen, wobei auch noch 1970 technisch avisierte Goldgräber mittels Metallsonden Nuggets an den Tag brachten.
Ein zweites Mekka für den verblichenen Goldrausch bildet ein nachgebautes Goldgräberdorf Als Freizeitpark, ähnlich wie Rust, nur kleiner. Ich besuche zumindest das Empfangsgebäude, obwohl die Parkplätze bereits überfüllt waren und mein Parkplatz auf dem letzten Ersatzparkplatz auf der dürren Wiese gelegen war. – Der Eintritt in die Empfangshalle stellt sich für den Normalbesucher als höchst interessant dar, weil er von historisch gekleideten Herren und hübschen Trachtenmädels berußt wird. Danach kommt die Kasse und der elektronisch gesteuerte Eintritt mit grünen und roten Ampeln. Für mich, als Hotspot-Geschädigten das sofortige Aus zum Weitergehen. Obwohl es mir hätte klar sein müssen, verlasse ich fast panisch den Raum aus Angst, einer der Herren könnte mich verfolgen und mich zwingen im Freizeitpark den Goldwäschern zuzuschauen oder den Henkern, wenn sie einen habgierigen, glücklosen Goldgräber hängen.

Ich flüchte geradezu in das daneben gebaute Gold-Museum und treffe den Frieden in einer goldenen Umgebung, in der ich zumindest ansatzweise Menschenansammlungen vermutet hatte. Nichts von dem war da. Ich konnte in Ruhe die Fotos und die dargestellten Originalwerkzeuge betrachten, Filme anschauen und nachgebildete Nuggets bewundern. Hier in Ballerat war echt was los in den Jahren 1860 bis 1890. Hier wurde die Technik des Goldsuchens industrialisiert, indem man Maschinen für das Waschen des Gesteines einsetzte, das von den unter Tage arbeitenden Menschen unter menschenverachtenden Bedingungen aus den Felsen gemeißelt wurde. Der Begriff Elend greift hier zu kurz. Es war eigentlich Sklaverei für alle, die keinen eigenen Claim erhielten oder aber glücklos irgendwie satt werden wollten. Die Plakate der Goldminengesellschaften sprechen hier eine klare Sprache. Ausbeutung pur! Ohne Rücksicht auf Gesundheit und Menschenrechte, mit denen man es sowieso nicht so genau nahm. Die eigentlichen Besitzer des gesamten Gebietes werden zwar im Eingangsbericht erwähnt und als Naturvolk dargestellt. Im weiteren Verlauf des Museumsdurchgangs verliert sich aber ihre Spur. Aufarbeitung sieht anders aus.

Ich entschließe mich kurzfristig, diese Stadt zu verlassen und in die nächste Goldgräberstadt umzusiedeln, deren Namen BENDIGO auf der Landkarte vermerkt ist. Lt. Reiseführer des ADAC stehen hier ebenso Prunkbauten. Hier kann man mit einer historischen Tram an den Prunkstücken der Vergangenheit der Stadt vorbeifahren und sich ein eigenes Bild über die vergangene Zeit machen nach dem Motto: Früher war zwar alles älter, aber nicht unbedingt besser. Die letzte Goldmine machte hier 1954 ihre Tore zu. Wer Lust hat, kann sich in Führungen durch einige alte Stollen quälen, in denen vor 150 Jahren viele Chinesen auf der Flucht vor den Kriegen in ihrer Heimat versuchten, sich ein normales Leben aufzubauen. Elend und Leid inbegriffen. Der Film im Museum zu diesem Thema ist sehenswert. Den Film über den Umgang mit den Ureinwohnern habe ich nicht gesehen. Möglicherweise war ich zum falschen Zeitpunkt im Museumskino.

Wenn man so dahinfährt, gehen einem alle möglichen Gedanken durch den Kopf. Mal sind es persönliche Geschichten und Fragen, dann wieder allgemeine und grundsätzliche Fragen oder aber rein philosophische Gedanken, die dann schnell dem Erdachsenölen gleichkommen. Von einer allzu tiefsinnigen Auseinandersetzung sollte man Abstand zu nehmen, da keiner der führenden Ölkonzerne bisher ein Öl erfunden hat, mit dem man die Erdachse dauerhaft schmieren kann, damit sie immer rund- und nie festläuft. Eine der Fragen, die mir dabei durch den Kopf ging war folgende:
Pragmatische Betrachtung der Aborigines Geschichte
Die Besetzung Australiens durch die Landung von James Cook und die Ausbreitung und Landbesitznahme durch die Siedler könnte man vereinfach vergleichen mit der Besetzung von Deutschland durch die Römer etwas 50 Jahre v.Chr. und 500 Jahre nach Chr. Das bereits höher zivilisierte Rom marschiert ein in einem Land, in dem die Germanen mit ihren Stämmen und Religionen, verteilt auf das ganze Land und uneins unter sich leben. Mit jeweils eigenen Gesetzen, Ritualen und Religionen. Ähnlich der Vielzahl an Stämmen der Aborigines in ihren jeweils eigenen Gebieten, ihren Religionen und Fehden untereinander.
Der Einmarsch der Römer hatte langfristig keinen Erfolg, da sich die Germanen im Laufe der Jahrhunderte immer mehr als ein Volk verstanden, das mit unterschiedlichen Führern den Römern das Leben schwer machte, wobei der Süden und Westen Deutschlands unter den Römern durchaus in ein anderes Zeitalter katapultiert wurde.
Um 500 n. Chr. hatten die Römer die Besetzung Germaniens weitgehend aufgegeben. Der errichtete Schutzwall Limes versank in der Geschichte. Die Germanen hatten sich der römischen Kaiser verweigert und machten sich daran, eine eigene Geschichte zu schreiben.
Die Aborigines wurden im Gegensatz zu den Germanen verdrängt, getötet oder kamen durch eingeschleppte Krankheiten der Strafgefangenen am Anfang, und später der Siedler zu Tode. Eine Gegenwehr der Ureinwohner als Volk konnte nicht stattfinden, da sich die Aborigines selbst nicht als Volk sahen. Eine Gegenwehr hätte auch wenig Erfolg gegenüber der Waffentechnik der Kolonialisten gehabt. Dies, obwohl die Kolonialmacht 20000 km entfernt residierte und nur mit langen Schiffsfahrten den Kontinent mit Material und Menschen erreichen konnte. Das Zusammentreffen einer auf Naturintegrität basierenden Kultur mit einer Kultur der Kolonialisierung und Christianisierung konnte keine Zusammenarbeit auf Augenhöhe hervorbringen. Die sich als Wissende gebende neuen Herrscher hatten es in ihren Augen mit Wilden zu tun, die es zu beseitigen, im besten Falle umzuerziehen galt. Die Gegenwehr war eher symbolischer Art und wurde im Keime erstickt.

Ab 1920 wurden bis 1970 ca. 50000 Kinder zwangsweise den Eltern weggenommen und in weiße Familien zur „richtigen Erziehung“ gegeben. Viele lebten in geschlossenen Interanten und in Missionen. Eine Kultur wurde nahezu ausgelöscht mit eisernem und christlichem Besen. Die Aborigines lebten bis zur Kolonialisierung im Einklang mit der Natur in einer eigenen Glaubenswelt. Sie waren deshalb keine Heilige, wie man manchmal bei Vorträgen heraushören könnte. Auch dieses Volk litt an allen menschlichen Schwächen und den dazugehörigen Folgen, d.h. ihr Leben bestand nicht nur aus Paradies sondern vor allem im Überlebenskampf bezüglich der Ernährung, der Gesundheit und dem Verteidigen der eigenen Jagdgründe. Tödliche Streitereien mit anderen Stämmen gehören wahrscheinlich ebenso zur Tagesordnung, wie die Kriege in Europa unter den Germanenstämmen oder Volksgruppen und später ganzer Staaten.

Zieht man den Zeithorizont der Germanen als Zukunftstheorie, dann haben die indigenen Stämme noch über 300 Jahre Zeit, sich ihr Land zurückzuholen. Oder es wird ihnen von der Natur zurückgegeben, die sich mit dem wenig nachhaltigen Umgang nicht einverstanden erklärt und mit Flächenbränden, Sandstürmen und Wassernot gegen die neue Art von Zivilisation wehrt. Australiens Umwelt heute ist von Menschen gemacht, von dahergelaufenen Menschen, wie meine Mutter sagen würde.

6.1.18 Bendigo – Ruhetag
Bereits am Abend hatte ich mir überlegt, ob es sinnvoll ist, bereits nach Melbourne zu fahren, da ich dort ohnehin bis einschließlich 10.1.18 Zeit haben werde. Die Abfahrt ist für den 11.1. geplant. Nachdem der Wetterbericht für Melbourne und Bendigo 40 Grad meldet ist die Sache entschieden. Lieber 40° in Bendigo im Motel mit Pool. Außerdem bin ich gerade in einer Stadt, die sich wegen der Goldminen ab 1865 zum Jahrhundertwechsel 1900 zur reichsten Stadt der Welt gemausert hatte. Heute sicher nicht mehr, aber immer noch eine stolze Braut. Das merkt man, wenn man die Werbeschriften anschaut und liest. Man war ETWAS und man ist ETWAS und diese Butter lässt man sich nicht vom Brot holen. Entsprechend hat sich hier eine Art- und Kulturszene entwickelt, die ergänzt wird mit Weinfarmevents und das ganze Drumherum.

Die Bevölkerung wuchs seit 2001 von 62000 bis 2016 auf 92000 an. Ein Zeichen, dass es sich hier gut leben lässt. Unter der Gesamtbevölkerung leben noch 1600 Ureinwohner bzw. deren Nachkommen. 11 davon sprechen noch die Ursprache. Umweltpoltisch dürfte Bendigo einer der Kommunen sein, die für sich entschieden hat, der zunehmenden Umweltzerstörung mit gezielten Probrammen entgegenzutreten, die auf der Internetseite der Kommune sehr praktisch beschrieben werden. Andere Kommunen werden folgen müssen. Die Frage bleibt, ob es 5 vor Zwölf oder 5 nach Zwölf ist. Jedenfalls eine Stadt, die kapiert hat, wo es lang gehen muss. www.bendigo.vic.gov.au/
Kompliment!!! Die 40° erinnern mich auch sehr stark an meine inzwischen 3-Monats-Haardichte und der Motel Besitzer gibt mir den Tipp, im Einkaufszentrum in ein bestimmtes Frisörgeschäft zu gehen.
Premiere: das erste Mal nach ca. 35 Jahren lasse ich mir die Haare von einer anderen Person schneiden. Bisher war es immer Gerlinde, die Frau meines ehemaligen Fernfahrerkollegen Michael, der mir das LKW-Fahren beigebracht hatte. Die Luft war um 10 Uhr schon bei 34°. Da vergehen einem die Bedenken unter dem Pelz und tatsächlich bekomme ich einen Termin mit 15 Minuten Wartezeit. Ich hole mir einen Cappu als Belohnung für meinen Mut und nach 15 Minuten sitze ich tatsächlich, aber ungewohnt in einem Frisörsalon und nicht im Privatbad vor einem Spiegel. Die Frisöse heißt immerhin Linda, was ja einem Teil der Gerlinde entspricht und dürfte die gleiche Kleidergröße tragen.

Um mich später noch im Spiegel zu erkennen, hole ich mein Handy aus der Tasche und zeige ihr das Bild vom Schnitt vor der Reise, das ich für diesen Moment extra hinterlegt hatte. Sie wirft einen Blick darauf, lacht und legt los. Aber wie!!! Affenzahn wäre die Beschreibung der Geschwindigkeit, bei der die Späne, äh die Haare durch die Luft fliegen, mitsamt dem elektrischen Handgerät und einer Schere, deren Flug über meinem Kopf ich genau beobachte. Und trotz dieser Akkordenthaarung unterhält sich die Profieuse mit mir über meine Herkunft, über meine Reise und wie ich Australien sehe. Und ich merke, dass mein Englisch tatsächlich immer besser und wortreicher wird. – Nach 10 Minuten ist der Spuck vorbei, kostet 25 Dollar, also 17 Euro. Das passt auf jeden Fall, denn Linda hat ziemlich exakt das Bild getroffen ohne mich zu verletzten.

Irgendwie erinnerte mich das Tempo an das Schafscheren auf dem Lorenzen Hof in den Jahren 1981 bis 1992. Dort kam jedes Jahr ein Nebenerwerbs Scherer und nahm den Tieren für 5 oder 6 DM das Fell ab. Danach war immer ein wahnsinniges Geblöke, weil die Jungen ihr Mütter nicht mehr kannten. Nicht wegen dem Aussehen, wie der Laie jetzt vermuten wird, es war der Kurzfellgeruch, der ein paar Tage den Kleinen und den Müttern das sich Finden schwer machte.

Und diese Erinnerung bringt mich zu der Annahme, dass die gute Frau sicher die Tochter eines ehemaligen Schaf Scherers sein muss. Früher ein sehr gefragter und ehrbarer Beruf. Heute wird automatisch geschert und Neuseeland hat die Führungsrolle übernommen. Aber die Siedlergeneration hat nach meiner Einschätzung bereits eine Genmutation in Bezug auf Haare schneiden hervorgebracht und damit die Fellschneidekunst in einen Beruf der Zukunft transferiert.
Aber wer weiß, wie lange es noch geht, bis es Haarschneideautomaten gibt, die nach einem vorgelegten Bild oder einer ausgewählten Frisur ihr Werk verrichten. Natürlich nur gegen Unterschrift, dass man technische Pannen akzeptiert, die von Schneidspuren in der Kopfhaut über Schlagaderverletzungen bis zu Ohrkürzungen gehen können. – Vermutlich werden in der Einführungsphase die ersten dieser Hair-Cut-Dressing-Pubs direkt neben Krankenhäusern oder chirurgischen Ambulanzen eingerichtet.

Nach diesem Ausflug in die Haarschneiderei schaue ich mir das wirklich liebevoll herausgeputzte Städtchen an, d.h. die schönsten Gebäude, den Rosalinden Park. Eigentlich mit Wasserarkaden und durchlaufendem kleinen Bach. Aber der beginnende Hochsommer von Januar bis Februar in Kombination mit einem trockenen Frühling von September bis November hat hier alles trocken gelegt. Die Umweltprojekte der Stadt dürften noch ein paar mal 10 Jahre brauchen bis sie greifen.
Bei inzwischen 38 Grad steige ich trotzdem die 120 Stufen auf den Aussichtsturm und werde mit einem herrlichen Blick auf die flachgebaute Stadt belohnt und daran erinnert, dass ich mich um Wasser kümmern muss. Zum Auto zurück, Flasche leer getrunken und dann mittels Navi zur Oldie Tram Station an der ehemaligen größten Goldmine geirrt mit zig Umwegen und Beleidigungen.

Das Glück des Tüchtigen : Es ist 13,55, um 14 Uhr fährt die letzte Tram. – Karte lösen, einsteigen und die Tram rumpelt sprichwörtlich los. Eine schöne Abwechslung, durch die best erhaltenen Straßen an den nach Reichtum riechenden Prunkbauten vorbeizufahren, um am Endpunkt noch das Tram-Museum anschauen zu können. Die Hitze hat was Gutes. Wir sind 4 Passagiere, wovon eine Engländerin von ihrem Freund mit Wassermassagen betreut werden muss. Da hat die Hitze ihre Spuren in Form eines roten Kopfes hinterlassen. Vermutlich sind die beiden zu lange in der Sonne und bei 38 Grad durch die Stadt gezogen.
Eine wirklich schöne Fahrt für alle, die noch ihre Originalzähen besitzen. Bei Gebiss Trägern würde ich empfehlen, dieses vorher ins Schälchen zu packen oder sich einen chinesischen Mundschutz anzulegen. An Tagen wie heute wäre dies ein großer Vorteil. Der Zugführer hüstelte schon eine ganze Weile, bis er uns erklärte, dass in der heißen Luft ein ganz feiner Staub zu spüren sei, der von den umliegenden weiten Feldern mit dem heutigen heißen Wind in die Stadt getragen wird. Jetzt war mir auch klar, warum ich immer wieder den Mund spülen musste, was mir komisch vorkam, weil ich das von mir nicht kenne.
Die große Goldmine der Stadt, die bis 1954 hier Gold aus bis zu 1400m Tiefe geholt hat, habe ich mir nicht mittels angebotenem Stollenabenteuer reingezogen. Die Führung geht durch restaurierte Stollen in ca. 14m Tiefe und ist für Kinder und Interessierte sicher ein Erlebnis. Da ich aber den Silberstollen in Seebach kenne, habe ich mir kein so gigantisches Erlebnis ausmalen können, das mich zur Teilnahme an den zweistündigen Führungen drängte.
Um 14,30 war ich wieder im Appartement, mit schönen 25° und kühlem Wasser. Dazu noch ein paar Poolgänge und die Begrüßung von b+t zum Ende meiner Australienreise. Da liegt tatsächlich der Kopf unserer Ente auf dem Poolrand und bittet mich, ihn in den Arm zu nehmen. Außerdem meine ich den Satz zu hören „Alter, es wird Zeit wieder zu arbeiten.“ Ich war platt. Nicht von der Hitze.

7.1.18 Bendigo – Melbourne
Zeit um Abschied zu nehmen vom Outback. Ich habe die Alternativ Route mit den B-Straßen gewählt, aber im Einzugsgebieten von Millionenstädten geht es nicht mehr um wenig Verkehr sondern nur noch um fließenden und ruhenden Verkehr. Es geht nur noch um das Ankommen in einer akzeptablen Zeit. Ich habe Zeit und bei mir geht es nur noch um das Ankommen in der Europcar Station, möglichst komplett ohne fehlende Autoteile oder Beulenpest.
Vor der Abfahrt habe ich mich noch mit Frau Eagle, Mitbesitzer des Motels über die Frage unterhalten, wo sie die größten Probleme in Australien sieht und siehe da, sie bestätigt was ich in meinen Berichten schon für mich gesehen habe. Die Umweltproblematik wegen den Problemen in der Landwirtschaft und den damit zusammenhängenden Folgen, wie Staubstürme, die auch schon in Bendigo für gelblich, rötliche Autos sorgten. Um eine der mildesten Folgen beispielhaft zu erwähnen. Dazu die Tourismusexplosion der letzten Jahre, die auf Kosten der Qualität gehen würde, d.h. billige Zimmeranbieter drücken die Preise mit nicht vergleichbarem Angebot. Der durchreisende Tourist ist dann vielleicht verärgert, aber er zieht weiter und es hat keine Folgen für den Vermieter, es sei denn alle Internetbewertungen fallen schlecht aus. Aber wenige werten.
Sie betont, dass die Stadt im Umweltmanagement viele Projekte angestoßen hat, z.B. ein Baumpflanzprogramm oder ein Wasserresourcen-Programm. Alles auf der Internetseite dargestellt, aber alle laufen erst kurze Zeit. Auch im Tourismus möchte man Nachhaltigkeit, was in dieser Stadt durchaus gelingen könnte. Schöne Parkanlagen, einige wenige Attraktionen, ein interessantes kulturelles Programm dürften diesem Ziel entsprechen. Allerdings fehlt der Stadt auch ein wirklicher Hot Spot. Die Goldmine ist zwar interessant, aber die Zahl der möglichen Touristen für Bergwerksführungen ist platzbedingt sehr begrenzt. Man könnte natürlich alle ehemaligen Goldminenstollen wieder begehbar machen, aber auch dann würden sich die 8 Apostel biegen vor Lachen und die Three Sisters in den Blue Mountains würden dort mit den Kakadus um die Wette kreischen. – Hunderttausende bekommt man nicht in die Stollen. Gut so.

Am Ende stellt Frau Eagle noch fest, dass mein Englisch sehr gut wäre, obwohl mir immer noch viele Worte und grammatikalische Feinheiten fehlen. Wahrscheinlich meinen sie meine Pronunciation, die uns auf der Handelslehranstalt von 1966 bis 1968 vom Englischlehrer Herr Grein, selig sei er, beigebracht wurde. Der sprach reines Hochenglisch und legte verdammt viel Wert auf die Betonung. In Australien muss ich ihm jetzt noch einen Dank gen Himmel schicken. Damals hat mir das ständige Gemeckere an meiner Aussprache gestunken.

Die Fahrt Richtung Melbourne war begleitet von viel Verkehr trotz der B-Strecke. Man weiß das zwar, aber wenn es dann soweit ist, überkommt einem doch noch mal eine kleine Sehnsucht nach den verkehrsfreien Routen. – Und an einer Tankstelle 40km vor Melbourne werde ich zurückversetzt in die Zeiten, als es noch Tankwarte gab. Ich halte und beim Austeigen steht der Tankstellenbesitzer vor mir und frägt, ob er den Wagen betanken darf. Ich bin platt und meine in bestem Oxfortenglisch, dass ich mich in eine frühere Zeit versetzt fühle. Er lacht und meint, für ihn gehört das Betanken zum Service. Wow! Dann erzählt er mir noch, dass eine Großeltern Deutsche sind und in Deutschland wohnen aber regelmäßig zu Besuch kommen. – Deutsch konnte er nicht oder hat es einfach nicht versucht aus Angst, er könne sich blamieren. Das kennt man ja von sich.

Melbourne begrüßt mich zuerst mit einem netten Willkommensschild und kurz danach mit einem Stau. Das Navi hat nicht die Schnellstraße in die Stadt gewählt sondern die kürzere Diagonale, quasi den Schotterweg in die Stadt. Ärgerlich, aber trotzdem ganz unterhaltsam, weil ich durch COBURG fahre, einem Stadtteil von Melbourne, offensichtlich von Franken gegründet. Und während ich durch die km-lange viktorianische Hauptstraße zuckle, mit zig Ampeln und der Straßenbahn vor mir, kommt mir der bt-Kunde Wehrfritz aus Rodach bei Coburg in den Kopf. Als wollten sich langsam alle melden und mir deutlich machen, dass ich mich endlich auf die Socken machen soll Richtung Deutschland.

Um 13 Uhr bin ich bei Europcar in der Tiefgarage und gebe das Auto unfall- und beulenfrei ab.
Der zuständige Abnehmer bestellte ein Taxi und mit einem Inder war ich dann in wenigen Minuten beim Hotel und habe mir 30 Minuten Fußmarsch mit Gepäck erspart. Die 8 Euro für das Taxi hätte ich hinterher in der Wäscherei bezahlt für das durchnässte Hemd oder ich hätte wieder mit den Kleidern duschen müssen. Beim morgentlichen Hemd-Stehtest war das Hemd nach wenigen Sekunden in sich zusammen gebrochen, also noch einigermaßen frisch.
Der Hotelname „Pensione Hotel“ scheint nichts mit deutschen Pensionsbeamten zu tun haben. Es laufen hier bunt gemischt alle Alters-, Geschlechts- und Nationalfarben rum. Das Zimmer ist tatsächlich ein Einzelzimmer und relativ klein, aber sauber mit Fenster in den Hinterhof wie in China. – Rote Backsteine als Gegenüber sind immer noch besser wie der Bahnhof, der auf der anderen Straßenseite liegt. Die Zimmer dort haben Straßenblick mit Trainblues und Weichenschlagzeug, die sogar noch bei mir ganz leise zu hören sind. 65 Euro die Nacht mitten in Melbourne, da kann man nicht murren. Ich packe aus und verteile die benötigen Dinge für die nächsten 3 Tage. Dabei bemerke ich, wie sich in mir eine Ruhe breit machte und mit dieser inneren Gelassenheit gehe ich erst einmal spazieren am 3-Minuten entfernt fließenden Fluss Yara entlang. Ich sitze dort sicher eine Stunde auf einer Parkbank und habe dem Wasser zugeschaut ohne bewusst an etwas zu denken. Keine Überlegung, was ich noch machen wollte. Einfach nur NICHTS.
Es gäbe hier einiges zu sehen, aber was diese Dinge angeht, habe ich festgestellt, dass ich mehr fühle, begreife und tiefer erlebe. wenn ich mich um WENIGES intensiv kümmere. Der Gedanke aus Adelaide hat sich festgebissen. Gott sei Dank.
Ich freue mich auf diese Tage, weil sie ganz anders werden, wie die bisherigen. Irgendwie bin ich entspannter, weil das große Abenteuer Australien mit den vielen Fahrten etc. gut, gesund, unfallfrei und mit so vielen Eindrücken und Erlebnissen für mich erfolgreich verlaufen ist. Viel besser und intensiver, wie ich mir das vorgestellt habe.
Beim Weitergehen begrüßen mich die bekannten, breiten Promenaden mit vielen Sonntagsbesuchern, Cafés, Restaurant, Sightseeingschiffe etc. Der ganze bekannte Bummel-Rummel in den großen Städten mit der gleichen Kulisse wie dort auch. Die neuen, kathedralen Glaskästen spiegeln sich in den Sonnenbrillen der Fußgänger wieder. Ich bin endgültig zurück in der Million-Stadt-Zivilisation, die mit der Bereitstellung einer riesigen Freizeit- und Verkehrsinfrastruktur dafür Sorge tragen muss, dass den hier lebenden Menschen nicht die Decke ihrer Wohnung auf den Kopf fällt.
Das Leben spielt hier auf der Straße und das Angebot ist so breit gefächert, dass nahezu für alle Interessen und für jedes Alter etwas abfällt. Selbst die Bettler profitieren von den großzügigen Anlagen, da sich unter den vielen Brücken immer eine Nische für die Nacht findet in allerbester Lage, solange die Polizei nicht fündig wird.

Wer ohne Windeln unterwegs ist, hat in Australien kaum Probleme, weil das öffentliche Netz der WC-Anlagen offensichtlich von Menschen geplant wurde, die öfters müssen müssen. Den absoluten Tagesclou erlebe ich an der Ecke neben dem Hotel in einem Miniladen für Snacks, Getränke und Zigaretten für den großen Kundenkreis Backpacker. Da hole ich mir ein, nach einer Schneckennudel aussehendes Gebäck und beiße rein: ich stehe in Seebach beim Orlemann, so ähnlich schmecken die Dinger. Da werde ich wohl in den kommenden Tagen noch mehrmals sündigen.

Fazit einer Reise durch einen Teil der Wein und Agrarregion im Süden Austaliens

Als These würde ich formulieren:: Australien hat sich im ersten Zuge an den Ureinwohnern versündigt und im zweiten Zug an der Natur des Kontinents. Im ersteren Fall mag es die Zeit und die fehlende Bildung gewesen sein, ein Volk auszurotten oder dem eigenen Denken gleichzuschalten. Sowohl politisch als auch religiös. Im Falle der Naturzerstörung kann sich niemand mehr auf mangelndes Wissen berufen, es sei denn die Politiker Australiens nehmen für sich die Ausnahmereglung in Kauf, dumm zu sein.
Auf längere Sicht werden hier systematisch Wüsten erzeugt, deren Vorboten neben der Versalzung der oberen Erdschicht, gewaltige Staubstürme sind, die immer öfters auch die Vorstädte der Ballungszentren, aber auch die Großstädte selbst. Der Feinstaub auf dem ausgetrockneten Boden wird bei starkem Wind wie mit dem Staubsauger in die Luft gezogen und zieht als gelbe oder rote Wolke – je nach Region – über das Land.

Ich habe das in kleinem erlebt auf einer Landstraße, als plötzlich für ein paar Sekunden die Sicht auf November Nebelsichtweite fiel und beim späteren Türe öffnen der gelbe Feinstaub den leichten Fettschleier in meinen Haaren eliminierte. Der leichte Reizhusten danach, trotz geschlossener Fenster, war der Feinstaubbeweis. Die Brühe beim späteren Haare waschen hätte gut und gerne als Gelber Ceylon-Tee durchgehen können. Mit etwas Zucker wäre das als Original-Outback-Tea verkäuflich gewesen.
Bei großen Staub/Sandstürmen werden bis zu 3 Mio. Tonnen Staub/Sand durch die Gegend geweht. Am 23.9.2009 fegte ein solcher durch Sydney und Brisbane und legte den kompletten Verkehr lahm. Kleinere Stürme werden nicht gezählt, so wenig wie kleine Buschfeuer, weil das Alltagsgeschichten sind.
www.outofthedoor.de/2009-09-23/sandsturm-in-brisbane-und-sydney/
Mehr Informationen unter:
www.australien-info.de/daten-vegetation.html
Man kann Australien sehen wie man will, aber an diesen existenziellen Themen kann man nur vorbeisehen, wenn man in Ruhe seinen Urlaub machen möchte und einem der Rest des Landes egal ist. Das gute Recht jedes Urlaubers. Aber hinterher zu verkünden, man sei in Australien gewesen, stimmt dann nur bezüglich der Länderangabe. Man war in Touri-Australia und hat vom Land außer Sonne, Meer und Sehenswürdigkeiten so gut wie nichts mitbekommen.
Ach ja, dann gibt es ja noch sehr viele Nationalparks, die nach meinem Empfinden zwar hoch gelobt werden müssen, aber nur als Reservate. Dem Tourismus kommt das zugute, weil dem Besucher eine heile Welt vorgegaukelt werden kann. Dass in denTop-Regionen
· Unimogbusse durch Naturparks donnern
· und an Naturstränden Rennen gefahren werden
· oder Schnellboote zahlende Kunden zum Great Barriere Riff bringen, um dort am Strand einen Lunch einzunehmen
zeigt, wohin die Reise längst gegangen ist. Der Rubel rollt an der Klippe entlang.

Der Tourismusstrom hat sich in den vergangenen Jahren von knapp 5 Mio. in 2000 auf 7,5 Mio. in 2015 gesteigert. Die Deviseneinnahmen betragen ca. 35 Milliarden AUS-Dollar/25 Milliarden Euro und ca. 500.000 Menschen arbeiten in der Branche. – Bei diesen Zahlen wird klar. Tourismus ist ein enormer Wirtschaftsfaktor, der überall gefördert und weltweit beworben wird. Auf der anderen Seite werden Umweltprojekte präsentiert, deren Wirkung durch die Gegenläufigkeit der Tourismus- und Agrarentwicklung, wenn nicht ganz, dann auf jeden Fall teilweise verpuffen.
Detaillierte amtliche Zahlen zu Australien gibt es im Internet auf der folgenden Seite:
wko.at/statistik/laenderprofile/lp-australien.pdf

8.-10.1.18 – Melbourne – Landluft tanken
11.1.18 – Einchecken auf dem Containerschiff CHOPIN (280m lang, 40m breit)

Das Bulletin Nr. 10 gibt es dann vom Containerschiff CHOPIN zwischen dem 15. und 25.1.18.
Das Bulletin Nr. 11 gibt es vom Containerschiff CENTAURUS (das größte auf meiner Reise) zwischen dem 10. und 20.2.18

Bis dahin weiterhin einen schönen Winter.

Wilfried

Bulletin Nr. 8 – Great Ocean Tour mit Felix
(Inhalt: der Einfachheit halber Originaltagesberichte ohne Grob- und Feinschliff)

„Wer fliegt ist schneller, wer fährt sieht mehr“
27.12.17 – 9 Uhr Wilfried Abfahrt in Brisbane nach Melbourne mit dem Zug
27.12.17 – 19 Uhr Felix Abflug in Brisbane

27.12.17 – 22,30 Felix Ankunft im Hotel in Melbourne
28.12.17 – 7,30 Wilfried Ankunft in Sydney – umsteigen 900km
28.12.17 – 18,30 Wilfried Ankunft in Melbourne 700km

29.12.17 1. Tag G.O.T Melbourne – Colac – aus 4-Akt-Drama wird Murphys Day
Der Tag wird in die Geschichte eingehen als Europcar-Paps-Felix-Drama in mehrere Akten.
Akt 1
Frohgemut fahren wir mit dem Taxi und Gepäck zu Eurocar-Melbourne und stellen uns in die Reihe der Wartenden. Am Schalter angelangt lehnt Mr. Adam ab, meine Papiere anzuerkennen, weil ich neben dem Pass und dem Original Int. Führerschein den deutschen Führerschein nur als Kopie dabei habe. Wie immer und auch wie in Sydney, als ich lediglich darauf hingewiesen wurde, dass ich Probleme mit der Polizei bekommen könnte. Das wären aber meine und nicht die von Europcar.
In Melbourne ticken die Uhren anders – sprichwörtlich wegen einer anderen Zeitverschiebung. Das Auto könne nur von Felix ausgeliehen werden.
Akt 2
Es stellt sich schnell heraus, dass der salopp gekleidete Typ auf Vorschriften sitzt und seinen Arsch sonst wo abgegeben hat. Mein Führerschein könne ja eingezogen worden sein, weshalb die Kopie nicht mehr gültig sein muss. Dass dann der Original Internationale auch eingezogen worden wäre, kapiert er nicht, trotz Klimaanlage im Raum. Felix ist bereits auf 150, weil klar wird, er muss fahren und er schon weiter denkt, dass ich dann von Adelaide mit dem Zug zurückfahren muss. Lösungen bietet ADAM nicht an, eine Eva wäre vielleicht flexibler gewesen. – Wir schlagen vor, dass wir vom Konsulat Melbourne eine Bestätigung besorgen, dass die Papiere gültig sind. Aber das Honorarkonsulat hat über Weihnachten/Silvester geschlossen und verweist mit einem Papier an der Tür nach Sydney. Felix ruft an und tatsächlich wäre es möglich, wenn wir die Kopien der Papiere als PDF dorthin mailen, etwas zu tun. Allerdings, bis 12 Uhr. Dann ist auch dort Schluss.
Wir tun es und gehen wieder zum Europcar um den Autopapst nochmals zu beackern, sich einen Service-Ruck zu geben. In meinem besten Badenglisch mache ich ziemlich deutlich, wie verärgert ich bin, aber der Typ würde eher in den Apfel von Eva beißen, als sich nur einen mm zu bewegen. Eine Chance wäre, dass ich einen Antrag auf Ausstellung eines neuen Führerscheins in Deutschland stelle und die Kopie des Antrags vorlege. Am Freitag 31.12.17 um 13 Uhr schlafen die Sachbearbeiter noch, denn in Deutschland ist es gerade 3,30 Uhr. Es gibt bessere Witze. Felix ist bei 190 angekommen, unterdrückt aber seinen Frust immer noch sehr gekonnt als Businessman.
Akt 3
Wir sitzen im Auto vor dem Europcar Büro und kurz nach 12 bekommt Felix die Meldung vom Handy, dass sein Mail an die Botschaft wegen Überschreitung der Datenmenge um 1 MB nicht zugestellt wurde. Schlagartig verdoppelt sich das Fieber des Wutthermometers auf 380°. Gut, dass unser Auto eine passable Schallisolierung hat und so die Fußgänger nicht in Panik geraten oder die grüne Minna anrufen. Die Wut ist verständlich und richtet sich jetzt gegen das Handy bzw. der dahinterstehenden Digital-World-Company und natürlich auch gegen mich, da der fehlende Originalführerschein tatsächlich ursächlich zu dieser Situation geführt hat.
Für mich ist längst klar, dass diese Situation zwar in meinem Fall auf meinen bewussten Verzicht auf das Mitnehmen des Originals zurückzuführen ist, aber sich eine ganz andere Frage grundsätzlicher Art stellt. Wenn ein Urlauber seinen Führerschein verliert oder er wird geklaut – beide Gründe waren der Anlass diesen zuhause zu lassen – was macht er dann? Ich habe noch eine Kopie vom Original, aber selbst bei meinen Papieren gibt es solche Probleme und keinen vernünftigen Vorschlag des Vermieters. Ab jetzt ist klar, Mr. Adam ist ein Korinthenkacker und kein Korinthenesser.
Es hilft alles nichts. Nach dem Abflauen des ersten Orkans wird klar. Wir müssen fahren, weil wir sonst die Great Ocean in Melbourne im Internet mit Google Street View fahren müssen. Geht auch, ist aber ziemlich anstrengend.
Akt 4
Felix fügt sich in sein Fahrerschicksal und fährt lost im Linksverkehr in einer Millionenstadt. Und siehe da, in kurzer Zeit läuft alles ganz normal und die Seele beruhigt sich nach der Auffahrt auf die Autobahn Richtung Torquai, dem eigentlichen Beginn einer der schönsten Straßen der Welt.
Der aufkommende Regen und das dunkle Wetter stören zwar die aufkommende Verbesserung des Stimmungsbarometers, aber der Start ist geschafft. Die Great Ocean Tour hat mit der Aufführung eines großartigen Sommertheaterstückes begonnen und wir durften zwei der 3 Hauptrollen spielen.

Die ersten Städtchen am Anfang der Tour sind breitflächige Feriendörfer mit geparkten Autos ohne Ende. Auch der Verlauf der Straße normal und unspektakulär. Den ersten Aussichtpunkt „Bells Beach“ verlassen wir bei Regen, denn das Farbenspiel des Ozeans trägt heute die Farbe „grau in grau“ und passt sich der Stimmung an, anstatt sie mit „blau in blau“ zu ändern.
So bleibt das auch bei weiteren Aussichtpunkten, aber inzwischen fährt Felix wie ein Profi die Kurven und regt sich auf, wenn die Sonntagsfahrer seinen Stil bremsen. Die Straße wird zum Aufheller und zum Schluss geht es noch zu Teddys Lock Out – einem wirklich wunderbaren Platz hoch oben über dem Meer mit tollem Blickfenster – aber dunkle Wolken und Regentropfen können kein Türkis produzieren. Auf dem Weg nach Colac – 60km im Inland gebucht, da keine Zimmermehr am Meer frei waren – die Überlegung evtl. bei gutem Wetter nochmal am nächsten Tag vorbeizukommen. Der Punkt in blau wäre eine echte Sau.
Da Appartement in Colac ist ok, wenn auch nur ein Zimmer mit 3 Betten mit dem üblichen nächtlichen Problem. Wer aber Mr. Korinth überlebt, überlebt auch eine Schnarch Nacht.
Ich rufe um 20 Uhr das Landratsamt in Offenburg an – die Zeitverschiebung macht es möglich – und erreiche eine Frau Schweiger. Sie ist zunächst über den Anruf aus Australien völlig platt, verspricht aber, mir die Führerscheinauskunft als PDF zu mailen. Nach 15 Minuten ist diese auch da. Leider nur ein Computerauszug, aber andere Bestätigungen werden nicht ausgestellt. Felix leitet das Originalmail mit einigen erklärenden Sätzen an Mr. Korinth. Dann gehen wir essen.

Statt Steak gibt´s Thai Food, was sich bei Felix eher als zerstörender Taifun herausstellt, was den Geschmack angeht. Mit dem Essen war endgültig klar, dass uns heute Mr. Murphy persönlich begleitet hat. Mein Essen war ok, aber sicher kein Schlemmergenuss. Die Wetteraussichten für die nächsten Tage hellten die Gedanken nicht auf. – Vielleicht ein guter Traum oder eine durchschlafene Nacht trotz meiner nächtlichen Weckrufe.
Ich bin mir sicher, dass sich bis Adelaide alles geklärt hat. Felix ist überzeugt, dass sich nichts klären wird. So verschieden kann man Situationen beurteilen. Und am Ende? – so viel wird nicht verraten. Es wird in vielen tangierten Bereichen eine richtige Überraschung.

30.12.17 2. Tag G.O.T. – Colac – Port Fairy – die Sensationen
Um 7 Uhr brummt das Handy „Guten Morgen“. Draußen Wolken und Nieselregen. Gerade heute am Tag der Tage, an dem „The verry biggest ones of Great Ocean Road“ warten.
Ein Hammertag also und es sollte einer werden in vielerlei Richtungen. – Beim Auto einsteigen waren es nur noch Wolken, aber kühle 14 Grad. – Vor der Abfahrt mussten noch die Vorsorgemaßnahmen gegen die Zuckerlöcher des Tages getroffen werden, d.h. Mrs. Woolworth war die erste Frau des Tages, der wir einen Besuch abstatteten. Scheibenkäse, Türkisch Brot, Schinken, Trauben, Äpfel, Wasser. Alle Märkte gleich eingerichtet, also schneller Durchmarsch.

Das Wetter wird nicht besser, die Laune von Felix dementsprechend. Trotzdem entscheiden wir, nochmals Teddys Look Out anzusteuern. Ein Umweg von 50km, aber falls dort Sonnen scheinen würde, dann wäre der Start in den Tag gerettet. „No risc, no fun“. Felix fährt schon wie der Teufel, oft etwas knapp am linken Fahrbahnrand entlang, aber nur knapp, nicht daneben. Das hat er von mir übernommen, weil ich beim Fahren auch den linken Rand bevorzuge. Das hat Vorteile, wenn einem die an der Mittellinie orientierten Angstfahrer entgegenkommen.

Wir kommen bei Teddy an und sind alleine auf der Plattform und…. die Sonne bricht in diesem Moment durch und ein Stück blauer Himmel wird sichtbar. Das Meer verfärbt sich binnen Sekunden in alle Bau- und Türkistöne und der Himmel hatte ein Machtwort gesprochen. Ungläubiges Staunen bei Felix, ich war mir irgendwie sicher, dass es nach dem Murphy-Tag von gestern heute einen Ausgleich geben würde. Heller Sonnenschein und helles Gesicht des Zweiflers. Jetzt konnten die anderen Hämmer kommen. Ich prophezeite, dass auch die Sonne bei unserem Eintreffen scheinen wird und erntete natürlich ein Kopfschütteln über so viel Optimismus mit so wenig handfestem Argumenten.

Und es war beim ersten Punkt, dem Otway Lighthouse, einem alten Leuchtturm genauso. Wir waren vor dem ersten Ansturm auf dem Turm und konnten 3 Minuten die Umgebung genießen und die Sonne knallte, als wenn sie uns auf dem Turm sagen wollte, auf euch habe ich schon Stunden gewartet. – Der Wind auf dem Rundgang war so stark, dass man sich schief legen konnte und nicht umfiel. Minuten, die man nie vergessen wird. – Ein 3-Minuten Film von der Plattform sollte den Moment festhalten für zuhause. Und dann war es soweit, wie angenommen. Die Flurprozession zum Turm hatte begonnen Die ersten Busse waren gekommen und ab jetzt hieß es für den Turm nur noch. Rummel, Bummel, klick, klick, klick – die Busse von gestern sind zurück.
Bei den Flurprozessionen in meiner Kindheit, mussten wir beten und singen, damit meiner Erinnerung nach die Früchte des Feldes gut gedeihen und mit der Erntedankprozession der Saat-Ernte-Ring mit Gottes Hilfe und alle ernährend geschlossen werden konnte.

Während der Turm zu ächzen begann, saßen wir im Auto und fuhren zum nächsten Punkt, den Gibson Stepps. In den Stein gebaute Treppen, die ca. 40m an einer senkrechten Wand an den Strand führen. Imposant und beeindruckend, wenn man als kleiner Punkt am Strand steht vor den übermächtigen Wänden und die ersten Blicke zu den ersten Aposteln werfen kann, die sich um die Kurve rum am Strand rumlümmeln. –

Ein erster Blick auf den Look Out-Point der 12er-Bande vorhersagt eine Verheißung in Sachen Völkerverständigung über alle Steine hinweg.
Als wir mit unserem Auto ankommen, werden wir bereits auf einen Ausweichparkplatz – einem Grasacker – geleitet. Dort stehen bereits ca. 200 Autos und auf der Wiese daneben starten unablässig Hubschrauber zum 12-Apostel-Flug. Vermutlich 12 Minuten. Mehr auf keinen Fall.
Wir marschieren einen Weg zur Apostelbasilika, dem Touristenzentrum für die 2 Mio. Besucher jährlich. Entspricht einem Tagesbesuch von ca. 5500 Menschen im Schnitt. An Tagen wie unserem in den Sommerferien Australiens, dürften über den Tag verteilt ca. 30 bis 40000 Menschen den Aposteln die Aufwartung machen. – Nach Gefühl und Autos geschätzt waren mit uns 2000 bis 3000 Menschen im Auf- und Abmarschgebiet.

Nur der Uluruh wird noch häufiger besucht!!!! – Nach der Wanderung auf dem 2m breiten Steg zum Apostel-Look Out, bei der wir natürlich auch zu denen gehören, welche letztendlich die Massen bilden, flog mir ein ganzer Berg vom Herzen, dass ich mich gegen einen Besuch des roten Felsens entschieden hatte. – Solche Massenaufläufe muss man vertragen oder sogar lieben im Sinne der Völkerverständigung. Für mich habe ich bei den 12 Aposteln endgültig entschieden, dass ich auf solche Spektakels verzichten kann. – Nicht nur ich. Auch 4 Apostel sind inzwischen im Meer versunken, weil ihnen wahrscheinlich beim Anblick der täglichen Menschenkolonne schwindelig wurde, was in dem tosenden Ozean das Ende bedeutet.
Diese Abtrünnigen zählen aber auch in zusammengesunkenem Zustand noch mit, weil sonst die Zahl 12 nicht erreicht wird, die nun mal bei diesem Ensemble sehr wichtig ist. 8 Apostel ließen den Schluss zu, dass vier aus der Truppe vorzeitig den Herrn verlassen haben.

Einer der 8 wird nach meiner Einschätzung auch bald die Schnauze voll haben von den vielen Blicken und dürfte fallen. Dann könnte man die Felsen als „Sieben Schwaben“ bezeichnen, die als Tölpel für sieben Charaktertypen durchs Leben gehen und am Ende gegen ein Untier kämpfen, das sich als Hase herausstellt. – Das wäre auch eine Anerkennung der deutschen Siedler, die einst nach Australien kamen um das Cooksche Erbe europäisch zu verwalten. Es waren zwar nur wenige Schwaben – denen war die Reise zu teuer – aber bezüglich der Sparsamkeit wesensgleich.

Aus Wiki: Die 12 Apostel in Australien (The Twelve Apostles) befinden sich direkt an der legendären Great Ocean Road in der Region Süd Westen (Victoria) und sind eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten des roten Kontinents. Im Port Campbell National Park kann man die zwischen Princetown und Port Campbell entstanden Naturphänomene bewundern. Knapp 12 km fährt man vom Zentrum Port Campbells und etwa 6 km sind es von Princetown zu den 12 beziehungsweise nur noch 8 verbliebenen Kalksäulen im Südpolarmeer. Man sagt den 12 Aposteln nach, dass sie direkt nach dem ULURU (früher Ayers Rock) die am zweithäufigsten fotografierte Touristenattraktion in Australien sind. Schätzungen zufolge schauen sich jährlich circa zwei Millionen Besucher die Twelve Apostles in Victoria an.

Nach dem Schock bei den Heiligen kam dann am Lorch George der nächste und außerdem ein weiter Fußmarsch, da die Parkplätze überfüllt waren. Es handelt sich dabei um einen wirklich wunderschönen Einschnitt in die Klippenwand mit einer Bucht mit Sandstrand. Hierher fuhren noch noch ca. 30% der Apostelfans, was bedeutet, dass der Wendepunkt der Busse spätestens hier angesiedelt ist. – Der Rückweg nach Melbourne muss am gleichen Tag geschafft werden.

Wenige km später kommt bereits der Arch, ein Felsbogen im Meer mit kleinem Parkplatz und überschaubarer Besucherzahl, was sich bei der London Bridge wiederholt. Hier hat die Natur 1990 dafür gesorgt, dass eine Felsbrücke zum großen Felsen im Meer abgestürzt ist. Die Leute auf dem Felsen mussten mit dem Hubschrauber geborgen werden. Mit etwas Pech wäre dieser Flug bereits beim Einstürzen fällig geworden, allerdings in eine andere Richtung im Dauerflug.
Die Felsenformation De Grotto kann man nur sehen, wenn man Stufen bis zum Meeresspiegel hinabsteigt. Eine wunderschöne Felsengrotte mit Durchgangsloch ins Meer . Beim Hinabsteigen erwartet man automatisch eine Marienstatue an der Wand. Kommt aber nicht. Muss man sich vorstellen. Bei den beiden letzten Sehenswürdigkeiten geht es um die Bay of Martyrs, einen großen Fels im Meer mit großem Naturstrand daneben und dem Bay of Island, einer großen Bucht mit einer sehenswerten Felsformation

Ein lange Tag mit vielen wirklich wunderschönen Naturmotiven, die meisten mit Sonne, die uns fast bei allen Punkten den Himmel öffnete. Aber auch die Einsicht, dass alleine das Sehen dieser Punkte nicht das Feeling bringt, was hängen bleibt. Das intensive Wahrnehmen ist an Punkten schwer, wo viele Menschen auch das Naturwunder sehen und fotografieren möchten. Man nimmt wahr, versucht zu verinnerlichen und fährt weiter. Am Abend ist man voll von Eindrücken. Hängen bleibt wohl Teddys Look Out und der Leuchtturm. Die anderen Punkte waren mehr oder weniger Felsen und Klippen am Ozean mit wunderbaren Ausblicken. Hängen bleibt leider auch der Apostel-Horror-Event. Sowas zu vergessen geht gar nicht.

An Ende der Fahrt kommen wir nach Port Fairy – einer eigentlich schönen kleinen Stadt mit ca. 50 erhaltenen Viktorianischen Häusern, aber fast alle beklebt mit Werbetafeln der Geschäfte. Hier dürfte mit der Zeit ein Umdenken stattfinden und der historische Stadtkern wieder rückgebaut werden. Aber dieses Bewusstsein muss sich erst noch im Land und in den Köpfen vieler entwickeln. Ein Spaziergang durch den ruhigen Hafen rundet den Tag in Ruhe ab und die Mitnehmpizza im guten Motel Zimmer macht satt und müde. Die Great Ocean Route wäre geschafft, von Felix gefahren, von mir fotografiert als Beifahrer.

Von hier aus geht es immer der Straße nach Richtung Adelaide, aber zuallererst nach Kingston, unserem Silvesterort. Und unterwegs noch zu einem blauen Vulkansee, der nur im Sommer blau scheint und im Winter wieder grau wird, was mit den Wassertemperaturen zusammenhängen soll.

31.12.17 3. Tag – G.O.T. Port Fairy – Kingston – am indischen Ozean entlang
Eine schöne Fahrt ohne viel besuchte Looks von Port Fairy über Portland, Nelson nach Mount Gambier. Bekannt wegen des blauen Vulkansees, der wirklich mehr als eindrucksvoll aus dem Krater hoch schaut und uns fixiert mit seinem tiefblauen Auge. Wir fahren eine Runde um den See und ich bekomme meinen 11 Uhr Cappu fast pünktlich.
Danach geht es weiter an der Küste entlang an verschieden kleineren Orten vorbei mit Looks auf den indischen Ozean – und immer wieder Sonne genau dann, wenn wir am Wasser sind. In Portland sehe ich Containerschiffe auf dem Meer, einen Moment denke ich an den Abschied von Australien, der am 11.1.18 in Melbourne zelebriert wird. Danach sehe ich die ganze mit dem Auto gefahrene Küste vom Meer aus, soweit die Sicht das ermöglicht.
Am Silvesternachmittags treffen wir in Kingston einem, einem 1200 EW-Dorf mit etwas Tourismus. Total ruhig, kein Verkehr, direkt am Strand mit einigen alten Häusern aber vielen neuen Häusern als Ferienwohnungen. Alles sehr gepflegt Das Motel liegt in der 1. Reihe, kein Meerblick aus dem Innenhof, aber eine sehr gepflegte Anlage. Felix hat zwei Wohnungen genommen, damit die Silvesternacht kein Schnarchtrauma für 2018 auslöst. Und die Zimmer haben die Nr. 24 und 25, was auch die Verteilung über den jeweiligen Geburtstag einfach macht.
In diesem Ort soll Frau Cook, Ehefrau von James, einmal an Land gegangen sein auf einem Steg, der 300m in den Ozean gebaut ist, damit die Segelschiffe anlegen konnten. Angeblich hat sie hier in der noch bestehenden Fischbude gegessen, vermutlich einen Fischburger. Sushi gab es damals noch nicht.
James war wohl nicht dabei, weil sonst mindestens ein Denkmal hier stehen würde. Überall wo er in Australien an Land ging oder gegangen sein soll, gibt es einen Look Out. Dort stehend, kann man sich mit geschlossenen Augen durchaus die Endeavour (Expeditionsschiff von James Cook) vorstellen, wie sie in tosender See vor der Küste liegt und sich James, stehend mit dem Fernrohr am Auge, von seinen Mannen an Land rudern lässt. Dort verkündet er den Ureinwohnern, dass sie nun englische Staatsbürger 4. Klasse sind und unter dem Begriff „Wilde“ geführt werden.
Die Frage ob gute oder böse Wilde, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht entschieden, hatte aber in der Folgezeit entscheidenden Einfluss auf den Umgang mit dem eroberten Volk, das selbst aus hunderten von Stämmen bestand mit unterschiedlichen Sprachen und Kulturen. Ein interessantes Buch zu den Aborigines, ihren Sprachen, ihrem Leben und Ihrem Glauben gibt viele Informationen, die als Grundlage dienen können, die Geschichte Australiens besser zu verstehen. (Die Aborigines Australiens (Beck’sche Reihe))
Kleiner Einwurf: Der Geschichte nach, hat sich Mrs. Cook in England später sehr negativ über die „Wilden“ geäußert und so das Denken der Engländer über die Aborigines in jener Zeit mitgeprägt. Ich kann mir vorstellen, dass dieses negative Reden durchaus persönlichen Gründen und Erfahrungen geschuldet sein könnte:
Meine beiden Thesen dazu:
These 1: James Cook hatte ein Verhältnis mit einer Aborigine und die Eifersucht trug zu dem falschen Reden über das Volk bei. Man weiß ja, wie über solche Frauen gelästert wird.
These 2: Frau Cook hatte ein Auge auf einen stolzen Aborigine geworfen, aber der machte sich nichts aus der Dame, was wiederum den gleichen Effekt gehabt haben könnte. In diesem Falle wäre der verletzte Stolz der Lady die Antriebsfeder.
Leider haben keine Untersuchungen in dieser Richtung stattgefunden und die beiden Thesen werden deshalb für immer Thesen bleiben.
Silvester 2017
Um Silvester zu feiern haben wir beim Einkauf des Pica-Pica-Silvestermenues im daneben liegenden Alkoholladen auch eine Flasche Wein (die billigste für 10 Euro, aber trotzdem sehr gut) zwei Dosen Bier zum Anstoßen und 4 kleine Cola in original Glasflaschen gekauft. – Damit sollte der Abend in Kingston einen würdigen Silvesterbrauch von zuhause ersetzen können. Raclette hätten wir eh nicht zelebrieren dürfen wegen der möglichen Beweihräucherung aller Motel Zimmer mit Käse aus der Schweiz.
Bevor die Sonne um 20,33 sich in den Ozean baden legte ging es noch bei herrlichem Sonnenschein zum alten Leuchtturm bei angenehmen 20°. Und einmal auf den langen Mrs. Cook-Steg, der 300m auf den Indischen Ozean hinausführt und der uns um Mitternacht in das neue Jahr führen sollte.
Von 19 bis 20 Uhr gab es dann wegen dem aufkommenden Zuckerloch bei Felix das Silvester-Schlemmer-Pica-Pica wie zuhause. – Schinken, Salami, Oliven, Käse, Toastbrot, Tomaten und Reste. Eigentlich war ein fürstliches Essen im Gasthaus des Motels geplant, aber die hatten geschlossen. Der mögliche Ersatz waren zwei dunkle Pubs, die wir uns auch angeschaut hatten. Aber lieber Wasser und Brot im eigenen Heim, als mit biertrinkenden Silvesterbrüder und Schwestern in einem muffigen, dunklen Pub etwas zu essen, dessen Zubereitung unter Umständen in einer dunklen Küche stattfindet, wo die Essenszutaten ertastet und deren Verwend- und Haltbarkeit durch Drücken und Schnüffeln erraten wird.
Um 20 Uhr war das Zuckerloch gefüllt, die Bäuche voll und das erste Glas Wein getrunken. Skyp mit der Heimat stand an, aber die Verbindung war so schlecht, dass es irgendwann besser war zu beenden, als stehende Bilder zu betrachten und Wortfetzen falsch zusammenzuflicken um damit bereits den ersten Streit im neuen Jahr zu konstruieren.
Um 23,50 Uhr ging es dann zum Steg und um 0,00 Uhr hatten wir es gerade noch so geschafft, weit draußen zu sein. Um 0,00 gibt es die Silvesterumarmung auf dem Indischen Ozean. Ein unvergessliches Erlebnis wird es bleiben. Mit Wasser unter den Füßen habe ich noch nie Silvester gefeiert. Im indischen Ozean wird das wohl auch eine Ausnahme bleiben.
Die Krönung des Tages war das Mail von Europcar aus Melbourne, dass ich mit den vorgelegten Papieren die Fahrerlaubnis hätte. Eine gute Nachricht am 31.12.17 und für Felix auch eine Erfahrung, dass man bei solchen Dingen kämpfen muss und an den Erfolg glauben. – Bis zu diesem Mail hatte er starke Zweifel, ob ich das durchsetzen werde. Silvestersieg im Europcarkrieg. – Ein guter Abschluss des Jahres 2017 mit einer einzigen Botschaft: wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt. – Ein Satz den ich seit den 68-iger Jahren mit sturer Verlässlichkeit befolge, auch wenn ich deshalb oft belächelt werde.
Zum Schluss noch mit Wein angestoßen und um 1 Uhr war Silvester vorbei. Das neue Jahr hat angefangen und in Deutschland warten alle noch darauf.

1.1.18 4. Tag – G.O.T. Kingston – Adelaide – Abflug von Felix nach Brisbane
Nach dem Frühstück um 9 Uhr losgefahren. Eine wunderbare Fahrt durch Weide- und Buschlandschaften, vorbei an Binnengewässern, die vom Ozean gespeist werden.
Ein großer Salzsee mit einer Spiegelfläche war einer der Höhepunkte. Dazu zig tausende Vögel in einem als Vogelschutzgebiet ausgewiesenen Gelände. Vermutlich wäre Agrarnutzung nicht möglich. Nach dem Besuch einiger herrlicher Aussichtspunkte ging es dann Richtung Adelaide. Die Landschaften hügelig, trocken und immer breitere Straßen mit mehr Verkehr. Bekannte Zeichen, dass man aus einer anderen Welt in die normale zurückkehrt. Das Motel in Adelaide wie alle bisher, eher älter aus den 70/80igern, aber ok und gut ausgestattet.

Von 14 Uhr bis 16,30 Wanderung durch die Stadt am Neujahrstag. Wenig Verkehr und relativ wenig Leute. Allerdings fällt in Adelaide auf, dass diese Stadt auf dem Reißbrett geplant wurde und zwar großzügig. Breite Straßen mit Parkstreifen, Grünflächen, Stadtkarrees mit ca. 400m Länge lassen im Inneren der Karrees Parkplätze und Grünflächen zu. Knallblauer Himmel und 26° – der Sommer hat uns wieder.
Zum Schluss noch ein kurzes gemeinsames Resümee zusammengefasst von beiden Seiten: ES WAR EINE TOLLE ZEIT, alle 4 Abschnitte.
• 5 Tage Brisbane nach der Ankunft
• 14 Tage Ostküstentour
• 5 Tage Brisbane nach Outbacktour
• 5 Tage Great Ocean Tour
Runde 20 Tage, die einem niemand mehr wegnehmen kann. Voller Eindrücke und Erlebnissen, die man nicht alle planen kann , sondern auf sich zukommen lassen muss.

Zufälle und Zufallsentscheidungen waren tägliche Wegbegleiter, auf die man durchaus vertrauen kann und sollte. Genaues Planen erreicht vielleicht das Durcharbeiten eines Programmes, aber sich an geplanten Fixpunkten entlanghangeln mit vielen kleinen Nebenentscheidungen bringt mehr, viel mehr. Auf jeden Fall befreit es von der Abhängigkeit eines Fixprogrammes, das einem den Tag zum Stress werden lässt.
Um 16,45 Uhr verabschieden wir uns mit zwei herzlichen Umarmungen und Felix steigt in das Taxi. Beim Wegfahren salutiere ich Spaßes halber. Schließlich war er in dieser Zeit der General und ich der Offizier. Einer meiner letzten Empfehlungen an ihn: Sparen muss man lernen, aber ausgeben auch! Und dann den Mittelweg finden. – Getreu dem Spruch meiner Mutter: Wenn man sich etwas angespart hat, dann muss man es auch ausgeben können, um sich eine Freude zu bereiten. Man wird dadurch um ein paar oder ein paar mehr /DM) Euro ärmer, aber man wird reicher, viel reicher in der Seele.

Rückblick auf den Tag 1. Der Tour mit dem Europcar-Drama:
Das Drama in Melbourne mit dem Auto hat sich im Nachhinein als Schicksalsfügung herausgestellt. Felix hat gelernt in Australien den Linksverkehr zu beherrschen und fuhr insgesamt 1200 km in der Stadt, auf der Landstraße und auf der Autobahn. Mehr km bekommt auch kein ährt man auch nicht, wenn man den Führerschein macht.
Ich denke, der Herr in Melbourne war instruiert von einer anderen Stelle. Eben einer dieser Erlebnisse, die sich am Anfang so was von Scheiße anfühlen und im Nachhinein zum Glücksfall werden. Mit den jetzigen Fahrfertigkeiten kann Felix bei Bedarf jederzeit ein Auto mieten und eine vollkommen flexible Tour unternehmen mit einer Auflage, auf jeden Fall Motels zu mieten und sich von der Zeit der Bag-Packer-Motels in Mehrzimmerschlafräumen zu verabschieden.
Für mich war es ein Genuss, als Beifahrer mir die Gegend anzuschauen und Fotos zu machen und Felix hat nach den ersten 200km gelernt, nicht nur die Straße sondern auch die Umgebung bewusst zu sehen und zu genießen. Win-Win für uns beide.

Ein gutes neues Jahr wünschen wir aus Adelaide
Felix + Wilfried
1.1.2018

Bulletin Nr. 7 – 4. Adventstürchen – Die Reise ins Outback und zurück

Vorbemerkung:
Die Fotos zum Bericht sind nach Datum geordnet und fangen mit dem ersten Reiseabschnitt von Dubbo nach Bourke an. – Die Bilder zeigen in der Reihenfolgen, wie das Land immer trockener und karger wird und bei der Rückreise sich die Farben wieder ändern bis zum Schluss die grünen Wälder und Weidelandschaften am Pazifik auftauchen.

17.12.17 Dubbo – Bourke – 370km , davon mind. 150km kerzengerade
Es war einsame Spitze!!! Ich habe seit ewigen Zeiten keine solche Fahrt mehr erlebt. Von den 370km gehörten mir nahezu 300km alleine. Wenn mir 20 Trucks und 30 Autos insgesamt entgegengekommen sind, ist das bereits hoch geschätzt. Dazu kommen noch 20 Überholer, für die ich wieder ein Verkehrshindernis darstellte mit meinen 90 bis 100 km/h. Sie waren mit einiger Wahrscheinlichkeit beruflich unterwegs und die vor ihnen liegende Strecke war für sie eher ein oft gefahrenes Grauen. Keine Spazierfahrt eines Touristen mit dem Hang zum Fahrfanatismus.

Ich habe jeden KM genossen mit meinen im USB-Stick zusammengepferchten Freunden Bruce, Neil, Bob, Mark und Leonhard und noch so ein paar Größen, die es einfach fertig bringen, mit Musik Gefühle zu wecken, die sich bei mir während der Fahrt multiplizieren. Vielleicht ist das wirklich schwer verständlich, aber das stundenlange Fahren auf einsamen Straßen lässt bei mir tatsächlich das Gefühl aufkommen, ich würde schweben. Nur übersehene Schlaglöcher und Bodenwellen reißen einem schlagartig aus dem Nirwana und man erschrickt vor dem sich nähernden Straßenrand.
Ansonsten denkt man, träumt, singt und lässt die vorbeifliegende Landschaft wirken. Im Unterschied zu Saudi Arabiens Wüsten sind die Strecken hier eine wahre optische Augenweide, die weit mehr wach hält, wie die Monotonie im Sand. Die Landschaft wechselte von riesigen Weiden, Orangen- und Weinplantagen, urwüchsigen Wäldern bis zum Buschland und kurz vor Bourke dann zu einer schwach bewachsenen Ebene. Die Temperaturen stiegen von 30° um 9 Uhr auf 43° um 14 Uhr in Bourke.

Beim Aussteigen hatte ich das gleiche Gefühl wie 1981 im Militärcamp der Saudis in Riyad. Sengende Sonne, atemraubende Hitze im ersten Moment. Die 25° im Auto hätte ich mal besser auf 30° gestellt. In Saudi Arabien hatte ich keine technische Klimaanlage, sondern war durch das permanente Transpirieren und das damit verbundene Abkühlen der Nässe auf der Haut, meine eigene Anlage mit ähnlicher Funktionsweise, nur nicht digital einstellbar. Nur viel Trinken in kurzer Zeit bracht die innere Kühlmaschine auf volle Kraft. Der Schweiß hatte gar keine Zeit sich übel riechend in einer Ecke zu verstecken, weil er von der heißen Luft abgesaugt wurde. So komisch es klingen mag: man kann in der Wüste bei starkem Schwitzen Gänsehaut bekommen, weil die Verdampfung des geradezu sprühenden Schweißes über die Verdunstungskälte für Frösteln sorgt.

Mit einer am Morgen notierten Motel Anschrift aus dem Internet notiert fuhr ich direkt in das neue Quartier. Gebucht habe ich vor Ort, denn in einem solchen Nest würde eine Überbelegung dem 8. Weltwunder gleichkommen.. Mindestens. – Natürlich waren Zimmer frei, sogar günstiger wie im Internet, sogar vorgekühlt. – An einen großen Walk war nicht zu denken, trotzdem ging ich ein paar hundert Meter zu einem Nachbau eines alten Anlegestegs am vorbeiziehenden Fluss. – Hier hatten früher Frachtschiffe Wolle, Tiere und Agrarerzeugnisse geladen und Wanderarbeiter fuhren zu ihren Farmen. Lange her.
Der australische Poet Henry Lawson sagte einmal: „If you know Bourke, you know Australia.“ Und Bourke wirbt auch mit dem Spruch, die Pforte zum Outback zu sein. – Was wohl stimmt! Nach einer Fahrt über Autobahnbreite Ortsstraßen kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier nicht nur der Hund begraben liegt. Die ganze Stadt besteht aus flachen Holzhäusern, von denen viele verlassen und herunter gekommen sind. Hier gehen die Monate November bis Februar einher mit Wüstentemperaturen. Wer hier nicht wohnen muss, der bleibt nicht hier oder er liebt dieses Klima über alles.

Einige wenige schöne viktorianische Häuser aus der Gründerzeit zieren das „Centrum“, aber noch mehr geschlossene Läden zieren die Straße. Hier steht nicht nur die Hitze, hier ist die Zeit stehen geblieben. Vielleicht hatte dieser Ort in den Gründerjahren Australiens eine große Bedeutung als Weggabelung von noch unbefestigten Straßen und deshalb notwendigen Pausen für Mensch und Tier. Auch die Schafshaltung in dieser Gegend war einst eine Erwerbsquelle. Bezeichnenderweise wirbt die Stadt mit „Bourke´s Historic Cemetery“, also dem Friedhof der Stadt. Den werde ich mir morgen vor meiner Weiterfahrt in das wohl noch gottverlassenere Nest Cunnamulla ansehen.

Der Tag war eine absolute Bereicherung der Reise. Auch wenn ich zwischendurch immer mal gedacht habe, ob es etwas bringt, solange Strecken im Auto zurückzulegen. Inzwischen weiß ich, dass es was bringt und zwar sehr viel. Meine feste Meinung inzwischen: wer Australien kennen lernen will, muss es sprichwörtlich ER-FAHREN. Mit dem Zug, aber vor allem auch mit dem Auto, weil die Straße Entscheidungsmöglichkeiten gibt und die Schienen einem auf einem nicht änderbaren Weg transportiert. Kein Anhalten an besonders schönen Punkten, immer folgen müssen. Aber immer noch näher dran wie mit dem Flieger. Der lässt nur den großen Blick auf ganze Gebiete zu, aber die schönsten Momente stecken im Detail.
Bourke hatte übrigens 2001 noch 3900 Einwohner. Im Jahre 2016 sind es noch 2800, was einer Abnahme von 29% in 15 Jahren entspricht. Mein Gefühl mit dem Hund war nicht ganz falsch.

18.12.17 Bourke – Cunnamulla 280km – immer geradeaus
Eigentlich wollte ich mir den Friedhof am Bourke anschauen und noch eine Bootsfahrt mit dem hier fahrenden Paddeldampfer machen, der lt. Programm bereits um 9 Uhr vom hiesigen Tourismusmagnet Kidmans Resort ablegt und den Darling-River rauf und runter fährt. Also um 7 Uhr raus aus dem über Nacht etwas warm gewordenem Bett. Die Klimaanlage hatte ich abends bei 22° Zimmertemperatur ausgeschaltet, da sie direkt auf das Bett gerichtet war. Erkälten kann ich mich zuhause. Morgens waren es dann 28° und ohne Duschen hätte ich nass ins Auto sitzen und das Sitzpolster saugen lassen müssen. Jeder kennt das Problem: Schweiß abtrocknen funktioniert nicht. Man gehört nach dem Versuch den ganzen Tag zum Stamm der Klammen.

Um mich noch etwas über die Outback-Pforte zu informieren, fuhr ich zum wirklich imposanten Tourismuszentrum am Stadtrand. Und das Zentrum gab dem Ruf der Stadt alle Ehre. Es war geschlossen und auch keine Öffnungszeiten angegeben. – trotzdem erfuhr von einer Plakatwand, dass der Paddeldampfer nicht fährt. Ein großes NOT war auf das Plakat geklebt. Unklar war mir, ob es nur das Schiff oder die ganze Ortschaft betraf mit der Not.

Meine Schlussfolgerung zum Ausfallen der Fahrt: Vermutlich, weil der Aufenthalt auf dem offenen 100-Passagiere-Schiff bei 35 oder 40 ° mit hoher Wahrscheinlichkeit zu ernsteren Schlagverletzungen z.B. Blaue Augen, ausgeschlagene Zähne oder Lippen führen würde. Nicht weil ich die Touristen in Bourke besonders aggressiv einschätze, sondern weil Hitze, Wasser und Schweiß bekanntermaßen die Mücken einer ganzen Region zusammen trommeln und der Mensch mit wildem Umherschlagen sich der Biester erwehren will. – Wer mal hierher kommt, kann es relativ gefahrlos probieren, weil es in Bourke tatsächlich ein kleines Krankenhaus gibt. Wahrscheinlich besetzt mit einem Bi-Arzt. Nicht was die sexuelle Ausrichtung angeht, sondern die ärztlichen Kenntnisse. Bi bedeutet: für beide Sorten Lebewesen in Australien: Mensch und Tier.

Den Besuch des historischen Friedhofes habe ich am Ende vergessen, weil ich bei der Suche nach Tankstellen, zwar zwei gefunden hatte, aber an beiden gab es kein „Unverbleit 95“ sondern nur 91er und 98er. An der zweiten hatten sie nicht einmal das 98er vorrätig. Da kommt dann kurz Panik auf wegen der Spritversorgung. Also zur ersten zurück und zwangsläufig 98er getankt und den Hyundai Tucson glücklich gemacht. Er muss mit mindestens mit dem 95er gefüttert werden will. Kostet 20cent/Liter mehr, aber besser zahlen, wie unterwegs mit dem Ersparten stehen.
Die nächste Tankstellen auf der Strecke von Bourke nach Cunnamulla wird mit 250 km angegeben. Also quasi am Zielort.

Auf der Fahrt aus dem Städtchen stellte die alte Brücke über den Darling River, aus Zeiten der unbefestigten Straßen, für mich ein wunderbares Motiv zu den Themen: „Die Tür ist zu!“ oder „Die Brücke ist geschlossen!“ dar. Anhalten war Pflicht, auch wenn sich in mir schon die Sucht nach dem Highway gemeldet hatte. Aber dann war die Straße frei und blieb frei. Noch weniger Verkehr wie gestern, d.h. auf 250 km kamen exakt 11 Autos entgegen und 3 überholten mich. Träume auf Asphalt!

Als die ersten Songs erklangen musste ich nochmal an die Fügung denken mit dem USB-Stick, den mir der Kapitän geschenkt hatte. – Sowas kann man nicht planen, es passiert oder es passiert nicht. Für meine Autoreise war es das BESTE, was er mir schenken konnte. Ich werde ihm ein Mail mit Fotos schicken und später einen kleinen Film von meinen Videoaufnahmen der Fahrt mit der Musik im Hintergrund. Ohne Musik wäre das Fahren bei weitem nicht so schön. Was soll ich über die Fahrt schreiben, ohne mich zu wiederholen? Die Landschaften wurden karger, aber trotzdem bleibt es Weideland, teilweise eingezäunt, teilweise laufen die Rinder frei rum, wovor auch mit Schildern gewarnt wird. Einmal musste ich um eine Kuh herumfahren, die einfach auf der Fahrbahn stehen bliebt und ungläubig auf meine Sonnenbrille mit Schnauzer schaute. Zugegebenermaßen sieht man dann nicht mehr viel Gesicht. – Pferdekoppeln und Schafherden waren ebenfalls Begleiter und irgendwann dann erst ein Emu und später gleich mehrere.

Ja und dann das große Sterben der Kängurus auf dem Highway. Hunderte überfahren lagen am Straßenrand, Skelette und noch relativ frische Opfer des Verkehrs. Einige waren besetzt mit ein paar Krähen, die sich über das Nahrungsangebot hier draußen freuen dürften. An manchen Stellen lagen gleich ein paar der Tiere, weil sie als Gruppe von einem LKW gemeinsam auf die letzte Reise geschickt wurden. – Natürlich dazwischen auch Schafe, Ziegen und auch Emus. Die Tiere passieren am Abend und nachts die Straße und dürften wie die Rehe in Deutschland den nahenden Scheinwerfen interessiert entgegenschauen. Bei Tempo 100kmh und 130 Tonnen Gesamtgewicht hat Bremsen keinen Sinn und das schaurige Szenario dürfte innerhalb einer Sekunde zu Ende sein. Dass sich hier Tiertragödien abspielen dürfte jedem klar sein. Bei den meisten Verkehrsunfällen gibt es nicht nur Tote.
Alle LKW und fast alle PKW, die auf diesen abgelegenen Highways fahren, haben ein Rammgitter vor dem Kühler als einziges Mittel, um lebend oder auch als Sieger solche Begegnungen zu überstehen. Traurige Wahrheit, wenn man die niedlichen Kängurus liebt. Lebend Kängurus habe ich nicht ein einziges gesehen, was die Nachtschwärmerei der Tiere bestätigt.

Nach etwas 200km kam tatsächlich eine LKW-Kneipe, die von der Uhrzeit her für einen Kaffee passte. Urige Zustände mit zwei dicken Wollschafen als Wächter und im Inneren eine Riesenwand mit Foto der Fahrer und ihrer LKW´s, die hier regelmäßig vorbeikommen. Es wäre für einen Hund sicher ein Paradies, wenn er sich nachts um die LKW´s herumschleichen und sich nach den besten Stücken von Kängurus umsehen könnte.
Wegen der Wärme nahm ich einen Cappu TO GO um diesen während der Fahrt im kühlen Auto zu genießen. Wurde aber nichts draus. Der Kaffee war zwar stark aber die Milch war aus „H“. Damit hatte ich den zweiten schlechten Kaffee in Australien bekommen und wieder war es eine Kneipe irgendwo draußen bei den Füchsen und Hasen. Es wäre besser gewesen den Kaffee schwarz zu nehmen. Hätte ich müssen wissen.

Auffällig auf dieser Strecke sind die vielen angezeigten Überflutungsstrecken auf diesem ebenen Landstreifen. In den extra etwas tiefer gelegten Straßenabschnitten stehen am Straßenrand Messlatten mit 10cm-Raster bis zu einem Meter. – Kommt man also hierher, muss man nur wissen, was das eigenen Auto verträgt und kann am Messstab sehen, ob es reicht oder ob eine Standzeit eingerechnet werden muss, bis sich das Wasser verteilt hat oder versickert ist. Lt. Recherche kann das ein paar Stunden, aber auch ein paar Tage dauern. An ungünstigen Stellen wäre es geschickt, wenn man mit dem Wagenheber das Auto hochbockt und mit Steinen unterlegt. Dann hat man noch etwas Luft, wenn das Wasser höher steigen sollte. Bei dem Landregen, den ich mit Felix erlebt habe, wäre diese Strecke für den Tucson mit Sicherheit nicht passierbar gewesen. Das kann an den noch sichtbaren Sandrändern auf der Straße erkennen. – Solche Wasserfahrten vergisst man nicht so schnell und das Glück, das man dabei hatte.

Und dann kam der Parkplatz, auf dem ein Kennworth-Road Train stand und der Fahrer am Klimagerät zu Gange war. Da sich eine Überlandfahrt mit einer Spedition wegen versicherungstechnischen Gründen nicht realisieren lies, hielt ich an und ging kurzentschlossen zum Fahrer. Ich wollte wissen, wie die australischen Trucker ihre Buden einrichten bzw. wie diese innen aussehen. Nach meiner Vorstellung als ehemaliger Fahrer im Nahost-und Europaverkehr und meiner Bitte nach einem Blick in die Kabine, lud er mich ein, ins Führerhaus zu steigen direkt hinters Steuer. Er selbst setzte sich auf das Bett, das mindestens 140cm breit war. Die ganze Kabine ausgepolstert mit Leder, 100 Knöpfe und alles picksauber und aufgeräumt. Ein Foto vom Innenleben, eines von mir am Steuer. Ich wollte nicht länger seine knappe Zeit in Anspruch nehmen.

Durch die Größe der Kabine hatte man ein richtiges gutes Raumgefühl. Während den 5-10 Minuten erzählte er, dass er mit der Fracht nach Melbourne unterwegs sei und fragte welche LKW und wo ich gefahren wäre. Da er es sichtlich eilig hatte, fasste ich kurz die Marken zusammen und die Strecken Europa und im Nahen Osten. Da versteht man sich gleich ohne viele Worte. Zum Schluss stieg er mit mir aus und bot noch, trotz der Eile, eine Zigarette an. Er wollte selbst vor der Abfahrt noch rauchen, da er im LKW nicht raucht. Eine gute Entscheidung, denn damit reduziert er den Konsum drastisch, weil so ein Dinosaurier von LKW nicht mal schnell am Straßenrand steht. Da dauert das Bremsen und Anfahren eine ganze Zeit.

Die LKW´s sehen von außen traumhaft aus, egal welche Marken. Ob Mac, Kennworth, Peterbiller oder andere. Aber bezüglich der Technik im Sitz- und Kabinenkomfort und der Umsicht, sind die europäischen Marken weit vorne. Ebenso mit der Motorentechnik und dem Verbrauch. Hier werden noch Trucker Gefühle gelebt und dazu gehören die Urviecher des amerikanischen Langstreckenverkehrs. Europäischen LKW sind noch selten. aber sie fallen auf und einige Speditionen fangen an ihre komplette Flotte umzustellen. Es dürfte der Preis der LKW noch eine Rolle spielen, da die amerikanischen Marken wahrscheinlich günstiger sind. Auf Dauer wird sich auch hier der moderne LKW durchsetzen, weil er sich nachhaltig gesehen auf Dauer günstiger und gesundheitlich besser fährt. – Nur bei der Kabinengröße im Schlafbereich sollten sich die Topmanager oder Designer in Europa etwas einfallen lassen. Wer wochenlang den LKW als Wohn-Schlaf-und Arbeitszimmer erlebt, der braucht ein Bett zum Austrecken in alle Richtungen und eine Raumgröße mit absolutem Wohlfühlcharakter. Keine nüchterne Schlafnische, auch wenn man das Bett mit 90 oder 100cm Breite als ausreichend definiert. Selber 8 Wochen mitfahren und innerhalb kurzer Zeit würde sich was ändern.

Vor dem Einsteigen in meinen PKW musste ich dann noch viele kleine geteerte Steinchen mit Clopapier von den Sohlen der Sandalen entfernen. Der Belag auf dem Parkplatz war bei 42° Außentemperatur und einer stechenden Sonne so heiß, dass sich beim Laufen einzelne Steinchen aus dem Teer lösten und sich in der Sohle festbissen. Die sind eine echte Sauerei, wenn die auf den Teppichboden kommen.

n Cunnamulla war ich bereits um 13 Uhr, weil hier wieder die Queensland-Zeit gilt, also die von Brisbane. Eine Stunde gewonnen. Kaum zu glauben, aber das von mir ausgesuchte Motel hatte neben Zimmern auch Bungalows. Ich nahm einen Bungalow, da ich früh dran war und Gitarre spielen wollte. Bei 42° ist draußen sowieso nicht viel zu machen. Cunnamulla hatte ich mir als weitestes Ziel gesetzt und sinnigerweise hieß der Bungalow Valhalla. – Im Volksschulunterricht hatte ich noch gelernt, dass die Wallhalle das Endziel der germanischen Krieger war. – Für mich war es das Endziel im Outback als Straßenkrieger

Kängurus auf dem Friedhof
Den ganzen Tag hatte ich kein lebendes Känguru gesehen, aber hunderte Tote in allen Verwesungsstadien bis hin zu herumliegenden Knochen. Und in Cunnamulla sitzen sie dann am Friedhof und fressen dort offensichtlich die Blumen von den normalen Gräbern und den Urnengräbern. Dass es sich um den australischen zentralen Seelenfriedhof für verunglückte Artgenossen/innen handelt wäre natürlich auch eine Erklärung für die vielen herumhüfenden Tiere. Insgesamt waren das auf dem gesamten Friedhof sicher 40 oder 50 Stück. Einige davor, die rein wollten, andere dahinter, die sich schon im Schlaraffenland fühlten.
Wo finden die lieben Tiere sonst noch Rosenblüten, feinste Tulpenkelche oder sonstige Gaumenfreunden, die sich normalerweise mit der harten Koste des trockenen Buschlandes begnügen müssen. – Wenn sich diese Art der Nahrungsbeschaffung unter den Kängus rumspricht, dann hat Australien demnächst ein größeres Problem bei Beerdigungen, weil die mutigen Tiere den Trauernden die Blumen aus den Händen reisen werden.
Die direkt an der vorbeiführenden Straße entlang liegenden toten Tiere sehen da schon makaber aus. Vor allem wenn sich noch 10 Krähen selbstvergessen daran zu schaffen machen.

Die Landflucht in den Outbackstädten geht nirgendwo vorbei. Cunnamulla hatte 2001 noch 1350 Einwohner, 2016 sind es noch 1020. Das sins 26% in 15 Jahren.

19.12.17 Cunnamulla – St. George – 290km
Über die Fahrt zu berichten, wären viele Wiederholungen, aber ein Vorteil des Fahrens ist es ja, dass der Kopf frei wird für viele Gedanken, wenn nicht gerade außergewöhnliche Tiere den Straßenrand säumen oder Milchkühe auf der Straße eine Wanderpause einlegen. Man weiß, dass man Zeit hat, stundenlang und dadurch lässt man sich tiefer auf sich ein und stellt irgendwann verwundert fest – nach allem Denken und Sinnieren – dass draußen die Landschaft wieder mehr Grün wie Braun aufweist. Die Veränderungen spielen sich ganz langsam, fast unmerklich ab, bis ein bestimmtes Maß an Farbveränderung stattgefunden hat, das als Gesamtbild im Kopf ankommt.

Die 300km Strecke von Cunnamulla nach St. George besteht aus einer schmalen asphaltierten Straße, weitgehend ohne Mittelstreifen. Ein LKW und ein PKW kommen aneinander vorbei, zwei LKW´s müssen auf den befestigten Randstreifen ausweichen, sonst dürften die Spiegel im Eimer liegen. Ungeübten PKW-Fahrer kann man nur empfehlen bei LKW-Gegenverkehr mit 1/3 des Autos auf den Randstreifen zu fahren. Da kommen nämlich 50m-lange Dinos mit Tempo 100 entgegen und beim Vorbeifahren rauscht es mächtig im Gebälk. 3 Sattelanhänger dürfen auf bestimmten Strecken im Outback gezogen werden. Meist Viehtransporte. Diese zu überholen mit ihrem wankenden 3. Anhänger würde ich mir überlegen, nachdem ich ca. 20km hinter einem solchen LKW hergefahren bin. Nicht getrödelt, mit Tempo 100. Und einige Gesichter der wenigen entgegenkommenden PKW-Fahrer sprachen Bände, als sie auf meiner Höhe angekommen waren. – Gerade noch mal dem Teufel von der Schippe gesprungen.

Am Ortsausgang befindet sich die einzige Tankstelle am Ort, immerhin eine. Wieder den teuren Spezialsprit getankt und im Shop beim Wasserkauf den Tipp bekommen, dass eine Wasserflasche 6,99 Dollar kostet und zwei Flaschen der gleichen Sorte 6,50 Dollar. Ob das ein abgebrühter Werbetrick ist kann ich nicht beurteilen, aber gewundert hat mich das schon. So heiß brennt die Sonne jetzt auch nicht, dass Werbeangebote dieser Art im Fieberwahn erstellt werden.

Dann bin ich wieder „ohn the road“. Alleine und zwar über 100km weder ein Auto vor mir, noch hinter mir, noch kommt mir eines entgegen. Einfach nur Straße und während ich anfange, auf einem Abschnitt von 5 km die toten Kängus zu zählen, liegt plötzlich ein toter Emu auf der Fahrbahn. Ziemlich frisch überfahren und wohl noch beim Verhör an der Seitentür von Petrus, wo bekanntlich die Tiere klopfen müssen. Kurz danach passiere ich wohl die ganze Großfamilie, die sich am Straßenrand als Trauergemeinde von der Unfallstelle wegbewegt. Ich stoppe, setze zurück und möchte den braunen Vögeln in meinem gerade begonnen Musikvideo eine kleine Nebenrolle als Ablenkung zukomme lassen. Aber die Chefin der Truppe oder der Chef geben Befehl zum Türmen. Eine kurzfristige Geschlechtsbestimmung zur Angabe der tatsächlichen Führungsrolle bei den Emus zu recherchieren, war an diesem Ort nicht möglich. . Mit Müh und Not konnte ich noch zwei Fotos von den galoppierenden Braunfedern schießen, während ich das Auto im letzten Moment vor dem Abrutschen in den Seitengraben wieder auf den Teerbelag steuerte. Gleichzeitig Fotos schießen, Geschlechtsbestimmungen von Emus durchführen und Auto fahren – geht nicht!!!

Auf der Fahrt sehe ich immer wieder Wasserlöcher und Wasserflächen , was die Erklärung des Vermieters unterstützt. Wassermangel kennt man hier nicht. Dieses wird aus der Tiefe geholt und das gibt es jede Menge durch die reichlichen Niederschläge im Winter, aber auch durch die enormen Regenmengen bei Sommergewittern. Das Wasser überflutet zwar die Straßen, sickert aber recht schnell in den Boden. Eine Information, die ich mir so nicht vorgestellt hatte. Während im Sommer von November bis Februar öfters die 45° erreicht werden, gehen die Temperaturen in diesen Bereichen im Winter auf die Null Grad oder leichten Frost. Richtig kalt wird es nie.
Der Vermieter erklärte mich auch, dass viele der 1100 Einwohner von Cunnamulla auf den umliegenden Großfarmen arbeiten würden. Bei einer so geringen Bevölkerungszahl bleiben nach Abzug der Kinder und Rentner nicht mehr viele Arbeitskräfte übrig, wobei ich nicht herausgefunden habe, welche Rolle im Arbeitsleben die Frau heute spielt. Das wäre noch zu recherchieren. Ich vermute hier draußen noch die Mutter- und Haushaltsrolle. – Aber das könnte sich auch als Vorurteil erweisen.

Die Landstraße Nr. 29 Straße führt im Prinzip 300 km durch Weideland, da überall Abzweige an der Straße in das Gelände zu sehen sind mit Namen von Farmen oder Straßennamen. Die Farmhäuser liegen immer abseits der Straße, wahrscheinlich in der Mitte der jeweiligen Farmgelände mit vielen km2 Größe. Man muss schließlich öfters zu den Tieren, als auf die Durchgangstraße um in einer Stadt zu shoppen . Da macht das Sinn. – Die Kinder werden an der Durchgangsstraße vom Schulbus abgeholt oder über das Internet unterrichtet. Fraglich ob die nachwachsende Generation das Leben im Outback noch fortführen wird.

Nach 4 Stunden bin ich in St. George und fahre die Straße am Balonne River entlang um ein Hotel zu suchen. Nach ein paar Minuten habe ich das Australia Hotel gefunden und ein Zimmer gebucht. Bei der Frage nach dem Wifi-Schlüssel bekomme ich die Antwort, dass man kein Internet habe. Aber die hatten nicht nur kein Internet, da fehlte einiges an anderen Dingen, als ich mich etwas umschaute. Also storniert und Geld in Bar zurück.
Ich fuhr das nächste Hotel an, dessen Anschrift ich mir vor der Abfahrt notiert hatte und nach ein paar Minuten war ich auch schon auf dem Parkplatz des Motels, gebucht und das Auto vor die Zimmertüre geparkt. Eine abendliche Fahrt durch St. George zeigt wieder das gleiche Bild der Städtchen im Outback. Breite Straßen, alles auf dem Reißbrett entworfen und die Holzhäuser in verschiedensten Formen. Viele „To sale“, manche neu und schick, andere in die Jahre gekommen. Mit 2400 Einwohnern wird hier von einer Kleinstadt gesprochen. – Immerhin, es gibt einen größeren Lebensmittelmarkt und einige andere Geschäfte. Die Versorgung dürfte hier stimmen, nicht zuletzt auch deshalb, weil die Stadt an der A55 liegt, einer Nord-Süd-Achse, die bei Dubbo an den Barrier Highway andoggt und in Sydney endet.

Morgen gilt Goondiwindi oder Inglewood als Ziel, gleiche Entfernung wie heute. Am Donnerstag entscheide ich, ob ich Richtung Brisbane fahre oder noch sonst wo Halt mache und dann am Freitag in Brisbane lande. Im Moment, es ist 17,30 Uhr, liegt die Temperatur draußen bei 39°, um 14 Uhr waren es noch 41°.. Morgen soll es wieder über 40° gehen und am Donnerstag ebenfalls heiß mit Gewitter, allerdings dann mit 32° merklich kühler, also eher Pullover Wetter.
St. Georg hatte 2001 2770 Einwohner. Im Jahre 2016 zählt man noch 2390 EW= minus 15%.

20.12.17 St. Georg – Goondiwindi – Inglewood – Texas – 350km
Die Reise ins Outback neigt sich dem Ende entgegen. Am Freitag bin ich spätestens in Brisbane und bin glücklich, dass ich mich zu dieser Solo-Tour entschlossen habe. Noch ca. 500km, die mich immer näher an die Zivilisation bringen mit allem, was den Kopf wieder verengen lässt. Also die beiden letzten Tage nochmal genießen und dann umschalten auf Inback.

Die Fahrt war zu Beginn genauso entspannend wie bisher, wobei ich kurz einen Schreck bekam, als links und rechts der Straße riesige grüne Felder auftauchten mit großen Bewässerungsgräben. War ich bereits in der Agrarindustrie angekommen? – Nach einigen km endeten die Felder und das normale Outback mit Viehweiden und Wald säumte die Straße. Mir war klar, dass die störungsfreien Zeiten auf der Straße heute enden würden und nach 100km taten sie das auch. Vor Goondiwindi nahm der Verkehr schlagartig zu. Mehr PKW, mehr LKW. Und mehr Hektik auf der Straße mit nervösem Überholen der 50m langen Rod Trains durch einige Mutige.

Ich fuhr über Goondiwindi, um mir den Kaffee zu holen und stellte fest, dass die 5500 Einwohnerstadt bereits Anstalten macht, hiesigen Tourismuszentrum zu werden. Die Zahl der Einwohner ist seit 2001 konstant geblieben. Weiter ging es nach Inglewood mit 700 Einwohnern ausgesucht als Übernachtungsort, aber irgendwie machten zwei von mir ausgesuchte Hotels nicht den besten Eindruck. Auch hier hat die Landflucht die Zahl der Einwohner von 860 auf 760 gedrückt, ein Verlust von 12%. So sieht es hier auch aus.

Da es erst 14 Uhr war, fuhr ich noch 50km weiter nach Texas, einer Ortschaft mit 700 Einwohner, in der sich die Bevölkerungszahl seit 2001 nicht verändert hat und buchte dort im TEXAS Motel ein Zimmer. Die 50km waren die Reise wert, weil sich hier nochmals wie im Zeitraffer die bisherige Reise präsentierte und die mit der gleichen Verkehrsarmut, wie auf den einsamsten Strecken.
Die Ortschaft Texas bekam ihren Namen von zwei Brüdern, die aus dem hiesigen Gebiet dem Goldrausch nach den USA gefolgt waren und nach ihrer Rückkehr ihren Claim, d.h. das von ihnen abgesteckte Land ab 1840 Texas nannten. Von 1860 bis 1994 wurde Tabak angebaut, verarbeitet und nach Australien, China und Europa verkauft. Es war die Hauptindustrie mit hunderten von Arbeitsplätzen Eine andere war vorübergehender Art: Die Kaninchenplage ab 1930 bis 1940 machte Texas zur Hauptstadt für Kaninchenfelle und Kaninchenfleisch. Täglich fuhren LKW ´s die Überlandstraßen entlang und sammelten die von den Trappern an die Straße gestellten Boxen mit den Kaninchen ein. In Texas war der Umschlag- und Handelsplatz für Fleisch und Felle. Ein Zug mit ein paar Waggons Trockeneis kam wöchentlich um die Kaninchen abzuholen und zur Verschiffung in den nächst gelegenen Hafen Brisbane zu liefern, von wo sie nach England verschifft wurden.

Diese Zeiten sind lange vorbei. Angemerkt sei noch, dass die Ortschaft 1891 und 1921 von zwei verheerenden Hochwassern zerstört wurde. Ein Hinweis darauf, warum in Australien überall Warnschilder stehen wegen Überflutungsgefahr. Die riesigen ebenen Flächen sammeln riesige Mengen Wasser, das nicht so schnell versickern kann, wie es auf dem Boden ankommt und sich seinen Weg an die tiefsten Stellen sucht und diese in kurzer Zeit auffüllt. Der vorbeiführende Dumaresq River zeigt am Ufer, wie hoch das Wasser vor kurzem nach einem Tag Dauerregen bereits war.
Die Zahl der Einwohner lag 2001 bei 703 und liegt heute bei 735. Die Landflucht scheint hier kein Thema zu sein. Das ganze Ort wirkt gepflegt mit einer eigenen Schule und Kindergarten. Ein Teil der Schüler wird morgens von Bussen entlang der Verbindungsstraße an den Einfahrten zu den großen Farmen eingesammelt und nachmittags wieder zurückgebracht. Das Internet wird auch hier auf Dauer die Schulen schließen, wie bereits in noch entlegenere Gebiete Australiens, wo schon seit Jahren über das Internet unterrichtet wird.

Übrigens gibt es einen Link, dort findet man alle Einwohnerzahlen von Queensland und deren Verlauf von 2001 bis 2016: www.citypopulation.de/php/australia-queensland_d.php
Natürlich auch für die anderen Bundesländer Australiens. Interessant für jeden, der sich näher mit einzelnen Städten und Ortschaften befassen möchte. Ein wenig Wissen schadet nicht, wenn man durchs Outback reist und sich frägt, warum hat es hierher Leute verschlagen. Heute gibt es in Texas etwas Tourismus, aber der dürfte sich im Rahmen halten. Campingplatz und Fluss zum Fischfang sind die Attraktionen und ein Museum, das obige Geschichte zeigt. Und natürlich zwei drei Walks zu besonderen Bäumen, Sträuchern und Gräsern. Interessant ist Texas für Tourer des großen RURAL GETAWAY, einer Auto- und Wandertour von Warialda bis Mundubera an 6 Nationalparks vorbei oder durch diese durch mit vermutlich 100 Walks oder mehr. Irgendwo steht immer ein Baum, der Besonderheiten aufweist oder gar ein Stein, an dem eine Gewehrkugel beim Hasenjagen eine Schramme hinterlassen hat. ☺))

Zum Tagesabschluss gibt es noch ein Steak, schließlich heißt das Motel auch Texas Motel und führt noch das Texas Steak-House. Wenn man schon mal in Texas ist, möchte man auch ein Steak aus Texas. Es wird ein Texassteak, genauer gesagt, zwei dicke Scheiben mit ca. 400gr, nicht zu schaffen, aber für den nächsten Tag ein Teil zur Seite passt auch. Eine warme Nacht folgt, vielleicht auch wegen der Masse an Fleisch, was bekanntlich die Verdauung richtig Kraft kostet. Aber sei´s drum. Texas bleibt Texas.

21.12.17 Texas – Tenderfield – Woodenbong – Brisbane – 450km
Um 6 Uhr wache ich auf in einem ziemlich warmen Raum und mit ziemlicher Klammheit. Weiterschlafen hat keinen Wert, also raus unter die kalte Dusche, die warm bleibt. Meine Reiseplanung sieht noch eine Nacht in Woodenbong vor, irgendwo in der Prärie Richtung Brisbane mit Ungewissheit des Straßenzustandes. Ich checke das Wetter und es sind schwere Gewitter für den Nachmittag und den nächsten Tag angesagt. Die Sache ist klar. Ich fahre heute nach Brisbane, nehme aber die von mir bereits ausgesuchte Nebenstrecke.
Da die Fahrt zunächst über die Grenze von Queensland nach New South Wales führt, ist es 20 Minuten nach 8 Uhr schon 9,20 Uhr in NSW-North-South-Wales. Eine Stunde später dran, die ich im Laufe des Tages wieder zurückbekomme. Eine herrliche Strecke führt mich durch Weiden, Wälder und Trockengebiete. Fast die ganzen 10 Tage wiederholen sich nochmals zusammengerafft. Wie immer mit meinen Freunden an Bord, die heute Morgen von Leonhard angeführt werden.
Und während Leonhard von seiner „Julia“ singt, springen plötzlich zwei Kängurus auf die Straße und mit einem jähen Bremsmanöver verhindere ich selbst die Erlegung eines möglichen Weihnachtsbratens. Während Leonhard den Kängurus nachsingt, gebe ich wieder Gas und genieße die Landschaften und vor allem den Null-Verkehr. Zwischendurch drehe ich ein Video für spätere Zeiten auf der Mattenmühle.

In Tenderfield sehe ich gerade noch den Abzweig Woodenbong und wundere mich, dass mir das Navi 20km lang Nerven tötend einredete, ich soll wenden, obwohl die Strecke teilweise einen super Belag aufweist. Eigentlich hatte ich eine andere Route nach der ADAC-Karte gewählt. . Die wäre – wie sich bald zeigte – auch richtig gewesen. Nach ca. 40km wurde die Strecke abwechselnd als Schotterpiste und wieder als geteerte Straße geführt, aber umkehren wollte ich nicht mehr, zumal das Navi jetzt wieder Witterung aufgenommen hatte und mir die Strecke im Verlauf und den Entfernungen anzeigte. Stilles Einverständnis der Dame mit meinem Willen. Manchmal hat es doch Sinn, wenn man Leute reden lässt und nicht darauf hört.

Die dunklen Wolken am Himmel machten mir zunehmend Sorgen, die ersten Tropfen lösten auch auf meiner Stirn das Tropfen aus, trotz Klimaanlage. Mir waren die Schotterstrecken nicht geheuer, vor allem nicht die Schilder mit den Hinweisen, dass bei Regen der Untergrund rutschig wird. Die vielen tiefen Stellen mit den Überflutungsschildern trugen nicht zur Beruhigung bei. Also gibt es nur einen Weg, nach vorne und mit Vollgas immer vor den dunklen Wolken her, mit einem Auge immer auf der Scheibe die Tropfenanzahl im Auge. Und irgendwann hatte ich einen Vorsprung herausgefahren. An einer Brücke stieg ich aus, weil mir sowohl die Brücke als auch der Bach als schöne Fotomotive aufgefallen waren. Anhalten konnte ich auf einem Platz, neben zwei Ferienhäusern mit davor geparkten Autos. Also alles unverdächtig und normal., wie ich fälschlicherweise dachte.

Nach der Rückkehr erwarteten mich nämlich 20m vor dem Auto eine riesengroße Dogge und zwei kleiner Hunde, die wie verrückt kläfften. Ein schreiender Besitzer war nicht zu sehen, die Haustüren der beiden Hütten waren geschlossen. – Mit den Zerfleischungs-Berichten aus den Zeitungen im Kopf und meiner fehlenden Tollwutimpfung versuchte ich so ruhig wie möglich an das Auto zu gelangen. Sicher eine filmreife Szene für den Film „Silent feeds and hungry Dogs“. Neben mir die Dogge, hinter mit die hopsenden Kläffer und ich als Hauptdarsteller mit langsamem Gang. Ganz ruhig bleiben, hatte ich mal als Kind gelernt. Ja keine schnellen, für den Hund erregenden Bewegungen. Nur die beiden letzten, das sich „in den Sitz werfen“ und das „Türe zu schlagen“ ging blitzschnell. Meinetwegen hätte die Dogge auch noch die Schnauze dazwischen bekommen können, aber zum Beißen sollte es nicht mehr reichen. Die kleinen Hunde bellten und hopsten jetzt noch lauter und dann mischten sich plötzlich unter das Bellen, die gellenden Schreie einer aus einer Hütte stürzenden, leicht bekleideten Frau. Irgendwie schien mir, dass sie den Vorfall eventuell bei den mehr oder weniger zum Haushalt gehörenden Tätigkeiten zunächst nicht mitbekommen und erst das Knallen der Autotür aufgeschreckt hatte. Es hätte ja auch der Ehemann sein können auf dem „Walk nach Inflagranti“, einer Ortschaft, die es weltweit überall gibt.

Nach dem Schrecken fuhr ich – zu meinem eigenen Schrecken – sicher einen ganzen km auf der rechten Spur, obwohl es im Kopf arbeitete und ich neben der Schreckverarbeitung registrierte, dass der Filmabschnitt einen kolossalen Regiefehler haben musste. In der ersten Kurve fiel dann der Groschen, in der nächsten Kurve wäre der Kotflügel und andere Teile gefallen. Da kam mir nämlich ein Pick Up mit Känguru Grill entgegen und ich wäre das Känguru gewesen. An dieser Stelle merkte ich, dass die Linksfahrerei zwar zu 99,9% lief wie am Schnürchen funktionierte, aber eben immer vom Verstand gesteuert. Bei tiefer gehenden Vorkommnissen, schaltet sich das Gefühl ein und möchte das Steuer nach gewohnter Art übernehmen und das beutet immer noch: Rechtsfahrgebot.

Bis Woodenbong fuhr ich nach den ersten schönen 40km Straßenabschnitten abwechseln auf 40km Schotterpisten und 40km Teerstraßen. Bei Regen sicher der Horror pur mit einem Normal-Antriebs-Mietwagen wegen den Unfallgefahren und der Einfärbung durch den Straßendreck in den Farben grau, gelb und rot. Die Strecke war landschaftlich und hinsichtlich des notwendigen Fahrerkönnens toll und äußerst anspruchsvoll. Ab den ersten Regentropfen hätten eventuelle Mitfahrer ihre helle Freude gehabt mit ihren zu Berge stehenden Haaren. Die Bodenwellen im Fahrbahn Belag waren gleich denen auf Fraser Island, nur das Auto war kleiner. Menschen mit nervösem Magen wären hier seekrank geworden und hätten die Zwischenräume im Schotterbelag gefüllt. Hat aber am Ende vor dem Regen gereicht! Auch dem kleinen Känguru, das hinter seiner Mutti über die Straße hüpfte – hätte exakt in den Bräter gepasst. Weihnachten vor der Tür und noch keine Gans im Kühlschrank. Da wird man unterwegs zum Jäger.
Nach Woodenbong wurden die Straßen besser, der Verkehr stärker und nach einer 40km Fahrt durch den „Schwarzwald“ landete ich in einer kleinen Stadt und mit ihr im ganzen normalen Leben in Australien. Ab hier und für die letzten 120km war ich Teilchen einer endlosen Kolonne von Autos, die sich Richtung Brisbane bewegte. Erst am Flughafen scherte ich aus und stelle mein Mietwagen auf den Parkplatz von Europcar, dem Vermieter. – Ausräumen, Rucksack packen, zum Office von Europcar durchfragen und dann zum Taxiplatz.

Während ich noch mit dem Handy ein UBER Taxi anfordern wollte, kam bereits ein freundlicher Herr des Flughafenpersonals und fragte ob wer mir helfen könne. Ich sagte ihm dass ich ein Taxi am Suchen bin und er öffnete eine Schranke und ein Taxi fuhr vor. Kein UBER, ein ganz normales und damit teureres. Aber nach der Klage des Taxifahrers, der mich am Start der Tour morgens um 4 zum Bahnhof gefahren hatte, über die Preistreiberei von UBER , war es für mich ein Wink des Schicksals. Ich muss gestehen, ich fuhr mit einem guten Gefühl in einem Kleinbus eines indischen Taxifahrers zur Wohnung von Felix und bezahlte gerne 40 Dollar = 29 Euro. Mit UBEER hätte es mich vermutlich 30 Dollar gekostet, aber dieses Mal hatte UBER Pech. Manchmal schließen sich Kreise, die man selbst nicht besser hätte schließen können.

Um 14,30 war ich vom Outback im Highback, 18. Stock, Connor- Street angekommen. Drunten auf den Straßen das reale Leben der Stadt. Es ist die Höhe, aus der man auf die Stadt schaut und sich nicht mittendrin sondern über der Stadt fühlt. Nur das Gebäude steht mittendrin.

Vorläufiges Fazit der Outback-Reise – das endgültige braucht noch die Schiffsreise
Wer das Land Australien kennenlernen möchte, fühlen möchte, wie es tickt, der muss neben den Tourismuspunkten in das Land hineinfahren, das Land erfahren.
Hintergrundinfos:
1901 unter Großbritaniens König Eduard VII in die Unabhängigkeit entlassen, steht das Land gerade mal etwas über 100 Jahren auf eigenen Füßen und baut auf weitere 120 Jahre Kolonialismus der übelsten Sorte auf. Von geschätzten 1 Mio. Aborigines zu Zeiten der Entdeckung Australiens durch James Cook um 1770 lebten um 1900 noch 50000. Der Rest war vor allem durch eingeschleppte Krankheiten der Kolonialherren, aber auch und durch kriegerische Auseinandersetzungen zugrunde gegangen. Dazu kommen die Verbrechen an 5000 Abrorigines-Kindern, die zwischen 1910 und 1970 zwangsweise in weißen Familien oder Waisenhäusern als staatlich verordnete Assimilationsmaßnahme erzogen wurden. Erst im Jahre 2007 entschuldigte sich der damalige Präsident Rudd bei den Ureinwohnern für die Verbrechen. Insoweit kann die 40000 Jahre Aborigines-Zeit dem heutigen Australien nicht als kulturelle Vorgeschichte zugeschlagen werden.
Ohne Grundwissen über das Land bleiben viele Zusammenhänge nicht verständlich. Sich informieren über die Besiedlungsgeschichte genauso, wie über die heutige Entsiedlungsgeschichte, der Landflucht aus dem Outback . Diese hängt eng zusammen mit dem Eindringen der Europäer in das Innere des Landes, einer lebensfeindlichen Umwelt für Menschen aus dem alten Kontinent. Was in der Besiedlungszeit ab etwa 1820 für die damaligen Auswanderer aus England die Chance einer neuen Existenz bedeutete, endet bei den heutigen Arbeitsmarktmöglichkeiten mit dem Wegzug der Nachfahren aus unterschiedlichsten Gründen. Es locken heute andere Regionen, deren Lebens- und Arbeits-bedingungen dem „Weißen“ eher entgegenkommen und wiederum andere, neue Chancen in der neuen Zeit bieten. Wer es draußen im Outback zu etwas gebracht hat, dem ist das dortige Leben lieb geworden.

Reise
Man muss mit den Vermietern der Motels sprechen, die meistens älter sind und noch vieles über die letzten Jahrzehnte erzählen können. Den Rest kann man nachlesen in den Historischen Ausführungen die in den Outbackortschaften und Städten in den dortigen Tourismusinfobüros gerne bereitgehalten werden.
Überall wird versucht, die verlorenen Arbeitsplätze aus den ursprünglichen Besiedlungszeiten zu ersetzen. Mit wenig Erfolg, wenn man die sinkenden Zahlen der Einwohner in den Out Backs betrachtet. Die Handwerksberufe von einst werden heute durch Märkte ersetzt oder man braucht sie nicht mehr. Industrie siedelt sich so weit von den Geschäftszentren nicht an Tourismus wird versucht mit allen möglichen Attraktionen, die man versucht aus der Geschichte aufzubauen. Jedes Ort hat ein kleines Dorfmuseum und irgendein Gebäude mit historischem Hintergrund. Überall werden Nationalparks beworben für Wanderungen und Exkursionen, zu Fuß, mit dem Pick Up oder mit größeren Fahrzeugen.

In Bourke z.B. wurde ein großes Tourismuszentrum mit ansprechendem Äußeren gebaut. Man wirbt damit, dass Bourke das wirkliche Tor ins Outback wäre, weil der Schriftsteller Henry Lawson dies 1889 festgestellt hat, als er mit einer Pferdekutsche ankam und mehrere Monate in Bourke weilte. Allerdings hat Bourke in den letzten 15 Jahren 30% Einwohner-rückgang und die Zahl der leerstehenden und verlotterten Gebäude ist beachtlich. Wäre Henry Lawson heute mit seinem Pick Up hier, würde er zum gleichen Schluss kommen, aber die Romantik in diesem Satz hätte einen bitteren Beigeschmack. Wer hier lebt, muss die heißen Sommer mit monatelang täglich 35 bis 45° lieben und die Realität mögen, dass es hier nicht viel Abwechslung gibt, erst wieder viele hundert km weiter. Oder man lebt hier, weil man eine Arbeitsstelle in einer der großen Farmen hat und sich keine Veränderung vorstellen kann bzw. keine anderen Chancen hat.

Hier wird der Unterschied deutlich zwischen Reisenden – so auch zu mir – die im Outback viel Romantik und Einfachheit sehen und dieses Gefühl mitnehmen als Erinnerung an eine Zeit in einem Gebiet, wo noch Einfachheit und eine gewisse Rohheit und Authentizität herrscht. Wo die Straßen über hunderte von km von wenigen Autos befahren werden und Zäune nur in seltenen Fällen für die Weiden benutzt werden. – Grenzenlose Weite kann man hier tatsächlich richtig spüren und das ist im Gegensatz zu den engen Grenzen in den Städten oder zuhause in Europa ein Gefühl von Freiheit, das man nur hier draußen empfinden kann. Mitnehmen kann man das Gefühl nicht, nur die Erinnerung an diese Stunden.
Wer hier wohnt, hat diese Freiheit immer, jeden Tag. Aber auch für immer und damit auch all die weniger schönen Dinge des Outbacklebens, die offensichtlich so gravierend sind, dass alle Orte mit der Landflucht zu tun haben.

Aus den Siedlern von einst sind Großfarmen mit tausenden von Rindern und Milchkühen übrig geblieben und kleinere Farmen, die um ihre Existenz kämpfen. Mit den großen Farmen blieben Arbeitsplätze für die Bewirtschaftung, die allerdings durch die Motorisierung und Automatisierung gegenüber früheren Zeiten stark reduziert wurden. Hier fahren Schlepper über die Äcker, neben denen die Traktoren, der Stolz eines jeden Achertäler Bauern als Rasenmäher gelten. Es wird im Outback auch versucht, große Flächen mit Grundwasser über ein verzweigtes Kanalsystem zu bewässern um neue Agrarflächen mit neuen Produkten zu gewinnen, welche die Wärme im Outback benötigen aber auch genügend Wasser. Hier werden Millionen investiert bei gleichzeitiger Monokulturentwicklung und deren bekannten Nachteilen im Umweltbereich.

Das Thema Wasser spielt nach Aussagen vieler Vermieter keine Rolle, weil das Grundwasser einen permanent hohen Stand aufweist. Das weite Land fängt wie ein Backblech mit löchrigem Boden das Wasser auf und lässt es versickern. Nur ein kleiner Teil fließt über die Flüsse ab, wenn das Wasser nicht schnell genug durch die Risse in den Boden gelangen und das Blech überläuft. Das Thema großflächiger und kurzfristiger Überflutung spielt dagegen eine große Rolle, weil die endlosen Straßen durch die ebenen Flächen an vielen Stellen etwas tiefer gelegt werden, damit auf der großen Fläche eine Wasserausgleich stattfinden kann und Straßen nicht zu Dämmen werden. Tausende Warnschilder weisen auf diese Stellen hin, die jeweils mit einer Messlatte bis 100cm Wassertiefe ausgestattet sind, Jeder Outbackbewohner kennt die mögliche Durchfahrtshöhe seines Autos und kann dann entscheiden, ob er durch die Wasserfläche fahren kann oder nicht. Mein Hyundai Tucson hätte 30cm gepackt.

Wegen Großüberflutungen von ganzen Ortschaften in der Vergangenheit hat ein staatliches Hochwassermanagement solche Naturereignisse gut im Griff. – Der Einzelne vor Ort muss trotzdem selbst schauen, wie er mit Hochwasser umgeht. Wer ohne Wetterplanung in das Outback fährt darf sich nicht wundern, wenn er im günstigen Fall irgendwann auf einer Straße steht und warten muss, bis der Wasserstand an der Flutstelle eine Passage möglich macht.
Ein Thema im Outback sind auch die Kängurus, weniger wegen ihrem seltsamen Aussehen sondern wegen ihrem Verhalten auf der Straße. Wie schon im Bericht erwähnt, muss man in Gebieten mit Känguru-Warnschildern auch mit deren plötzlichen Überquerung rechnen. Zeit zum Bremsen bleibt nicht viel, weil es um wenige Sekunden geht. Es ist mehr oder weniger ein Glücksritt, wenn man zwischen 18 Uhr abends und 8 Uhr morgens ohne Begegnungen dieser Art durchkommt.

Die Straße zwischen Bourke und Cunnamulla mit hunderten von toten Kängurus in allen Verwesungstadien bis zu herumliegenden Knochen war für mich ein sehr eindrucksvolles Szenario. Hier wird nichts beseitigt, weil die Natur mit Hitze und Tieren diese Aufgabe übernimmt.
Einem durchfahrenden deutschen Tierschützer/in würde ich aber empfehlen, den Augenhorizont immer einen Meter über der Straße zu halten. Dann fallen auch größere Tiere nicht in den Blickwinkel. – Die großen Road-Trains mit 53m Länge und 132 Tonnen Gewicht bügeln mit ihren Frontgittern auch ganze Kängurufamilien nieder, weil Bremsen keinen Sinn macht. Die Population wird durch diese im Outback als natürlich betrachtete Minderung nicht gefährdet. Optisch gewöhnt man sich nach 300km Fahrt auf der Knochenstreet an den Anblick und wird nur noch etwas unruhig, wenn frisch überfahrene Kängurus auf der Straße liegen. Eine Variante des Känguruproblems sind die Emus, die ebenfalls die Straße ohne nach links und rechts zu schauen überqueren und dadurch immer wieder zu sprichwörtlichen Pechvögeln werden. Allerdings eher selten, aber die witzigen Vögel wecken irgendwie mehr Mitleid.

Zusammengefasst:
Wer Australien bereisen möchte, sollte sich die Fahrt gönnen. Abseits von Touristen-strömen kann man das Land kennenlernen und die Ruhe und Abgeschiedenheit genießen. Ob mit Allrad oder ohne kommt auf die geplanten Touren an. Auf jeden Fall ein SUV wegen der Sitz- und Kühlerhöhe. Diese schützt nämlich bei Tierbegegnungen vor plötzlichem Besuch durch die Scheibe auf dem Beifahrersitz und dem jähen Ende der Tour.
Ein Grundwissen über Australien sollte man sich vorher über das Internet oder ein Buch aneignen. Über die Geschichte, über die Regionen, über die Tourismusindustrie und über notwendige Verhaltensweisen bei Touren in abgelegene Gebiete.
Die Motels kann man immer vor Ort buchen, weil immer Zimmer frei sind. Meist günstiger wie über das Internet, weil der Vermieter keine Gebühren zahlen muss. – Eine Möglichkeit: man sucht sich im Zielort vor der Abfahrt ein Motel aus, das einem preislich und von der Lage zusagen würde. Damit hat man eine Anschrift für das NAVI. Vor Ort frägt man dann und kann buchen oder kann weiter suchen. So einfach geht´s im Outback.
Wer nicht gerne PKW fährt oder lieber Trubel mag, sollte die Finger davon lassen. Es wird sonst zur Quälerei mit Garantiezusage. Bei Masochismus-Neigungen wiederum ein Lebenstraum.

Wichtiger Tipp: die Lieblingsmusik und davon reichlich auf dem Stick mitnehmen. Dann wird die Fahrt zum Genuss und mitsingen oder mitsummen ist jederzeit möglich und beschwingt das Herz. Mich haben Bruce Springsteen, Leonhard Cohen, Bob Dylan, Mark Knopfler und Neil Young in der Hauptsache begleitet. – Ihnen an dieser Stelle meinen herzlichen Dank.

Bulletin Nr. 5 – Sydney – 2. Adventstürchen mit Verspätung

Nachdem die Schnellboote vom 1. Advent fast vergessen sind und so vieles zwischendurch erfreut, erschreckt und ergötzt hat, gibt es einen großen Sprung nach Sydney, der Weltstadt am Pazifik, die mit Hilfe finanzkräftiger Investoren versucht, an die anderen Großstädte der Welt anzuknüpfen. Natürlich mit den gleichen Symbolen der Welthochfinanz. Ein Hochhaus neben dem anderen, damit eine Skyline entsteht, die ihresgleichen suchen soll. Wenn ich die Bilderreihe der besuchten Großstädte Peking, Shanghai, Honkong und Brisbane vor meinen Augen abspiele, dann sehe ich keine großen Unterschiede mehr. Die Damen und Herren Protz von und zu Protzhausen haben hier auf jeden Fall das Sagen, wie überall. Aber keine Frage: Sydney ist eine wunderschöne Stadt, weil es sich über so viel Fläche mit den unterschiedlichsten Baustilen verteilt und der Pazifik viele Finger in die hiesige Landschaft streckt. Für Stadtliebhaber sicher eine weit größere Bereicherung als für mich.

Der folgende Bericht erhebt keinen Anspruch auf Neutralität. Ich schreib´s, wie ich den Besuch erlebt habe. Möglicherweise wiederhole ich auch Dinge aus
früheren Erlebnissen. Man verzeihe mir meine Faulheit, dieses zu überprüfen.
Den Tag in Sydney hatte ich mir mit dem Sightseeing-Bus vorgestellt und dem Abwalken einiger besonders schöner Punkte. Um 10,30 sitze ich im Doppeldecker, natürlich ganz hinten und lasse mich durch eine wohlbekannte Kulisse kutschen. – Hochhäuser, Skyline, Straßenverkehr bis zum geht nicht mehr. Ein Unterschied gibt es. Zeitweise fährt man in englischen Kolonialzeitenstraßen mit den dafür typischen Gebäuden. Wie halt in anderen Städten auch durch Straßen gefahren wird mit alten Gebäuden, um den Nostalgiesinn zu bedienen.

Im Hafen stieg ich aus dem Bus und fing mein Besichtigungsprogramm an. Als erstes Richtung Harbour Bridge, ein wirkliches technisches Wunderwerk in Form einer Stahlbrücke, die den Hafen überspannt. Von 1923 bis 1932 erbaut, misst sie insgesamt 1149m Länge und 49m Breite. Die längste Spannweite beträgt 503 m. Autos, Züge und Fußgänger dient sie als Verbindungsbrücke der beiden Stadtteile.
Natürlich gibt es auch hier einen Hot Spot. Man kann die Brücke mit einem Guide besteigen, muss aber dazu aus Sicherheitsgründen in einen blauen Strampelanzug schlüpfen. Im großen Foyer laufen an der Wand permanent die Pay-Fotos der Badman-Kostümierten. – Die Erinnerungen an die Quallenanzüge beim Korallentauchen kamen hoch und das ganze Brimbamborium und AUS war´s mit Steigen. Stattdessen habe ich mir das Baumuseum angeschaut – da war ich alleine – das die ganze Geschichte des Brückenbaus sehr gut darstellt mit Originalfotos aus dieser Zeit. Ich war zufrieden, die Brückenstürmer hoffentlich auch.

Im Anschluss bewanderte ich das neue Hafenviertel „Rock“, das aus vielen ehemaligen alten Lagergebäuden und Büros neu hergerichtet wurde und wird. Wie in London, Hamburg, oder sonstigen Hafenstädte entstehen teuren Luxuswohnungen und Hotels, werden ehemals günstigere Gebäude wegsaniert oder von den Erben teuer verkauft. Obwohl die Architekten sich bemühen, Duftmarken zu setzen, gibt es einen klaren Trend, der sich über alles betrachtet doch in sehr ähnlichen, architektonischen Ausdrucksweisen wiederfindet. Es gilt die Maxime: Geld darf keine Rolle spielen. Käufer gibt es genug, die Preise sorgen dafür, dass Gleiche zu Gleichen kommen.

Hier treffen sich zum Frühstück, Lunch, Kaffee etc. die Leute aus den umliegenden Hochhausbüros und Banken in ihren schicken Hosen, Kleidchen und neuesten Modedesign-Schuhen um sich gut zu fühlen. Und genau in diesem Viertel befindet sich das kostenlose Australien-Geschichts-Museum, dass sich in eindringlichen Art und Weise – mit Fotos und Gegenständen – mit der Geschichte der Aborigines und deren Vertreibung aus dem Paradies beschäftigt. Ebenso findet man hier die gesamte Geschichte der Kolonialisierung, die von den Portugiesen um 1450 angefangen wurde und im Wettstreit mit Spanien zur Hochform auflief. Franzosen und Engländer wollten nicht zurückstehen und mischten aber dem 17. Jahrhundert ebenso mit, was natürlicherweise zu Kriegen und Seeschlachten und vielen kleinen Scharmützeln um die Kolonien führte. Der Herrenwechsel in den Kolonien brachte den Enteigneten in der Regel noch mehr Unheil, weil sie sich ja mit den bisherigen Herren einlassen mussten und von daher zunächst dem Feinde zugerechnet wurden.
Am Ende war die Erde aufgeteilt in Staaten und Kolonien. Der Gegensatz von dargestellter Geschichte und dem heutigen Hafenviertel könnte nicht größer sein. Beeindruckend und gleichzeitig auch bedrückend, mit welcher Ignoranz Europa der Welt den Stempel aufgedrückt hat.

Nach dieser Bestätigung dessen, was man zwar überschlägig aber nicht in einer solchen Eindeutigkeit wusste, marschierte ich zur Kathedrale von Sydney, dem Opernhaus. Weltbekannt mit seinen weißen Segeln und an einer imposanten Stelle an der Hafeneinfahrt. Nicht zu verfehlen. Man musste nur im Hafen sich auf Gruppen mit asiatischem Aussehen konzentrieren und deren Laufrichtung aufnehmen.

Zwischendurch passierte ich noch das gerade im Hafen liegende Traumschiff, „Radiance oft the sea“, das gerade mit Sattelschleppern mit Proviant und mittels Bussen und Taxis mit Passagieren beliefert wurde. Eine riesige logistische Herausforderung und ein Spektakel, wenn man nicht daran beteiligt ist. 2500-3000 Passagiere müssen an Bord gebracht werden und mindestens ebenso doppelt so viele Gepäckstücke. Die wiederum ganz schöngroß und schwer wenn man den Gepäckträgern beim Heben zusah. Der Beladevorgang mit Mensch und Verköstigung muss in 8 Stunden erledigt sein, damit das Schiff pünktlich um 20 Uhr den Hafen verlassen und mit dem Seestechen beginnen kann. Warum das „in See stechen“ heißt, ist mir noch nie klar gewesen im Gegensatz zum Stechschritt, den man von vielen Paraden aller Militärnationen der Welt kennt oder das Fass anstechen bei Volksfesten, wenn das Bier über einen ungeübten Jungbürgermeister und die darum stehenden Hoheiten spritzt.

Aber jetzt zum Petersdom von Sydney:
Auf dem weiteren Weg habe ich zufällig eine Stuttgarterin getroffen, die für 10 Wochen einen Sprachkurs in Cairns absolviert hatte und noch eine Woche Sydney erleben möchte. Ich hatte zufällig mitbekommen, wie sie zig Aufnahmen von sich machte, aber dabei immer unglücklicher in die Kamera schaute. Als Pfadfinder hab ich´s kurz gemacht und auf Deutsch gefragt, ob ich das Foto machen soll, was zunächst mit einem überraschten, aber dann doch sehr freudigem Gesicht beantwortet wurde. Dass sie Deutsche war, konnte man irgendwie sehen, dass sie Schwäbin war nicht, weil ihre Bekleidung in keiner Weise der schwäbischen Sparsamkeit zum Opfer gefallen war. Im Gegensatz zu den Engländer- und Australierinnen, die hier offensichtlich eine neues Luft- oder Lustshirt einführen. Die Vorder- und Hinterteile der Blusen sind nur noch an den Schultern verbunden, womit der Wind quer durchpusten kann. Damit die darunter wogenden Oberweiten auch gut belüftet und – von den Trägerinnen wahrscheinlich gewünscht – auch besichtigt werden können, wird auf das Tragen von irgendwelchen sonstigen Teilen verzichtet. :) Erinnert an das Lied: „Wiegende Wellen unter wallendem Nichts…..“ oder so ähnlich aus den Zeltlagerzeiten.

Und dann stand ich vor ihr, der Königin der Opernhäuser der Welt als leuchtender Musik-8-Master, der auf einer Welle aus Treppen hinaus in die weite Welt segelt. Eine wahrlich imposante Erscheinung, die so schnell nicht getoppt werden wird. Hier stimmen die Proportionen, das Thema in der Landschaft und im Inneren natürlich die überragende Tontechnik. Auch die Anzahl der Schaulustigen hielt sich in Grenzen.
Allerdings schien es mir aussichtslos alle Anwesenden zu bitten, die Treppen und den Platz für ein paar Minuten zu räumen, damit ich Fotos für meine Verwandten im Schwarzwald machen könnte. Außerdem war die überwiegende Mehrheit vom Aussehen her asiatischer Herkunft und meine versuchsweise Frage: „Can you go out the way, I must make ä foto from the operaship for the blackforeschd- relationships?“ wurde auch bei mehrmaligem Wiederholen mit unterschiedlichen Betonungen nicht verstanden. Alle bestätigten nur, dass es gute Relationships zu Germany gäbe.
Der Platz und die Treppen wurden dadurch nicht leerer, aber mein Gesicht immer nässer vom Schwitzen an diesem Tag. Gott sei Dank nicht nur bei mir. Gut die Hälfte waren Achselnässer/innen, 80% aller Stirnschweißer/innen, Gut dass der Wind einigermaßen wehte und die nassen Ergebnisse der Transpiration in Wasserdampf umwandelte und die Lüfte des Hafens beförderte. An diesem Ort hätte mir vielleicht das bereits erwähnte Deo geholfen, das Felix für andere Formen körperlicher Ausdünstungen auf unserer Reise dabei hatte. Ich meine es hieß Rex Turbo.

Eine deutsche Führung wurde nicht angeboten, da 95% der Besucher aus dem asiatischen Raum kommen. Die sprachlich versierten Opernhausführer sind entsprechend auf dieses Publikum geschult. Da es aber große PC´s gibt mit Google-View, kann man das Innere des hohen Hauses der klassischen, wie der modernen Musik zumindest optische selbst erkunden. Im Hintergrund laufen ständig Originalaufnahmen von Konzerten in bester Tonqualität.

Mein Fazit: Ein architektonisches und akustisches Meisterwerk für alle Australier, die Aborigines und Menschen weltweit, die sich den Genuss der Oper gönnen können und so von den Errungenschaften der heutigen Zeit und der damit verbundenen, staatlich gewollten und verantworteten, gesellschaftlichen Wohlstandsverteilung profitieren.

Nach meiner Wallfahrt zum heiligen Ort zog ich über einen weiteren Park zur Haltestelle des Sightseeing-Busses, bei der Hitze Gott sei Dank nur 500m. Neues Ziel war das Villenviertel von Sydney Außenbereich draußen am Pazifikrand, wobei der Bondi Beach sich als eine weitere große Sandbucht darstellt mit einem wahrlichen grün- blauem Farbspecktakel im Wasser. Dazu hunderte von Badegästen und ebenso viele Autos. Ein Tipp für Raucher und Trinker: Alkohol und Rauchen sind am Strand verboten. Näherliegende Strände in Europa bieten Gleiches mit Alkohol und Raucherlaubnis. Das ist keine Wertung nur eine Feststellung.

Die Fahrt durch die Villenviertel machte auch klar, dass Sydney eine reiche Stadt zu sein scheint. Da kommen schnell mal ein paar tausend Villen im Außenbereich zusammen, was die Stadt in der Fläche enorm groß erscheinen lässt. Und die Stadt wächst weiter, weil immer noch Villen von den neu hinzukommenden Besser-verdienenden benötigt werden. Dazu dürfte kommen, dass einige der heutigen Touristen in Zukunft in die Lage kommen werden, sich den Villentraum hier zu realisieren und sei es als Geldanlage.

Um 17 Uhr war ich mit dem Bus wieder am Centralbahnhof und weitere 10 Minuten später per Fuß beim Hotel. Im davor gelegenen Starbucks noch das Abendessen in Form eines Sandwiches und eines Cappu eingenommen und dann ein Stunde im Hotelzimmer entspannt. Geschafft! Sydney abgehakt und Vorfreude auf die Abfahrt am nächsten Tag. Um 20 Uhr war ich wieder im Palace Hotel um die Ecke an meinem Tisch im Freien und trank ein kleines 0,2 ltr. Bier und schloss den Tag mit den gleichen Beobachtungen ab wie am Vorabend. Hektik und Betriebsamkeit. Wer heute Abend fehlte war Jimmy, was mich bewog ein zweites kleines Bier zu genießen und der aufgeregten Unterhaltung von zwei deutschen Backpackerinnen am Nachbartisch zu lauschen. Sie waren auf der Rückreise von der East Coast und erzählten begeistert von den Hot Spots, von den Strandrennen, den Schnellbooten und den vielen Bars und Shops und natürlich von den vielen netten Jungs. Allerdings war das Wehklagen über die Überfüllung der Tourismusgebiete als immer störendes Element mehr als deutlich zu hören.
Das Tourismuskonzept bietet eben für Alle alle Möglichkeiten. Jeder muss sich nur das rauspicken, was für ihn passt und die negativen Begleiterscheinungen in Kauf nehmen. So einfach funktioniert das.

Nachtrag:
Die Einfahrt nach Sydney hat mich heute Nacht sogar im Traum beschäftigt.
Erinnerungen an die ersten Erzählungen von Nachbarn, sie wären in Italien gewesen am Meer. Das war in den 60iger, als Italien das erste Ziel der Deutschen als Urlaubsziel wurden und zigtausende mit ihren VW-Käfern, Opel Kadetts im Sommer über die einstigen Fischerdörfer herfielen. Trotzdem ging es Jahres, bis aus den verträumten Orten Superabfertigungsbetriebe wurden. Das Bauen von Bettenburgen dauerte noch länger und die Werbung für die einzelnen Orte war meilenweit hinter der heutigen Werbung her.
So wie seinerzeit die Deutschen über Italien herfielen, so gibt es heute einen Massenansturm aus asiatischen Ländern auf Australien. Jeder etwas zu Wohlstand Gekommene muss hierher und wenn, dann an alle Hot Spots. Wenn aber von 1,4 Milliarden Chinesen nur 10% zu Wohlstand kommen, dann reisen auf einen Schlag plötzlich 140 Millionen. Alle Länder im asiatischen Raum haben inzwischen Wirtschaftswachstumsgewinner , was die Zahlen der möglichen Touristen, die innerhalb weniger Jahre auf den Markt kommen, weiter erhöhen wird. Weltweit ob hier oder auf anderen Kontinenten. Ein gigantischer Markt wird noch riesiger.
Meine Reiseleiterin in Peking, Mary Dou, war vor zwei Jahren 1 oder 2 Mal pro Jahr in Europa mit chinesischen Reisegruppen. Heute könnte sie alle 14 Tage eine Reise antreten und mit ihr hunderte andere Reiseleiter. Die Zahl der zur Verfügung stehenden Flugplätze ist derzeit noch das Hauptproblem. Der Klimakiller Nr. 1 wird auf diese Weise zu einer neuen Herausforderung der Umweltfürsorge, die damit weiter ins Hintertreffen gerät.
Anmerkung: Da wirken dann Hinweise in Gasthäuser auf den Straßenterrassen wie ein Hohn, wenn dort Rauchen verboten wird, weil vorbeigehenden Fußgänger belästigt werden könnten und daneben rollt die Blechlawine 4-spurig vorbei. (Sydney, Starbucks-Café nach einer Empfehlung irgendeiner Vereinbarung zwischen der Stadt und dem Gaststättenverband)

Das Internet wirkt hier wie ein Turbolader beim Diesel. Er beschleunigt den Prozess in einer Art und Weise, dass selbst heutige Bauverfahren nicht schnell genug Bettenburgen bauen können, wie sie benötigt werden. – Der weltweite Turbokapitalismus hat per Kaiserschnitt ein weiteres Kind geboren. Das Sorgenkind Turboverarmung hat mit dem Turbotourismus endlich ein Geschwisterchen bekommen für all diejenigen die beim Gasgeben von Hause aus oder mit etwas Glück im Auto saßen und nicht auf dem Anhänger. Der wurde wegen seiner Last einfach abgekoppelt. Allerdings – und das kann man täglich in den Medien erfahren – kommen die abgekoppelten Unglücksraben und Rabbinen mit etwas Verzögerung jetzt zu Fuß oder mit dem Boot aber auch dahin, wo die bunten Vögel und Vögelinnen schon viele Jahre eine schöne Zeit hatten.

Damit kein falscher Eindruck entsteht. Diese Reise macht viel mehr Freude, wie ich mir das hätte vorstellen können. Aber nur Durchreisen ohne sich mit offenen Fragen dieser Regionen zu beschäftigen wäre nicht mein Ding.

Ahoy und weiterhin einen ruhigen Advent
Wilfried

Bulletin Nr. 6 – Blue Mountains – 3. Blaue Adventstürchen

Weihnachten naht und das Lieder singen sollte vor dem Fest geübt werden. Nur so kann einigermaßen verhindert werden, dass der Gesang unter dem brennenden Baum nicht zu einem elenden Gejammer verkommt. Wenn schon die Kerzen in vielen Haushalten nicht mehr richtig brennen dürfen, dann sollte zumindest der Familienchor zeigen, was er drauf hat. Zum Üben muss es nicht gleich ein Weihnachtshammer sein. Mein Vorschlag folgt.

Von den blauen Bergen kommen wir, wer kennt es nicht, das Lied, mit dem man den Lehrer ärgern wollte. Ich erinnere mich noch an die Erzählungen unseres Volksschullehrers Bechtold, als er von den blauen Bergen in Australien erzählte und erklärte, warum die blau scheinen. Die Erklärung von Wikipedia: Die Blätter des Eukalyptus verdunsten das ätherische Eukalyptusöl, dessen feiner Nebel über den Bergen liegt. Neben der Rayleigh-Streuung ist dieser feine Nebel bei Tageslicht für die Blaufärbung verantwortlich die den Blue Mountains den Namen gab.

Es ist der 15.12.17. Der Tag der Gegensätze beginnt ausnahmsweise um 9 Uhr. Der schlechte Schlaf in den städtischen Schlafkatakomben musste erst noch ausgeglichen werden, was in der gebuchten Herberge problemlos möglich war. Ausgeschlafen und gut gefrühstückt mit italienischem Schinken und Edamer von ALDI-Australien. Das Brot aus der einzigen überlebenden Bäckerei, die sich gegen Woolworth und Aldi behaupten konnte.
Kein Starbucks heute, sondern wieder Kaffee vom Robert (ROBERT TIMMS ® Kaffeebeuteln, Mocha Kenya Styl). Zwar praktisch, aber durch die Einzelverpackung in Alubeutel ähnlich umweltbelastend, wie die Kaffeekapseln. Ich werde wieder auf Filter umstellen, auch wenn die Beutel verdammt praktisch sind.

Ich fahre zum Science-Park, der seit 2014 in Katoomba erbauten Weltsensation in den Blue Mountains. Das Auto parke ich ein Stück weit weg und gehe die letzten 300m zu Fuß über einen Naturpfad, der direkt in den Hot-Spot-Himmel führt. Ein neuer breiter Holzsteg am Ende des Waldpfades begrüßt meine Wanderschuhe. Sekunden später bin ich mittendrin im Gebäudekomplex. Mein großer Vorteil: das Tagesgeschäft fängt gerade erst an. Der Busparkplatz ist noch leer, nur einige Frühaufsteher sind bereits mit PKW´s oder zu Fuß da, um das wahre „Glück von Katoomba“ zu erleben.
Alles ist für den großen Ansturm vorbereitet, die ersten Seilbahngäste kommen bereits von ihrer Fahrt zurück, die Kinder fröhlich, die Erwachsenen eher frustriert, wenn ich die Gesichter richtig gedeutet habe. Vielleicht lags am bewölkten Himmel und dem Dunst im Tal. Das führt schnell mal zu einer Überschlagsrechnung Verhältnis Kosten-Aussicht. Wichtig für mich war nur den Cappuccino ohne Anstehen zu bekommen um ihn dann auf der Kunstrasen-Aussichtsterrasse ganz vorne zu genießen. Immerhin verzichte ich hier auf Alles was geboten wird und ein solcher Verzicht muss gewürdigt werden, eigentlich kostenlos.

Während ich mich dem Panorama hingebe, beginnt im Hintergrund langsam emsiges Treiben der Hilfskräfte. Offensichtlich sind die Fahrpläne der Busse und damit der erste Ansturm gut bekannt. Und tatsächlich: 30 Minuten später ist der Busparkplatz voll und die Reisegruppen strömen zu den Sensationen, während ich gegen den Strom schwimme zum Wanderpfad, der zu dem fast als Naturwunder gehandelten Hot-Spot „Three Sisters“ oder Drei Schwestern führt. Drei große Sandsteinsäulen vor den senkrechten 300m hohen Sandsteinklippen, die irgendjemand – wahrscheinlich im Total-Suff – für 3 Schwestern gehalten hat. Wäre Jimmy aus Sydney vor dem Namensgeber hier gewesen, wären es wahrscheinlich drei Brüder geworden und auf allen Landkarten wäre der Begriff „Three Brothers“ zu lesen.
Zur Erklärung: Jimmy war ein Typ, der mich in Sydney im Palace Hotel beim Bier auf eine bestimmte Art angesprochen hatte, die ich mich nicht so richtig anspricht. Wenn ich es richtig verstanden habe, lautete die Frage. „Do you know the song „Brothers in Arms?“ – Meine Antwort war, „Yes, I know the song, but I´m not a brother for Arms“. Das war´s dann mit der Unterhaltung.

Für meinen 60-Minuten Marsch spielte die Namensgebung eh keine Rolle, denn der Pfad führte am Klippenrand entlang mit wahrlich atemberauenden Aussichten über die ganzen Bergketten hinweg und in das 300m tiefer liegende Tal. Gefüllt mit Baumkronen und einem immer über dem Tal liegenden bläulichen Dunst. Das bewölkte Wetter gab dem ganzen Szenario einen fast mystischen Charakter. Tief ergriffen von vielen überwältigenden Momenten auf dieser Strecke, verwandelte sich beim Eintreffen vom einsamen Pfad auf die Aussichtsplattform vor den „Three Brothers, äh Sisters“ das Mysterium in wenigen Sekunden in ein Hysterium. Gerenne und Hektik bestimmen die sicher 1000m2 große Betonfläche, denn ständig traffen neue Reisegruppen ein, die alle am gleichen optimalen Platz ihre Fotos von den drei Schwestern oder Brüdern machen möchten und wegen der Verwandtschaft auch müssen. Dazu noch weitere Fotos von sich selbst mit den selbigen Figuren im Hintergrund. Die verwendeten Selfie-Teleskop-Wunderstäbe werden inzwischen in Längen verwendet, die einem Degen alle Ehre machen. Es würde mich nicht wundern, wenn diese Technik eines Tages zur Waffe mutiert.

Wenn man den ganzen Auftrieb aus 50m Entfernung gemütlich sitzend anschaut, kann und möchte ich nicht verhehlen, dass ich mich mit den vielen lachenden Gesichtern vor den hochgehaltenen neuzeitlichen Ablichtern mitgefreut habe. Aber auch mitgelitten, wenn besonders straff organisierte Reisegruppen dafür sorgten, dass die bisher Fotografierenden vom Geländer zurücktreten mussten. Da wurde gezogen und geschubst, fehlte nur noch, dass man die Vorderen übers Geländer geworfen hätte. Das dadurch entstehende Chaos beim Durchzählen in den Bussen will momentan noch niemand in Kauf nehmen. Das ganze Tohuwabohu wurde immer wieder durch Rufe und Schreie von Reiseleitern befeuert, die zum Aufbruch mahnten. Draußen warten die Busse und noch mindestens 25 weitere View Points.

Vom Gefühl her fahren 90-95% der Besucher mit gemieteten Reisebussen, mit den Ein-Aussteige-Sightseeingbussen, oder mit Pick-Up-Anbietern mit Komplettversorgung. Diese brettern auch durch Bäche und Waldwege. Diese Konstellation bringt es automatisch mit sich, dass eigentlich immer zu ähnlichen Zeitpunkten alle Busse an den Look Outs eintreffen. Die Morgenstationen sind nachmittags dann relativ verlassen und die Ruhe des Waldes kehrt zurück. So war am schönsten Punkt überhaupt nachmittags für 30 Minuten kein Mensch und dieser Platz wurde dann auch mein Lieblingsplatz, den ich am nächsten Morgen nochmals besucht habe. Dieses Mal für 45 Minuten.

Die Hauptgruppe bilden auch hier Menschen asiatischer Herkunft, deren Sydney-Programm auf jeden Fall die Blauen Berge beinhaltet, d.h. die Gruppen müssen morgens in im Sydneyverkehr los und erst einmal die 120 km in die Berge fahren und nachmittags wieder in den gleichen Verkehr zurück. – Zeit zum Verweilen bleibt da keine. Ist auch nicht notwendig, weil man zuhause genug Zeit haben wird, an den Fotos stundenlang zu verweilen und mit etwas Waldspray die Stimmung wieder herzuzaubern, ergänzt mit ein paar guten Tropfen, damit auch das Blau zum Zuge kommt. Nicht jeder muss Minuten- oder gar Halbstundenlang in die Landschaft starren und meinen, das würde gut tun. Es geht offensichtlich auch anders.

Einen großen Vorteil bringt das ultimative Pulk-Konzept für alle, die sich an der Natur in Ruhe erfreuen möchten. Es bilden sich ohne künstliche Steuerung oder praxisfremde Regelungen automatisch zwei Besuchergruppen, die ich als Hotspotter und Waldtrotter bezeichnen würde.
Beide Gruppen bekommen, was sie erwarten und wirklich wünschen und somit können die Bedürfnisse aller befriedigt werden. Keiner muss, jeder kann.
Die Waldtrotter können sogar direkt an den Hotspots beim Vorbeiwandern schnuppern. Möglicherweise kommt beim Anblick der vielen glücklich strahlenden Menschen die Erkenntnis, dass man selbst in einer verkehrten Welt von vorgestern lebt. Unter den erstaunten, aber gnädigen Augen der Natur kann jeder vollkommen freiwillig mit ein paar Dollar mehr den kleinen Schritt in die Neuzeit wagen. Ähnlich dem ersten Schritt des Menschen auf den Mond . „Ein kleiner Schritt für den Naturverbundenen, aber ein großer Schritt für die Hotspot-Company“, würde Neil Armstrong in Anlehnung an seinen Mondspruch formulieren, wenn er noch leben würde.

Das bekannte Sightseeing-Buskonzept aus den Städten wurde 1 zu 1 auch in die Blue Mountains übertragen. Allerdings fallen hier die vielen Menschen auf den doch beschränkten Flächen besser auf, wenn sie ein Naturschauspiel stürmen. Nach dem Foto kommt dann meistens das nervenzehrende Warten auf den nächsten Bus Die Takte liegen aus wirtschaftlichen Gründen auf dem Land bei eher 45 bis 60 Minuten. Einmal verpasst, heißt einige Lock Outs nicht mehr zu schaffen. Natürlich auch eine Möglichkeit, zur Ruhe oder ins Gespräch mit anderen Wartenden zu kommen. Aus rein sozial-kommunikativen Gründen, sollten die Takte eher noch verlängert werden.

Zusammengefasst hat der Naturliebhaber die Einsamkeit und Ruhe auf den wunderbaren Wanderstrecken den Hotspots zu verdanken. Sie ziehen die Massen an und verhindern dadurch das Eindringen der Natur-Imbis-Gruppen in die Stille der Blue Mountains.
An dieser Stelle sei – auch wenn ich mich öfters kritisch zum Massentourismus äußere – den Investoren der Anlagen gedankt. Das hört sich satirisch an, ist aber ernst gemeint. Anders und böse würde sich die Behauptung anhören, der Grund für die Aber-Millionen-Investitionen sei alleine dem Wunsch der Investoren entsprungen, die Täler und Wälder der Blue Mountains vor einer Überfüllung zu bewahren, um somit einen Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung zu leisten. Nein, das wäre was ganz Neues.

Ach ja, mein Lieblingsaussichtpunkt liegt in der Nachbargemeinde von Katoomba, dem Ort Leura und zwar in der Straße Olympia Parade. Der Weg beginnt schräg gegenüber vom Railway-Museum und führt ca. 100m leicht bergab. Für den Fall, dass mal jemand in die Blauen Berge kommt und auf diesem Felsen singen will.

Wissen sollte man noch, dass die ganzen Blue Mountains seit den 30iger Jahren zu einer Art Villengegend geworden ist, wo Millionen zuhause sind. Nicht an Menschen sondern an Vermögen. Ganz alte victorianische Villen wechseln ab mit ganz neuen Villen im modernen Stil. Alle etwas von der Straße weg, gut abgeschirmt mit PKW-Einfahrt und Gärtner. Bei neueren Villen lässt die Natur manchmal noch einen Blick auf das Gelände zu, wo dann die Porsches, Maseratis und Pick-Ups mit Chromgrill stehen und auf das Herrchen oder die Dame des Hauses waren. Das soll aber nur ein Hinweis darauf sein, dass diese Gegend nicht nur bei Touristen einen Stein im Brett hat, sondern auch beim Finanz-Alt-Hoch- und Neuadel.

Am 16.12.17 geht es weiter über Dubbo nach Bourke und dann an den entferntesten Punkt der Reise nach Cunnamulla. Jeden Tag 300 bis 400km. Ich freue ich
drauf.

Ahoy
Wilfried

Bulletin Nr. 4
Schnorcheltour am Great Barrier Reef 1.12.17 – Der Mummelsee ist überall

(Hinweis: um allen Genderanhängern entgegenzukommen, habe ich den Bericht formal so gedschendert, dass ich die entsprechenden Substantive versächlicht und die drei Geschlechter als .xxx angehängt habe)

Heute haben wir das 1. Adventstürchen aufgemacht und siehe da, eine Insel springt uns entgegen mit dem lieblichen Namen Whitesunday Island. Die Insel heißt so, weil Kapitän Cook die Insel am Weißen Sonntag in den 70igern entdeckte. Nein nicht vor 50 Jahren, natürlich 1770. . Draußen in der Südsee und nur mit dem Schnellboot oder Wasserflugzeug zu erreichen. Ein Angebot incl. 45 Minuten Schnorcheln, Lunch on Board, zwei Stunden Beatsch-Chillen und 800m Trial oder Walk (Wanderung) durch Gebüsch zu eine View Point (Schaupunkt). Da in der Nähe dieser Punkte immer öffentliche WC´s gebaut werden wird verhindert, dass aus dem View kein Pfui wird.

Mit 22 gemischtgeschlechtlichen Schnorchen.xxx gings eng besetzt mit einer Rakete von Boot 45 Minuten zur Sache incl. 360 Grad Kreise in 45° Schrägstellung und Zickzackkurven durch die See. Fun pur – lediglich das Lied „Die Hände zum Himmel“ fehlte im Repertoire an Bord. Da liefen dann die heutigen Ballermänner für das natürlich käufliche Foto mit den Händen zum Himmel.
Macht aber in der Gruppe Spaß, entweder einem selber oder weil andere so viel Spaß haben, dass man sich mitfreuen muss. Da sich das Boot ab und zu verdächtig schlingernd über dem Wasser bewegte, wurden auch die Urängste des Bootunfalls im Haigewässer bedient.

Ein starkes Regengebiet über dem Meer umkurvte der sehr geübte, muskulöse und braungebrannte Käpt´n Cool elegant und nach 45 Minuten sahen wir den tatsächlich weisen Strand von Whitsunday Island mit vielen Robben am Ufer. Auch einige Fangboote lagen in der Bucht, bei denen es sich wohl um Robbenfänger handeln musste. Zwei Wasserflugzeuge erinnerten an die ursprünglich hier lebenden Flug Dinos. Beim Näherkommen verwandelten sich die Robben allerdings in Menschen mit schwarzen Quallenschutzanzügen, die Robbenfangboote in Wassertaxis. Den Flugzeugen entstiegen Kunden, die von ihrer Masse her durchaus mit Dinobabys verglichen werden konnten.

Unser Boot warf den Anker in das seichte (nicht vers….) Wasser, wie zwei weitere Boote der gleichen Schnorchler-Company. Ein Boot war nur mit asiatischen Schnorchen.xxx bestückt, da diese immer das Vollprogramm mit 2×45 Minuten Schnorcheln buchen, während den Westlern 1×45 Minuten genügt. Hintergrund: die Westler wollen lieber 2 Stunden am Strand chillen. Nicht umsonst wird der Osten immer wirtschaftsmächtiger und der Westen hechelt nach immer mehr Pausen im Arbeitsleben.

Nach dem Waten durch das glasklare, warme Wasser sammelten die einzelnen Bootsführer ihre 22 Leute ein und begaben sich auf den Walk zum View, also 66 helle und dunklere Entdecke.xxx. Dazu gesellten sich noch ein Teil der Robben und schon fühlte ich den Gangway rund um den Mummelsee an schönen Wochenenden unter meinen Füßen, allerdings verdammt heiß und ich hatte morgens vergessen, die Füße zu waschen. Während ich noch gedanklich mit der Frage des Schmelzpunktes von Käse beschäftigt war, wurde der Walk-Pfad enger und es kamen uns Scharen von View-Rückkehrenden entgegen. Damit war das Thema Schmelzpunkt erledigt. Es galt nicht abgedrängt zu werden, sondern seine Hälfte des Weges durch geschickte seitliche Schulterberührungen zu behaupten, auch wenn dadurch die Sonnencreme abgewaschen wurde.

Am View war dann die Aussichtsplattform so voll, dass nur abwechselnd in die erste Reihe getreten werden konnte, um seine 289 Fotos von der wirklich grandiosen Bucht zu machen. Keine Frage, der Ausblick auf die gesamte Landschaft mit Meer bleibt ein unvergessliches Erlebnis und in Verbindung mit den hier weilenden Massen für immer im Hirn. Ohne die Massen würde ein Kaffee auf der Plattform den Mummelsee emotional schlagen. Mit den Massen, geht der Kaffee um 9 Uhr auf der Seeterrasse des Mummelseehotels tiefer.

In unserer Gruppe war mir hier auf dem View auch ein tätowierter Muskelmann aufgefallen, der wahrscheinlich auf dem Wasser als zweiter Motor gearbeitet hatte. Vom Körperbau sah er nämlich aus wie einer der beiden Bordmotore, bei denen ich mich schon gefragt hatte, warum sie nicht die gleiche Bauart hatten. Die bläulichen Aufschriften am Motorblock wiesen auf eine spanische Marke hin. Auf dem Foto kann man den Motor neben einem eher dünnen helleren Strich sehen, bei dem es sich um Felix handelt und der hat inzwischen auch ein paar Päckchen zu zeigen.

Nach dem optischen Genuss ging es wieder aufs Boot zur Fahrt in die Schnorchelwelt ein paar hundert Meter weiter. Die umfahrene Regenwolke hatte uns wohl beobachtet und lies ihren Freudentränen ein paar Minuten freien Lauf. Jeder war nass und abgekühlt, ideal für den Schnorchelgang.
Die Robbenanzüge und Schnorchelbrillen wurden verteilt und wenige Minuten später lagen alle im Korallenriff und starrten in die Tiefe, in der sich viele farbige Fische und Korallen befanden in direkter Nachbarschaft von ergrauten Korallen-Schönheiten. – Gut dass es das auch bei den Korallen gibt, dachte ich mir und spuckte den nächsten Schluck Salzwasser aus. Die Schnorchel der Firma Käpt´n Cool haben nämlich kein Wasserrückhaltesystem. Das Schnorchelrohr ist vollkommen offen und füllt sich sofort, wenn das Rohr einmal unter Wasser kommt. Logischerweise füllt sich dann auch der Mund. Prost! Der Salzhaushalt stimmte auf jeden Fall wieder.

Nach 50 Minuten waren alle wieder an Bord und entrobbt. Der Chill part konnte mit dem On-Bord-Lunch beginnen, der für 10 Dollar (6,50 Euro) üppig ausfiel. Wahrscheinlich waren am Tag vorher viele seekrank geworden bei den Kurven des Käpt’n ….. Das war natürlich ein Scherz, hoffentlich! Die Kaltspeisen – warm halten geht schlecht auf einem so kleinen Boot – schmeckten wirklich gut, was man auch ringsum hören konnte. Nicht durch Worte, eher durch Schnorchellaute.
Zwei Stunden Strandwandern, WC-Gänge, Chillen, Bräunen, Indianergeburt spielen oder Schwimmen waren angesagt. Dies bei tiefblauem Himmel und stechender Sonne. – War super. Unterbrochen nur von einem etwas größerem Reptil, das sich von hinten an mich geschlichen hatte, während ich auf einem Baumstamm einen Apfel zerlegte. Unklar bleibt, ob ich (1)oder der Apfel (2)das Ziel war oder meine Füße (3), deren Temperatur eigentlich der entsprach, wie in Gourmettempeln nach dem Essen der Käsenachtisch gereicht wird.

Zwei Indische Touristen machten mich schreiend auf das Tier aufmerksam. Da ich der indischen Sprache nicht mächtig bin, waren es nur die etwas kehlkopfartigen hohen Laute der Frau, die mich zum Umdrehen bewegten. Das Urviech hatte sich tatsächlich bis auf einen Meter an alle der drei in Frage kommenden mehr oder weniger essbaren Teile herangepirscht. Mit seiner – man sieht ja so Dinger in manchen Abenteuerfilmen – meterlangen gezackten Zunge hätte es mir längst den Apfel aus der Hand klauen können. Der Schluss lag nahe, dass es sich um ein Käseliebhabe.xxx handeln musste.
Ich vergrößerte den Abstand mit einem beherzten Sprung eines 66-jährigen und schoss drei oder 4 Mal aus der Hüfte, wie man das aus den früheren Western kennt. Dann hatte ich das Reptil im Kasten. (siehe Foto)

Der Rückflug mit dem Boot war nochmal richtig Klasse, da Käpt´n Cool die Südroute fuhr und die geht teilweise übers offene Meer mit entsprechenden Wellen, Schreien und den Händen in den Himmel. Oktoberfest in der Südsee mit Abschlusskreisel mit Tempo 80 km/h vor dem Hafen und einem letzten Abhebegefühl nach einem Zick-Zack-Schlenzer.
Alle zufrieden, niemand gekotzt. Braune und Indianer verlassen erschöpft das Boot, das für einen Tag Südseeromantik der anderen Art geboten hatte. – Ob der Tag den Schildkröten und den anderen dort lebenden Arten gefallen hat? Schlecht zu sagen, die reden ja nicht mit einem.
Auf dem Werbefoto der Schnorchel-Company scheint die Schildkröte eher sagen zu wollen: „Haut ab hier.“ Schade, wir haben sie doch so lieb.
Wilfried, 5.12.17

Nach 32 Tagen einer tollen Reise mit ca. 11500km Bahn und 8500km Schiff bin ich bei Felix in Brisbane angekommen. Hochhaus mit Glasfront, 18ter Stock. Da fällt man auf , wenn man mit Gitarre und dem alten Tramper Rucksack von vor 45 Jahren auftaucht. Die junge Dame an der Rezeption dachte sicher im ersten Moment, da läuft der Film „DENN SIE WISSEN NICHT,WAS SIE TUN“. Der riesigen Rucksack voller Erlebnisse und Anekdoten ist Gott sei Dank nicht sichtbar. Bei den Anekdoten sieht man schon in vielen Situationen, dass man auf dem Lande lebt und vom Leben in den heutigen Millionenstädten geradezu überrumpelt wird :-)

In Shanghai und Hongkong hatte ich noch auf die modernen Hochfinanz-Tempel aus Glas und Beton hochgeschaut, jetzt wohne ich vorübergehend in einem solchen. Wenn von soweit oben runterschaut, kann schon mal die Bodenhaftung verloren gehen. Eine kurze, nicht ganz ernst gemeinte Abschweifung sei erlaubt: Was in diesem Appartement fehlt ist einzig und alleine die bei solchen Wohnungen übliche Dekoration, das 100% Aufgeräumte, die weißen Deckchen auf dem Balkontisch mit einer Fruchtschale aus Südseefrüchten und der gekühlte Champus in hochstieligen Gläsern, die wir natürlich im Stehen und langsam Gehen in kleinen Schlucken zu uns nehmen und dabei in eleganten Anzügen oder Leinenkombinationen über dies und Jenes plaudern, während wir durch die Glasfronten aus dem 18 Stock über Brisbane blicken, uns bewusst, dass wir zu den besser Verdienenden gehören und die armen Bauarbeiter von gegenüber loben für ihre wirklich gute Arbeit am neuen Appartementhochhaus, wo sie nie wohnen werden. Vielleicht auch nicht wollen oder sollen? :-)

Hanfwerke Oberachern, Berlin, Moskau, Transibirische Bahn , Peking, Shanghai, Honkong und dann 11 Tage mit dem Containerschiff. Traumhafte Tage muss ich zugeben, so ganz ohne Verpflichtungen, nur tun und lassen, was ich wollte sogar mit Musik-Auftritt auf dem Schiff, bei dem ich ein schnell getextetes Lied in Badenglisch zur Äquatortaufe zum Besten gab. Die Taufe selbst war eine mord´s Gaudi. Lange nicht mehr so gelacht.

Mit einer Kajüte so um die 45m2, Vollverpflegung und freier Beweglichkeit auf dem Schiff für mich eher ein schwimmendes Hotel. Immerhin, täglich 2 Mal Wanderung um das Schiff mit 300m Länge und 40m Breite, so viel km laufe ich sonst in einem halben Jahr nicht. Mit dem Kapitän verband mich die Musik, da er Bob Dylan, Mark Knopfler etc. als seine Lieblingsmusik sieht und noch vieles mehr. Da haben wir dann schon mal eine Flasche miteinander in seiner Kapitänssuite ins Jenseits befördert, mit der obigen Musikbegleitung unserer alten großen Herren des Folk etc. Da ist in wenigen Tagen eine richtige gute und freundschaftliche Beziehung entstanden, die über den Tag hinaus dauern könnte.

Gibt viel zu erzählen, viele Anekdoten zum Schmunzeln und halb totlachen, wenn man als Bauer vom Lande in die Großstädte der Welt kommt und sich mit meinem Badenglisch mit den Eingeborenen (darf man die so nennen???) mittels deren Russenglisch oder Chinenglisch verständigt. Da passieren dann schon mal Pannen :-)

Und jetzt sitze ich in der Luxuswohnung von Felix im 18 Stock . Er muss ja, wie sich das für unsere monetären Unterhaltsverpflichteten gehört, im Büro schuften, während sich der Alte auf seine Kosten einen schlanken Lenz macht und sich auf Bismarcks Rentenkonzept beruft.

Von Honkgong bis Brisbane auf dem Schiff gab´s keine Nachrichten. Eine schöne ruhige digitalfreie Zeit, für mich. Nix Mail, nix SMS. Das Schiff hat ein eigenes geschlossenes Informationssystem nur für interne Kommunikation mit der Firma.

Infos zum Schiff:
Das Schiff selbst ist eines von 6 Schiffen, das quasi Linienverkehr fährt mit 4200 Containern.
Schnittgeschwindigkeit: 17 Knoten = ca. 31km/h, 660 am Tag
Höchstgeschwindigkeit: 25 Knoten = ca. 42km/h
Antrieb: max. 50000 Pferde ziehen den Kahn durch die Südsee.
Saufen: jeden Tag 100 to Flüssigfutter
Tiefgang: 11 m Höhe
Brücke: 35m – also gute Fernsicht

Die AGLAIA fährt stundengenau Linie in der Südsee. Ankunfts- und Abfahrtszeit exakt festgelegt. Honkong – Brisbane – Auckland – Busam (Korea) – Kobe (Japan) – Shanghai – Hongkong – Brisbane. 6 Wochen ein Rundlauf. Fast wäre ich an Bord geblieben und nach Neuseeland gefahren, aber Felix hat hier schon eine Freizeitprogramm organisiert.

Ende der Woche machen wir dann 10 Tage auf Tourist und befahren die Ostküste, tauchen am Great Barrier Riff, Linksverkehr üben etc. während in Deutschland ein paar unterschiedlich gefärbte Kleinkinder im Sandkasten oder im Hühnerstall – der Gockel wegen – Politik spielen. Vom Ausland her betrachtet versteht man die Welt nicht, wenn man dieses politische Schmierentheater in den Nachrichten sieht.

Als Kontrast zur deutschen Tagespolitik der Jamaikagesellen ein Auszug aus dem Reisetagebuch – zwischen Papua-Neuguinea und Australien

Auszug aus dem Reisetagebuch: (ist schon einige Tage her)

17.11.17 – Tag 8 auf See – rechts Australien-Nord-Eastküste – links die weite Südsee mit Inseln

Der Morgen beginnt um 5,00 Uhr, da die Durchfahrt einer Korallenriffgruppe mit einem schmalen Fahrstreifen vor uns liegt. Der Kapitän geht selbst ans Steuer, da diese Passage nicht automatisiert gefahren werden darf. Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt. Ein atemberaubender Sonnenaufgang, kleine Inseln im Meer mit den berühmten Palmstränden, aber zu weit weg, um Details zu erkennen.

Während der ziemlich konzentrierten Durchfahrt fällt mir das Lied „Wir lagen vor Madagaskar“ ein und der Satz „.. liefen wir auf ein Riff. Ahoy Kameraden….“. Das Korallenriff zieht sich an dieser Stelle über viele Meilen und die Passage ist die einzige, die mit einer Wassertiefe von 150 bis 250m von alle Schiffen passiert werden kann. Ohne diese Fahrrinne wäre ein zeitraubender Umweg notwendig. Gut möglich, dass hier mancher Seefahrer zuerst eine unerfreuliche und nasse Bekanntschaft mit einem Riff und dann mit den Bewohnern der Inseln gemacht hat. Gutes Benehmen half in diesem Falle eventuell über die Landung im Kochtopf hinweg. James Cook hatte Pech. Er wurde auf Hawaii von den dortigen Bewohnern als Abwechslung zum ewige Fisch- und Kokosnussessen gesehen.

Im Prinzip sieht es auf der Karte dramatischer aus, wie es dann tatsächlich abläuft, wobei neben dem Kapitän und dem 1. Officer noch ein Steuermann ziemlich konzentriert bei der Sache waren incl. einer ständigen Beobachtung des Meeres mit dem Fernglas. Schon lange vor der Passage wurde über die Erhöhung der Geschwindigkeit ein Zusammentreffen mit einem entgegenkommenden Containerschiff von vornherein ausgeschlossen. – Der Mensch denkt und die Technik erledigt dann den Rest.

Hier draußen gibt es weit und breit kein süchtig machendes Netz, sondern nur die sättigenden Fischernetzen der Eingeborenen, sofern man diesen Begriff heutzutage überhaupt noch ungestraft verwenden darf. Wahrscheinlich müsste man sagen, es handelt sich um „Die hier auf natürliche Weise zur Welt Gekommenen“. Der Rest auf den Inseln sind Eingeschiffte, Schiffende oder Eingeflogene, jedenfalls aus anderen Kulturen Stammende. Nachfolger von James Cook oder anderen Entdeckern, die sich einen Teufel um die Kultur der eroberten Völker scherten und im Namen des Christentums mit Feuer und Schwert durch die Länder zogen.

Eine Beschäftigung, die sich im Laufe der Jahrhunderte stark veränderte. Heute haben Dollars und anderen Heilsversprechungen das Feuer und Schwert ersetzt und Ökonomen versprechen den Völkern eine bessere Zukunft. Sie meinen aber nicht die Völker sondern einige wenige Auserwählte oder besonders Geschäftstüchtige – am besten mit Beziehungen in die oberen Schichten- die sich dumm und dämlich daran verdienen. Dumm und dämlich ist auch die dafür verwendete Begründung, dass die Vorangehenden alle hinter sich her in bessere Zeiten führen. Die einfachste Art jede ungerechte Güterverteilung auf der Welt zu begründen.

Wenn wir aber schon bei dem Thema Beschäftigung sind, ein paar Worte zur Reise mit Containerschiffen. Hat aber nichts mit Feuer und Schwert zu tun, sondern mit einer zusammenfassenden Einschätzung, für wen eine solche Reise ein Traum und für wen sie ein Alptraum werden könnte.

Was nicht passen würde, wären Erwartungen an irgendein Freizeitprogramm seitens der schwimmenden Transportfabrik. Sie bietet ausschließlich Sightseeing, meist gleichförmige und unterschiedlich bewegte offene See ,unterbrochen von landschaftlichen Sensationen, wenn diese nicht gerade in die Nacht fallen. Da die Fahrzeiten nahezu minutengenau getaktet sind, kann man sich im Prinzip bereits vorher die Aufstehzeiten notieren, wenn man in den frühen Morgenstunden dies und das nicht verpassen möchte . z.B. zwischen Honkong und Brisbane die Durchfahrt durch eine enge Passage zwischen Korallenriffen oder an den rauchenden Vulkanen in Papua Neuguinea. Das wird den Fahrplan nicht ändern, auch wenn es dadurch nachts am schönsten Punkt der Erde vorbeifährt. – Darüber muss man sich im Klaren sein.

Entschädigt wird man mit einer Kajüte mit permanenter Fernsicht aufs Meer oder andere traumhafte Kulissen. Dazu mit etwas Glück die Eignerkabine mit 35-45 m2. In einer Hochglanzwerbebroschüre würde von einer schwimmenden 40m2-Hotelsuite mit Meeresblick geschwärmt werden mit Privatpool und Vollverpflegung. Das Ganze für ca. 100 Euro/Tag. Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung inclusive. Fotos vor rauchendem Vulkanen auch.

Wer seinen Körper hart ran nehmen will, dem steht ein Fitnessstudio mit allem Drum und Dran zur Verfügung. Auch ein TT-Raum.

Wer gerne Videos schaut oder Musik hört, sollte sich welche auf dem Stick oder einer Festplatte mitbringen. Sinnvollerweise den Kopfhörer gleich mit, damit die arbeitenden Wohnzimmernachbarn sich nicht an der Wand abarbeiten müssen, bis Du sie hörst.

Wer gerne liest, der sollte sein E-Book dabei haben und kann hier die ganze Nacht durchlesen und den Tag verschlafen. Spielt hier alles keine Rolle. Es wird kein Hotelpersonal klopfen und sauber machen wollen.

Wer zuhause nie dazukommt, von den viel zu vielen digitalen oder normalen Fotos, die Spreu vom Weizen zu trennen oder andere Ordnungsvorhaben mit sich herumträgt. Hier bist Du richtig. Ungestört kannst du Dich ausbreiten und alles liegen lassen, wenn Dir die Sortiererrei zum Halse raushängt und Du für ein paar Stunden die Nase in den Seewind stellen willst.

Wer gerne Musik macht – im Rahmen gewisser Lautstärken – kann hier nach Lust und Laune üben. Notfalls den Kapitän fragen, welcher Raum dafür am geeignetsten ist. Trompeten und Alphörner sind am Besten am Bug Deck aufgehoben, 200m entfernt von der Brücke. Die geltenden internationalen Fischschutzbestimmungen enthalten keine Regelungen, die nerventötendes Trompeten verbieten. Alphörner können bis zu einer Länge von 20m geprobt werden. Aber Vorsicht vor den Harpunen, wenn Walfänger in der Gegend rumfahren und das Alphorn mit dem Sound des Wals verwechseln können wenn der auftaucht.

Wer sich normalerweise gerne reden hört, kann hier noch mehr reden ohne jemandem auf die Nerven zu gehen. Das Meer hört geduldig zu, niemand hört mit. – Wer aber meint, alle um ihn herum lieben seinen Redeschwall, sollte hier vorsichtig sein. Nicht immer stoppt ein Schiff, wenn es „Mann über Bord“ heißt. Sind es geistreiche Worte für das Volk und die Ewigkeit, dann einen Voice-Recoder mitbringen. Es wäre schade, wenn hier entstandene Zukunftstheorien und Weltrettungsthesen verloren gingen. Im nächsten Hafen können sie direkt über das Internet in die weite Welt geschickt werden. Nach der Rückkehr von der Reise kann man dann zuhause selbst die verändernde Wirkung jener nächtlichen Rede an die Völker und Weine der Welt feststellen.

Als Hobbymusiker kann ich nur empfehlen, auf jeden Fall den Voice-Rekorder mitzunehmen. Es lässt sich nicht vermeiden, dass man über die nach und nach aufkommende innerliche Ruhe neue Gedanken fasst und diese in einen Song umsetzen möchte. Aufschreiben, aufnehmen!

Bei all diesen möglichen Beschäftigungen und Ablenkungen würde ich trotzdem zum Schluss kommen: wer nichts mit sich anzufangen weiß und Schwierigkeiten hat mit dem Alleinsein, der ist hier falsch am Platze. Wer die Ruhe und Gleichförmigkeit der Tage nicht als Entspannung genießen kann, sollte lieber mit den Donau- oder Rheinschiffen fahren oder gleich mit dem Kreuzfahrschiff. Da wird all das geboten und noch viel mehr, was ihm die schwimmende Transportfabrik nicht bieten kann.

Jetzt ist es kurz vor 10 Uhr, Zeit für die tägliche Morgenwanderung. Bin gerade von Deck A nochmals zurück – 120 Stufen hoch und runter – weil ich vergessen hatte die CD-Memory-Card in den Foto einzulegen. Hier gilt auch für mich: „Wer es nicht im Kopf hat, der hat´s in den Beinen. Die meisten Profi-Fußballer sind Beweise für diese in meinem Fall wohl leider auch stimmende Theorie.

11 Uhr-Kaffee in der Suite. Eine Regen- und Gewitterfront hat meine Träume auf meinem Lieblingsplatz, dem Bug-Poller, jäh beendet und mich zu einem Spurt zurück genötigt. Ich hatte auf dem Hinweg einen Matrosen mit Farbeimer gesehen , was eine Wetteränderung als unwahrscheinlich erscheinen ließ. Erst südlich warme, ziemlich große und rasant zunehmende Regentropfen machten aus der Wanderung einen 200m-Sprint ins Cafe „Kapitän“.

Das Beste bei der Kaffeepause: meine Hanu* verwöhnt jedes Mal – immer mit dem gleichen, aber süchtig machenden Geschmack – meinen Mund. Ein ganz anders Verhalten am Abend. Da schmollte sie immer auf dem Schreibtisch rum und schaut eifersüchtig rüber, wenn mich Miguela** mit dem unvergleichlichen Geschmack einer Spanierin auf dem Sofa verwöhnt.

Und das, obwohl ich ihr jeden Abend erkläre, dass die Miguela nicht aus Spanien sondern aus Honkong, New Territories stammt. Genau von dort, wo ich der falschen Fähre entstiegen bin und statt des Cappuccinos den Gesundbrunnentrunk bekommen hatte, dessen Geschmack ich heute noch im Mund habe, aber im Spiegel keinerlei Verjüngung sehe. Aber das ist eine andere Geschichte.

* = Hanuta
** = San Miguel Bier

Ende Tagesbericht, wovon es inzwischen 34 gibt.

Ahoy Wilfried

Hallo zusammen,

meine Zugfahrkarte Hanfwerke Oberachern – Honkong geht hier zu Ende. Ca. 12000 km mit der Bahn, egal ob spanischer Nachtzug von Berlin nach Moskau, oder Rumpel-Transibirische von Moskau über Irkusk, Ulan-Bator bis Peking, oder die 300km/h schnellen ICE´s der Chinesen von Peking nach Shanghai und weiter nach Honkong. – Es war eine mehr als eindrucksvolle Zeit. Zeitmäßig in etwas gleich, wie die 12000 km mit dem LKW von Achern nach Riad in Saudi-Arabien und zurück. Großer Vorteil: ich wurde gefahren.

Es gäbe viel zu erzählen vom ersten Reiseabschnitt. Die Tagesaufzeichnungen werde ich mir ab morgen auf dem Schiff nach Australien anschauen und dazu die vielen kleinen Videos von der Fahrt. Immerhin ging es in Deutschland herbstlich los, ab Moskau wurde es eher winterlich und ab Peking wurde es zunehmend wärmer. Heute in Hongkong 27 Grad, Sonnenschein mit Smogschutz, etwas schwül, aber eher sommerlich.
Mit dem Smogschutz können die hier sehr viel Sonnencreme einsparen. Schade, dass es diesen Schutz in Australien nicht gibt. :-)

Um 12 Uhr werde ich vom Hotel abgeholt und quasi nach Australien exportiert. – Hier herrschen noch richtige Grenzbestimmungen wie früher in Kehl an der Grenze. Im Inneren des Landes oder hier in Honkong merkst Du wenig davon. – Aber an den Grenzen würde jeder AFDler seinen Himmel erleben mit Pass vorzeigen und Personenkontrolle vom Feinsten. So richtig wie in den guten alten Zeiten. :-)

Lassen wir das Politische. Es reicht, wenn einige Fotos auf dem Kopf stehen. Mit Kopf- oder Handstand sieht man sie dann richtig oder den Laptop drehen.

Also dann, ab morgen heißt es Ahoy  :-)

Wilfried

Ich muss jetzt Schluss machen, denn die Zimmerbiene will unbedingt sauber machen, obwohl ich außer Straßenstaub kaum Dreck gemacht habe. Lediglich die Abfallkörbe sind voller Bier- und Kaviardosen. Die Champagnerflaschen habe ich daneben gestellt.
Das hat mehr Stil.